Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(14): 989
DOI: 10.1055/s-0042-111588
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein weiter Weg

Daniela Umbreit
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Publication Date:
12 July 2016 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

die Ankunft der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Nordafrika und den Balkanstaaten war und ist eine Herausforderung auf vielen Ebenen – auch medizinisch. Viele Patienten sind durch ihre Erfahrungen traumatisiert und haben einen weiten Weg hinter sich. Sie sprechen kein Deutsch, häufig auch kein Englisch. Untersuchungsergebnisse können nicht mitgeteilt werden, da die Personen nicht mehr vor Ort sind. Bürokratische Hürden erschweren die Arbeit. Und: Die Menschen leiden häufig an Krankheiten, die in Deutschland selten oder gar nicht mehr vorkommen.

Das Dossier in diesem Heft gibt einen kleinen Einblick in das Krankheitsspektrum bei Flüchtlingen. Häufig bringen die Flüchtlinge vergleichsweise harmlose Erkrankungen wie Atemwegsinfektionen oder Magen-Darm-Infekte von ihrer langen Reise mit (s. DMW 1 / 2016). In München wurden jedoch 25 Flüchtlinge behandelt, die sich auf ihrem Weg nach Europa mit einer sehr viel schwerwiegenderen Krankheit infiziert hatten: dem Läuserückfallfieber. In westlichen Industrienationen hat es seit Ende des 2. Weltkriegs kaum mehr Bedeutung. Bei Flüchtlingen aus Ostafrika sollte man es bei akuten fieberhaften Erkrankungen jedoch in die Differenzialdiagnose einbeziehen (s. S. 1008 und S. 1009).

Hinsichtlich der Betreuung und Integration der Flüchtlinge beiben viele Fragen offen. Auch dies ist noch ein weiter Weg, den wir Schritt für Schritt gemeinsam meistern müssen.

Ihre Daniela Umbreit