Die Epiphysitis tibiae dissecans traumatica adolescentium

Zusammenfassung

1. Es kann in der Zeit der Pubertät bei sonst kräftigen und gesunden Kindern beiderlei Geschlechts ein traumatisches Leiden an einem oder an beiden Knieen auftreten, das vor etwa 15 Jahren von Schlatter zuerst beschrieben und als Abriß oder Abquetschung des ganzen oder eines Teiles des sogenannten Rabenschnabelfortsatzes der oberen Tibiaepiphyse gedeutet wurde.

2. Die Affektion ist zweifellos weit haufiger, als gemeinhin, angenommen wird; es empfiehlt sich dringend, daß sie besser, als es bisher der Fall zu sein scheint, bekannt wird und daß schulärztlich auf das Leiden und seine Anfänge genau geachtet wird. Die Möglichkeit der Entstehung bis zum 16. Lebensjahre sollte im Auge behalten werden. Da nur durch die Röntgenuntersuchung ein sicheres Erkennen der Krankheit möglich ist, sollte eine solche auch in jedem Zweifelsfalle gemacht werden.

3. Das Leiden ist pathologisch-anatomisch als-Epiphysitis zu bezeichnen und ist am besten chirurgisch mit Entfernung des entzündeten Teiles des Epiphysenfortsatzes und des losgelösten Teiles desselben zu behandeln, dieses Verfahren ist ungefährlich, eventuell in, örtlicher. Betäubung auszuführen, und führt mit Sicherheit in etwa drei bis vier Wochen zu einer Heilung, die, wie das Röntgenbild zeigt, anatomisch normale Verhältnisse wiederherstellt.

4. Trotz Anerkennung der Nützlichkeit des Turnens und Sports für die gesunde körperliche und geistige Entwicklung unserer Jugend halte ich, in Rücksicht auf die leichte Möglichkeit des Auftretens des in Rede stehenden Leidens, für junge Leute zwischen dem 12. und 16. Lebensjahre forciertes Weitspringen, übertriebenes Bergsteigen, besonders im Hochgebirge, und Fußballspielen u. dgl, für nicht opportun; jedes Training darin insbesondere sollte in diesen Jahren unterlassen werden.