Dtsch Med Wochenschr 2000; 125(50): 1536
DOI: 10.1055/s-2000-9477
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EDV in der Pflegedokumentation - Auswirkungen auf die Tätigkeit und die Beanspruchung des Pflegepersonals?

M. Dzuck, H. Kießling
  • Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch), Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

Spezialisierungen der Medizin und Professionalisierung der Pflege führten in den letzten Jahren zu immer komplexeren Strukturen im Krankenhaus. Die auch in der Pflege erforderliche Erhöhung der Leistungsfähigkeit lässt sich nur mittels rationeller Organisationsstrukturen realisieren. Eine Möglichkeit für die unmittelbare Pflegeplanung und -dokumentation stellen EDV- unterstützte Pflegeinformationssysteme dar, von denen man mehr Sicherheit im pflegerischen Handeln, Zeitersparnis, genauere, vollständigere, leichter lesbare und aktuellere Dokumentation sowie eine Fehlerminimierung und damit Qualitätssicherung erwartet.

Ein vom BMBF gefördertes interdisziplinäres Forschungsprojekt »Unterstützung des Pflegeprozesses durch Informations- und Kommunikations-Technologien« befasste sich mit der Frage, welche Auswirkungen EDV-Einführung in die Pflege auf Belastung und Beanspruchung des Pflegepersonals hat. Von drei wissenschaftlichen Instituten der Technischen Universität Dresden (Arbeitsmedizin, Medizinische Informatik und Arbeitspsychologie) wurden in Kooperation mit drei großen Krankenhäusern in Augsburg, München und Arnsdorf Untersuchungen in einer Inneren Abteilung, einer Herz- und Gefäßchirurgie und einer Psychiatrischen Abteilung durchgeführt.

Die arbeitsmedizinische Aufgabenstellung war dabei die Erfassung von Belastung und Beanspruchung von stationär tätigem Pflegepersonal mittels Einsatzes einer komplexen arbeitswissenschaftlichen und psychophysiologischen Methodik vor, während und nach Einführung EDV-unterstützter Pflegedokumentation (Istzustandsanalyse, Einführungsphase und Routinephase). In jeder der drei Untersuchungsphasen wurden 20 Krankenschwestern/-pfleger mit einem Durchschnittsalter von 34,2 ± 7,3 Jahren, jeweils die gleichen Personen, in je einer repräsentativen Frühschicht untersucht. Die Belastungsanalysen bestanden aus Arbeitsablauf-/Tätigkeitsanalysen mittels Fremdaufnahme mit Erfassung von Tätigkeitskategorien, Tätigkeitsorten und Prozesszuständen (mit bzw. ohne Patient). Bei den Beanspruchungsanalysen wurden Herzfrequenz und arterieller Blutdruck in programmierten Intervallen über 24 Stunden, Katecholamine im Urin in drei 8-Stunden-Sammelperioden und subjektive Parameter vor und nach der Schicht erfasst.

Bei einem Vergleich der drei Untersuchungsphasen zeigte sich der höchste Dokumentationsaufwand in der Einführungsphase der EDV-unterstützten Dokumentation mit einer Tendenz der Verringerung zur Routinephase hin. In dieser Phase war auch gegenüber der Ausgangssituation ein geringerer Aufwand für die Dokumentation zu verzeichnen. Es gab allerdings Unterschiede zwischen den Stationen, die im Wesentlichen spezifischen »Dokumentationstechniken« geschuldet waren. Bei den vegetativen, biochemischen und subjektiven Parametern waren keine gesicherten Unterschiede zwischen den drei Untersuchungsphasen für alle Untersuchten nachweisbar.

Es lässt sich zusammenfassend feststellen, dass es keine Veränderungen der Beanspruchung gab, die auf die Einführung von EDV in die Pflege zurückzuführen wären. Die Einführung der EDV-unterstützten Pflegedokumentation führt nicht zu Veränderungen der Gesamtstruktur der Arbeitstätigkeit auf Station und sie erfordert keinen größeren individuellen Einsatz [Abb. 1].

Abb. 1 Prozentualer Anteil der Tätigkeitskategorien an der Gesamtarbeitszeit.

Die Zuwendung des Pflegepersonals den Patienten gegenüber wird durch die neue Technik nicht geringer. Entscheidend sind die Akzeptanz neuer Arbeitsanforderungen und die Flexibilität beim Umgang mit den Anforderungen sowie die Gesamtsituation in einem Team als Einflussgrößen auf die Belastung und Beanspruchung des Einzelnen [1]. Entscheidend sind die Akzeptanz neuer Arbeitsanforderungen und die Flexibilität beim Umgang mit den Anforderungen sowie die Gesamtsituation in einem Team als Einflussgrößen auf die Belastung und Beanspruchung des Einzelnen [1].

Literatur

  • 1 Hacker W, Scheuch K, Kunath H, Haux R. Computer in der Krankenpflege. Roderer Verlag, Regensburg 1999: 258-271

Dr. med. Monika Dzuck
Dipl.-Ing. Harald Kießling

Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität

Fetscherstraße 74

01307 Dresden

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