Dtsch Med Wochenschr 1928; 54(51): 2148-2150
DOI: 10.1055/s-0028-1165858
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Perniziöse Anämie und Dünndarmflora1)

Walter Löwenberg - Oberarzt der I. Inneren Abteilung
  • Aus der I. Inneren Abteilung (Direktor: Geh.-Rat Prof. L. Kuttner) und der Bakteriologischen Abteilung (Direktor: Dr. Kurt Meyer) des Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin
1) Auszugsweise vorgetragen auf der 8. Tagung der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Amsterdam (13. IX. 1928).
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

In 50 Fällen von perniziöser Anämie fand sich stets eine pathologische Bakterienbesiedlung des Dünndarms. Diese ist für die perniziöse Anämie nicht als spezifisch anzusehen, da sie auch bei anderen Zuständen, z. B. bei der gewöhnlichen Gastritis anacida sowie bei Erkrankungen der Gallenwege vorkommt.

Weder auf serologischem Wege noch durch den Nachweis etwa besonderer biologischer Eigenschaften der Kolibazillen ergaben sich Anhaltspunkte für eine ätiologische Rolle der Koliflora im Dünndarm beim Zustandekommen der perniziösen Anämie.

Die pathologische Bakterienansiedlung im Dünndarm ist als eine Folge des Fehlens der bakteriziden Schutzkräfte (Bakterizidine) des Dünndarms anzusehen. Selbst wenn man sie als eine Giftquelle für den Organismus betrachtet, so müßte bei der perniziösen Anämie eine weitere spezifische Funktionsstörung angenommen werden, durch die ein Uebertritt von Toxinen in den allgemeinen Kreislauf erfolgt.

Die Tatsache, daß nach Leberbehandlung selbst in fortgeschrittenen Stadien der Remission die abnorme Bakterienflora, wenn auch mitunter an Zahl vermindert, weiter fortbestand, spricht ebenfalls in dem Sinne, daß sie nicht die primäre Ursache der Erkrankung ist.

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