Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(16): 604-607
DOI: 10.1055/s-0028-1131325
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über akute Psychosen nach Isonikotinsäurehydrazidbehandlung

K. Conrad, E. Scheib
  • Univ.-Nervenklinik des Saarlandes in Homburg (Direktor: Prof. Dr. K. Conrad)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über eine akute Psychose berichtet, die sich nach einer drei Monate lang durchgeführten Neotebenbehandlung entwickelte. Sie bestand in einer subakut ansteigenden Erregung, die im Verlaufe von etwa 6 bis 7 Tagen einen Kulminationspunkt erreicht, auf dem es zu tobsuchtartigen Reaktionen kommt und die in einer ebenso rasch abfallenden Kurve nach weiteren 14 Tagen wieder die Norm erreicht. Schon im Anstieg der Erregung, die anfangs rauschartigen Charakter hat, kommt es zu gewissen Erlebnissen von Ich-Entfremdung, jedoch nicht zu eigentlichen Depersonalisationserlebnissen.

Die Annahme, daß diese Psychose mit der unmittelbar vorhergehenden hochdosierten Neotebenbehandlung in Zusammenhang stand, wird damit begründet, daß im Tierversuch bei Überdosierung schwere Erregungszustände bis zu Krampfanfällen beobachtet wurden und daß auch von anderer Seite (Heilmeyer und Hunter) sehr ähnliche akute Psychosen berichtet wurden, die, zwar als „Schizophrenie” aufgefaßt, nach unserer Meinung aber wahrscheinlich gleichfalls als toxische Psychosen im Sinne der hier dargestellten Erkrankung zu betrachten waren.

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