Dtsch Med Wochenschr 2014; 139(27): 1403-1408
DOI: 10.1055/s-0034-1370129
Originalarbeit | Original article
Prävention
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirksamkeit und Nachhaltigkeit eines Raucher- präventionsprogramm für Schüler – „ohnekippe“

Efficacy and sustainability of a smoking prevention program for pupils – „ohnekippe“
M. Kreuter
1   Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
2   Zentrum für Translationale Lungenforschung (TLRC), Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL)
3   Raucherprävention, Thoraxklinik. Universitätsklinikum Heidelberg
*   equal contribution
,
C. M. Bauer
1   Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
3   Raucherprävention, Thoraxklinik. Universitätsklinikum Heidelberg
*   equal contribution
,
M. Ehmann
3   Raucherprävention, Thoraxklinik. Universitätsklinikum Heidelberg
,
J. Kappes
1   Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
,
P. Drings
3   Raucherprävention, Thoraxklinik. Universitätsklinikum Heidelberg
,
F. J. F. Herth
1   Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik, Universitätsklinikum Heidelberg
2   Zentrum für Translationale Lungenforschung (TLRC), Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL)
3   Raucherprävention, Thoraxklinik. Universitätsklinikum Heidelberg
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

24. September 2013

16. Januar 2014

Publikationsdatum:
17. Juni 2014 (online)

Preview

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Thoraxklinik Heidelberg führt seit 2000 die Primärpräventionsmaßnahme „ohnekippe“ für 12- bis 14-jährige Schüler durch. Um die Wirksamkeit zu überprüfen, wurde die Maßnahme wissenschaftlich evaluiert.

Methoden: Teilnehmende Schüler (n=1427) wurden zum Zeitpunkt der Intervention und nach einem Jahr zu ihrem Rauchverhalten befragt. Als Kontrollgruppe (n=1412) dienten Klassenstufen aus vergleichbaren Schulen ohne Präventionsveranstaltung. Anschließend erfolgte eine Adaptation des Programms in Zusammenarbeit mit den Schulen und es wurden Mikrozensusdaten von 2005 und 2009 zum Rauchverhalten Jugendlicher verglichen.

Ergebnisse: Zu Beginn waren 187 (13,4 %) der Schüler der Interventionsgruppe und 215 Schüler (15,4 %) der Kontrollgruppe Raucher. Nach einem Jahr war der Anteil der Raucher von 11,2 % auf 21,2 % angestiegen mit nicht signifikantem Unterschied zwischen beiden Gruppen. Neben Alter und initialem Rauchstatus zeigte sich die „peer group“ als besonders wichtige Einflussgröße auf das Rauchverhalten. Nach anschließender Adaptation des Programms zeigte der Vergleich der Mikrozensusdaten eine mit 11,8 % um 4,2 % geringere Raucherprävalenz als im gesamten übrigen Baden-Württemberg (16,0 % Raucherprävalenz) und im restlichen Deutschland (17,5 % Raucherprävalenz). Der Anteil der Raucher in dieser Altersgruppe ist im genannten Einzugsgebiet von 2005 bis 2009 mit 7,8 % deutlich gesunken.

Folgerungen: Raucherprimärpräventionsmaßnahmen für Schüler können bei entsprechender Konzeption wirksam sein. Allerdings kann der Raucherstatus von Schülern mit einer Veranstaltung alleine nicht nachhaltig beeinflusst werden. Unabdingbar ist daher eine intensive Vor- und Nachbereitung sowie die Einbindung der „peer group“. Das Primärpräventionsprogramm „ohnekippe“ wurde daher mit vielversprechendem Erfolg entsprechend modifiziert.

Abstract

Background: Since 2000 the Thoraxklinik Heidelberg offers the primary smoking prevention program “ohnekippe” for children aged 12–14 years. This program was scientifically evaluated to test its efficacy and sustainability.

Methods: All pupils participating in this prevention program (n=1427) were asked to complete a written survey regarding their smoking behaviour at the time of intervention (baseline) and after one year. A control group (n=1412) without intervention from comparable schools and grades were questioned in parallel. Afterwards the program was modified with active involvement of schools and then data regarding smoking prevalence of young people were compared based on the microcensus 2005 and 2009.

Results: 187 (13,4 %) pupils in the intervention and 215 (15,4 %) pupils in the control group were smokers at baseline. One year after, the number of regular and occasional smokers had increased from 11.2 % to 21.2 % in both groups without significant differences. Besides age and initial smoking status the “peer group” had important influence on smoking behaviour of young people. After modifying the program the number of smoking young people in the catchment area of “ohnekippe” has decreased significantly (7.8 %). Overall smoking prevalence in this age group was much lower (11,8 %) than in the rest of Baden-Württemberg (16.0 %) and of Germany (17.5 %).

Conclusion: Smoking prevention programs for young people can be effective if they are appropriately designed. Not only one prevention event, but intensive preparation and follow-up in schools as well as involvement of the “peer group” is essential for a successful intervention. After appropriate modification the smoking prevention program “ohnekippe” shows highly promising success.