Dtsch Med Wochenschr 1983; 108(28/29): 1090-1096
DOI: 10.1055/s-2008-1069698
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diphtherie-Immunität und ihre epidemiologische Bedeutung*

Diphtheria immunity and its epidemiological significanceP. Naumann, H.-J. Hagedorn, R. Paatz
  • Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. P. Naumann)
* Mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Projekt-Nr. IV B 5-FA 8030
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

3503 Sera von Personen aller Altersgruppen wurden mit dem indirekten Hämagglutinationstest auf antitoxische Diphtherie-Antikörper untersucht. Die Ergebnisse zeigen, daß ein hoher Prozentsatz der Jugendlichen und Erwachsenen mit < 0,01 IE/ml entweder überhaupt keinen (48,9 bzw. 35,6 %) oder mit 0,01 bis 0,09 IE/ml einen nur unzureichenden Immunschutz (30 % bzw. 41 %) gegen die Diphtherie und ihre toxischen Folgen hat. Aber auch von den Kindern bis zum 14. Lebensjahr sind trotz hoher Impfquote 28,5 % völlig ohne und 20,5 % ohne sicher schützende antitoxische Immunität. Damit besteht ein gefährlich hohes epidemisches Potential von Anfälligen in unserer Bevölkerung. Zum Aufbau einer Immunbarriere gegen eine epidemische Ausbreitung ist nicht nur eine lückenlose Immunisierung im Kindesalter, sondern sind auch die Auffrischung der dadurch gewonnenen Grundimmunität alle 5 bis 6 Jahre sowie schwerpunktmäßige Impfungen der Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen mit dem zur Zeit höchsten Morbiditätsrisiko erforderlich. Hierzu steht ein Diphtherie-Impfstoff der Behringwerke für Erwachsene mit nur 5 IE Toxoid/0,5 ml zur Verfügung, der nach einmaliger Applikation jedoch nur bei vorsensibilisierten Probanden (17 von 49) zu einer antitoxischen Immunität (≥ 0,1 IE/ml) führte. Von 32 primär seronegativen Personen reagierten 14 auf zweimalige Injektion, während bei 18 weiteren Probanden (36,7 %) auch nach zweiter Impfung keine Immunantwort innerhalb von 6 Wochen nachweisbar war.

Abstract

Indirect haemagglutination test for antitoxic diphtheria antibodies was performed on 3503 sera of persons of all age groups. The results demonstrate that a high percentage of juveniles and adults with less than 0.01 IU/ml has either no (48.9 % for juveniles, 35.6 % for adults) or at 0.01-0.09 IU/ml only insufficient immunological protection (30 % and 41 %, respectively) against diphtheria and its toxic effects. But even among children up to 14 years of age, 28.5 % are completely without and 20.5 % without reliably protective antitoxic immunity, despite a high rate of immunization. There is thus a dangerously high epidemic potential of susceptible persons in the population of the Federal Republic of Germany. To erect a barrier of immunity against epidemic spread requires not only immunization of all children, but also re-immunization every five to six years, plus immunization of juveniles and young adults among a selected group with, at present, highest risk of infection. For this purpose there is a diphtheria toxoid of Behringwerke for adults with only 5 IU toxoid/0.5 ml, which, however, after single application produced an antitoxic immunity (≥ 0.1 IU/ml) in previously sensitized subjects (17 of 49). Of 32 primary seronegative persons 14 reacted to two injections, while a further 18 (36.7 %) had no immune response within six weeks even after second injection.

    >