Dtsch Med Wochenschr 1978; 103(45): 1796-1800
DOI: 10.1055/s-0028-1129345
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen über den diagnostischen Wert der Bestimmung von Mercaptanen im Serum bei Lebererkrankungen

The diagnostic value of determining serum-mercaptans in liver diseaseG. Brunner, P. Scharff
  • Abteilung für Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen, Medizinische Universitätsklinik Göttingen, und Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Department für Innere Medizin, Medizinische Hochschule Hannover
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Aliphatische Mercaptane (Aethanthiol, Methanthiol, Dimethylsulfid) lassen sich mit einer einfachen und schnellen Methode mit Hilfe eines Gaschromatographen im Serum bestimmen. Die Bestimmung dauert 30 Minuten und kann ohne Schwierigkeiten in Mehrfachbestimmung auch in einem Routinelaboratorium durchgeführt werden. Aethanthiol wird um das Zehnfache erhöht gefunden (P < 0,0001) bei Patienten im akuten Leberversagen (endogenes Koma), während es im exogenen Leberkoma immer normal oder erniedrigt gefunden wird. Geringe Erhöhungen des Aethanthiol um das Zwei-bis Dreifache werden auch bei chronisch aggressiyer Hepatitis, Zirrhose und Verschlußikterus beobachtet. Methanthiol findet sich erhöht bei Patienten im endogenen und exogenen Leberkoma. Die Meßwerte für Methanthiol sind jedoch nur bedingt verwertbar, da Methionin in geringen Mengen während des Bestimmungsvorganges in Methanthiol umgewandelt wird. Dimethylsulfid ist bei gesunden Personen im Serum nicht nachweisbar. Es findet sich nur in sehr schweren Fällen von endogenem und exogenem Leberkoma und ist als prognostisch schlechtes Zeichen anzusehen. Die Mercaptanbestimmung erlaubt eine Differenzierung zwischen endogenem und exogenem Leberkoma. Ihr Wert liegt außerdem in der Erkennung der Schwere der endogenen Intoxikation; sie eignet sich für Kontroll- und Verlaufsbestimmungen der Wirksamkeit therapeutischer Bemühungen.

Summary

Aliphatic mercaptans (aethanthiol, methanthiol, dimethylsulphide) can be measured in serum with a simple and rapid gas-chromatographic method. The test takes 30 minutes. Aethantiol was found to be increased tenfold (P < 0.0001) in patients with acute hepatic failure (endogenous coma), while in exogenous hepatic coma it was always normal or decreased. Mild increase in aethanthiol concentration (two or threefold) was also found in chronic aggressive hepatitis cirrhosis and obstructive jaundice. Methanthiol concentration was elevated in patients with endogenous and exogenous hepatic coma. Values for methanthiol are, however, of only limited use, because methionine is converted in small amounts to methanthiol during the test procedures. Dimethylsulphide is found in only very severe cases of endogenous or exogenous hepatic coma and can be considered to be a prognostically unfavourable sign. Determination of mercaptans makes it possible to differentiate exactly between endogenous and exogenous hepatic coma. Its value also lies in the recognition of the severity of endogenous intoxication and it is suitable for serial and control determination of the effectiveness of therapeutic measures.

    >