Dtsch Med Wochenschr 1935; 61(22): 861-867
DOI: 10.1055/s-0028-1129667
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die therapeutische Anwendung der weiblichen Keimdrüsenhormone*

C. Kaufmann
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik der Charité in Berlin. Direktor: Prof. G. A. Wagner
* Vortrag, gehalten in der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 16. I. 1935.
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Ich habe versucht, die Möglichkeiten und bisherigen Grenzen der Therapie mit Ovarialhormonen vor Ihnen zu entwickeln. Gestatten Sie mir noch eine Schlußbemerkung. Die Hormontherapie besteht in der Ersatzzufuhr für körpereigene, d. h. vom normalen Körper selbst gebildete Stoffe bei Mangelzuständen. Sie stellt also eine denkbar natürliche Therapie dar. Verhehlen wir uns jedoch nicht, daß die Therapie mit Ovarialhormonen diskreditiert ist. Warum? Weil im letzten Jahrzehnt Behandlungsarten auf Grund völlig unzulänglicher Unterlagen oder irriger Übertragung tierexperimenteller Befunde auf den Menschen empfohlen wurden. Wir verfügen heute über eine gut begründete Therapie, diese kann aber erst dann mit Erfolg nutzbar gemacht werden, wenn sie unter Berücksichtigung der physiologischen Wirkungen der Hormone im weiblichen Organismus angewendet wird. Vor kritikloser Anwendung wirksamer Hormonpräparate muß ich, ebenso wie vor willkürlicher Dosierung, auf das eindringlichste warnen. Wichtig ist außerdem der Hinweis, daß es nach meinen umfangreichen Erfahrungen nicht gelingt, eine anlagemäßig schlechte Ovarialfunktion durch ovarielle Hormontherapie zu beeinflussen. Die Fortschritte der experimentellen Hormonforschung und die Leistungen deutscher chemischer Forscher auf dem Hormongebiete sind bewundernswert. Daß unseren therapeutischen Erfolgen engere Grenzen gezogen sind, dürfte jedem verständlich sein, der sich in das verwickelte Geschehen der Hormonerkrankung hineindenkt. Ich glaube, unter Berücksichtigung dieser Tatsache gezeigt zu haben, welchen nicht mehr wegzudenkenden Gewinn wir für die Heilkunst bei richtiger Verwendung der Hormone ziehen dürfen.

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