Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(15): 767-773
DOI: 10.1055/s-0034-1369897
Originalarbeit | Original article
Medizinstudium
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung der Promotionssituation in der Medizin

Ergebnisse zweier Befragungen im Abstand von 10 Jahren (2001 und 2011)Development of the situation of doctoral students in medicine: Results of two surveys at an interval of ten years (2001 and 2011)
A. Jüttemann
1   Promotionskolleg der Charité
,
F. Richter
2   Institut für Radiologie, Charité Campus Mitte
,
C. Wagner
1   Promotionskolleg der Charité
,
M. Dewey
1   Promotionskolleg der Charité
2   Institut für Radiologie, Charité Campus Mitte
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

08 July 2013

21 November 2013

Publication Date:
01 April 2014 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Bei der medizinischen Promotion handelt es sich um ein in Deutschland häufig kontrovers ohne quantitative Daten diskutiertes Thema. Ziel der Befragung war es, die Promotionssituation im Intervall nach 10 Jahren erneut zu analysieren.

Methoden: 1081 Humanmedizinstudenten des 11.-14.  Fachsemesters der Charité wurden online zum Ablauf und zur Betreuungssituation ihrer Promotion befragt. Dabei wurden aktuelle und abgebrochene Promotionen berücksichtigt.

Ergebnisse: 304 Personen nahmen an der Umfrage teil. In einigen Bereichen schätzten die Doktoranden ihre Situation aktuell signifikant besser ein als im Jahr 2001, z. B. bei der Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten durch das Studium (p < 0,001). Die „Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis“ waren 5-mal so vielen Befragten wie 2001 bekannt (51 vs. 10 %, p < 0,001) und die Bekanntheit des Promotionsthemenkatalogs hat sich verdoppelt (40 % vs. 81 %, p < 0,001). Die Teilnehmer des Promotionskollegs der Charité fühlten sich besser auf wissenschaftliches Arbeiten vorbereitet (p < 0,001). Wie 2001 wurde ein Ausbau der statistischen Ausbildung gefordert (50 % waren ohne statistische Betreuung). Etwa ein Drittel der Doktoranden bemängelte die unzureichende finanzielle Unterstützung.

Folgerung: Die Promotionssituation wurde in einzelnen Aspekten in den letzten Jahren optimiert. Die statistische und finanzielle Unterstützung sollte weiter verbessert werden.

Abstract

Background and objective: The topic medical dissertation is often discussed controversially without quantitative data in Germany. The aim of this survey was to analyze the situation of doctoral students in medicine again after ten years.

Methods: Students at Charité – Berlin in their 11th to 14th semester completed an online survey about the progress and the support of their dissertations (n = 1081). The questionnaire included current and aborted dissertations.

Results: The present evaluation had almost the same percentage of respondents (28 %) as in 2001 (31 %) and showed improvements in the preparation for scientific work by curricular courses (p < 0.001). 51 % were aware of the principles of good scientific practice in 2011, which was five times more than in 2001 (10 %, p < 0.001). The knowledge of the doctoral topics catalogue doubled in the same time (from 40 % to 81 %, p < 0.001). In addition the participants of the Charité graduate program felt better prepared for scientific work (p < 0.001). One third still criticized the insufficient funds for their doctoral projects. Another request was better training in statistics because 50 % received no statistical support during the pursue of their thesis.

Conclusion: The graduate program at Charité has been making a significant contribution towards improved preparation for scientific work and medical dissertations. However, there are still improvements necessary such as better financial support and statistical preparation of medical dissertations.

 
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