Dtsch Med Wochenschr 1934; 60(49): 1873-1876
DOI: 10.1055/s-0028-1130310
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Einfluß des Körperbaus auf die Änderung der Kohlenhydrattoleranz der Zuckerkranken

Anton Leszler
  • Aus der I. Medizinischen Klinik der Kgl. Ung. Péter Pázmány Universität in Budapest. Direktor: Prof. Franz Herzog
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Auf Grund der nach konstitutionellen Gesichtspunkten erfolgten Toleranzprüfungen an 151 Zuckerkranken können wir die Beobachtung von R. Schmidt, der die sthenischen Diabetesfälle für gutartiger hält, als die asthenischen, bestätigen. Abgesehen von einigen Ausnahmen erwies sich die Krankheit in der Mehrzahl unserer Fälle bei den sthenischen Kranken als gutartig, bei den asthenischen hingegen als bösartiger. Die leichten und schweren Fälle zusammenfassend, verschlechterte sich die Toleranz bei 7 unter 38 sthenischen Kranken, unter 30 asthenischen hingegen bei 19. Unter den asthenischen kamen also um 45 % mehr Verschlechterungen vor, trotz Diät- bzw. Diät- und Insulinbehandlung. Noch ausgesprochener zeigt sich die Gutartigkeit der sthenischen Zuckerkrankheit, wenn wir die Toleranz der ohne Diät- bzw. der ohne Diät- und Insulinbehandlung gebliebenen Fälle betrachten, da unter 6 asthenischen 5 schlechter wurden und 1 Fall stationär blieb, unter 22 sthenischen Fällen dagegen die Toleranz nur in 7 Fällen vermindert wurde.

Aus unseren Beobachtungen kann geschlossen werden, daß der Ablauf der Zuckerkrankheit nicht nur durch äußere Umstände bestimmt wird, sondern dabei auch konstitutionelle Faktoren maßgebend sind, daß die leichtere Krankheit älterer sthenischer Kranker sich auch ohne Diät bessern oder stationär bleiben kann, während der Zustand jüngerer asthenischer Individuen mit niedrigem Blutdruck trotz entsprechender Diät sich oft verschlechtert. Da die einzelnen Fälle der Zuckerkrankheit (in erster Linie auf Grund konstitutioneller Unterschiede) verschiedener Natur sind und sich auch bei gleicher Behandlung verschieden verhalten können, müssen wir R. Schmidt beipflichten, daß bei der Beurteilung von therapeutischen Erfolgen die bezüglichen Angaben erwünscht sind. Die konstitutionellen Eigenschaften müssen auch bei der Behandlung in Betracht gezogen werden, da aber in den von R. Schmidt aufgestellten extremen Typen zahlreiche Ausnahmen vorkommen, wird nur eine längere Beobachtung der einzelnen Fälle den Charakter der Krankheit vollständig aufdecken, aber auch so können — wie wir gesehen haben — unerwartete Toleranzverschlechterungen, besonders um das 45. Lebensjahr, vorkommen.

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