Klin Monbl Augenheilkd 2025; 242(02): 137-145
DOI: 10.1055/a-2480-1772
Klinische Studie

Zum Vergleich verschiedener Selbsttonometriegeräte mit der Goldmann-Applanationstonometrie unter besonderer Berücksichtigung der biomechanischen Hornhauteigenschaften

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Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
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Rico Großjohann
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
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Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund Seit mehreren Jahren nimmt das Interesse am Einsatz der Selbsttonometrie als ergänzendem Bestandteil des Glaukom-Monitorings zu. Bislang fanden 2 Selbsttonometriegeräte das Ocuton S und das iCare Home Anwendung, ohne dass über die Beeinflussung der Messergebnisse durch die individuellen biomechanischen Hornhauteigenschaften vergleichend zur Goldmann-Applanationstonometrie (GAT) als Referenzmethode berichtet worden wäre.

Patienten und Methoden Daher wurde bei 108 Patienten mit Glaukom, Glaukomverdacht oder okulärer Hypertension der Intraokulardruck (IOD) mittels GAT vergleichend mit den beiden Selbsttonometern Ocuton S*TT-MV und iCare Home zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in wechselnder Reihenfolge im Rahmen der Erstellung von Augeninnendrucktagesprofilen gemessen. Zur Bestimmung der biomechanischen Hornhauteigenschaften wurden die Hornhautdicke (CCT), die korneale Hysterese (CH) und der korneale Resistenzfaktor (CRF) mittels Ocular Response Analyzer (ORA) erfasst.

Ergebnisse Zunächst wurden die Messabweichungen zur etablierten Referenzmethode (GAT) ermittelt. Die mittlere Differenz zwischen iCare Home und GAT betrug − 1,73 ± 2,84 (− 3,95 – 7,41 mmHg) bzw. zwischen Ocuton S*TT-MV und GAT + 1,49 ± 2,9 mmHg (− 7,29 – 4,31 mmHg). Die Messwerte des iCare Home unterschieden sich statistisch signifikant innerhalb der Messreihenfolgen (p < 0,001). Innerhalb der Untersuchung der Messreihenfolgen zur Erfassung möglicher Beeinflussungen der Tonometer untereinander wurde bei GAT und Ocuton S*TT-MV kein signifikanter Unterschied festgestellt (p = 0,262; p = 0,063). Demgegenüber wurde das iCare Home signifikant durch andere vorangegangene Tonometrieprinzipien beeinflusst. Die Untersuchungen des Einflusses der biomechanischen kornealen Eigenschaften auf die Selbsttonometrie ergaben eine signifikante Korrelation beider Selbsttonometer mit der Hornhautdicke, wobei nur beim iCare Home ein mittlerer bis großer Zusammenhang zur Hornhautdicke besteht. Die mit den beiden Selbsttonometern gemessenen IOD-Werte korrelieren signifikant mit den CRF-Werten (p < 0,001). Die Werte des Ocuton S*TT-MV korrelieren signifikant mit den CH-Werten (p = 0,024), demgegenüber trifft dies für die Werte des iCare Home nicht zu (p = 0,853).

Schlussfolgerung Die Messabweichungen der beiden Selbsttonometer zur etablierten Referenzmethode (GAT) sehen wir in einem vertretbaren Rahmen. Viel wichtiger ist es, im klinischen Alltag bei jedem Gerätesystem separat auf eine Änderung der Messwerte im Langzeitverlauf, z. B. allmählicher Anstieg der Augeninnendruckwerte, zu achten. Bei vergleichenden Messungen mehrerer Tonometer erfordert die Messreihenfolge wegen der gegenseitigen Beeinflussung besondere Berücksichtigung. Wir empfehlen, die Messungen mit dem iCare Home vor der Applanationstonometrie durchzuführen. Eine Berücksichtigung der biomechanischen kornealen Eigenschaften ist bei den Selbsttonometern iCare Home und Ocuton S*TT-MV besonders wichtig. Beide Selbsttonometer zeigen eine Abhängigkeit von den CRF-Werten. Beim Ocuton S*TT-MV sollten zusätzlich die CH-Werte in die Messwertinterpretation einbezogen werden.



Publication History

Received: 01 July 2024

Accepted: 18 November 2024

Accepted Manuscript online:
20 November 2024

Article published online:
13 February 2025

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