Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(5): 166-168
DOI: 10.1055/s-0028-1131228
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Therapie der verschiedenen Formen der Cholangitis 3. Mitteilung1: Behandlung der sogenannten Cholangitis lenta

Hans Franke
  • Medizinischen Klinik der Universität Würzburg (Direktor: Professor Dr. E. Wollheim)
1 Vgl. Dtsch. med. Wschr. 78 (1953), Nr. 3, S. 92, und Nr. 4, S. 131.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Auf Grund eines Beobachtungsmaterials von 110 Cholangitiden und 8 Pankreasgangsentzündungen wird kritisch zur Therapie der akuten Cholangitis (30 Fälle), der chronischen Gallengangsentzündung (70 Fälle) und der sogenannten Cholangitis lenta Stellung genommen. Jede erfolgreiche Therapie der Gallengangsentzündungen basiert auf der exakten Diagnosestellung der vorliegenden Cholangitis mit Hilfe der Duodenalsondierung (C-Galle) und der Isolierung und pharmakodynamischen Testung der Cholangitiskeime gegenüber den verschiedenen Medikamenten und Antibioticis.

Die Behandlung ohne Anwendung der Antibiotika (Sulfonamide, Bilamid, Urotropin u. a. m.) führt nur bei einem mäßigen Prozentsatz der unkomplizierten akuten und chronischen Cholangitiden zum Erfolg. Die Cholangitis-lenta-Kranken sprachen auf diese Therapie nicht an. Bei stärkeren Leberschädigungen wird vor Anwendung der Sulfonamide zur Behandlung der Cholangitiden gewarnt.

Bei entsprechender Empfindlichkeit der Cholangitiskeime scheint bei allen nicht mit Komplikationen einhergehenden Cholangitiden unter den angewandten Antibioticis (Penicillin, Streptomycin, Chloromycetin, Aureomycin und Terramycin) zur Zeit Terramycin (2 g tägl.; Gesamtdosis 25—30 g) das Mittel der Wahl zu sein.

Unter allen bis jetzt bekannten antibiotischen Drogen wird Terramycin noch am besten in relativ hoher Konzentration von einer funktionstüchtigen Leber in die Galle ausgeschieden. Begleit-Cholangitiden bei primären Cholezystopathien, nach Hepatitis epidemica sowie bei Pankreasgangs-Entzündungen können bei entsprechender Testansprechbarkeit der zu Grunde liegenden Keime ebenfalls durch Terramycin gut beeinflußt werden.

Bei Cholangitiden mit stärkeren Gallenabflußstörungen (Verschlußsteine), bei manifesten Leberparenchymschäden und bei bestimmten Bakterienkombinationen (z. B. mit Proteus) in den Gallengängen stößt selbst eine hochdosierte längerdauernde antibiotische Therapie mit Terramycin auf zum Teil unüberwindliche Schwierigkeiten.

Der Therapieerfolg bei der schwierig anzugehenden sogenannten Cholangitis lenta (10 eigene Fälle) hängt von der rechtzeitig einsetzenden Behandlung der Frühstadien der Erkrankung ab.

Während zwei unserer Patienten im Frühstadium der sogenannten Cholangitis lenta mit einer Terramycinkur (nicht aber mit Streptomycin bzw. Chloromycetin) geheilt werden konnten, ließ sich der letale Krankheitsverlauf bei sechs erst im Spätstadium zur Behandlung kommenden Cholangitis-lenta-Kranken mit zunehmenden septischen Streuungen durch Terramycin nicht aufhalten.

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