Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(32): 1331-1332
DOI: 10.1055/s-0028-1127194
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Versuche zur Entgiftung des Chloroforms1)

H. Fühner
  • Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität in Bonn
1) Nach einem am 8. VII. 1929 in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn gehaltenen Vortrag.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
27. Juli 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Spättodesfälle nach Chloroformnarkosen sind mit größter Wahrscheinlichkeit nicht auf das Chloroform selbst, sondern auf seine im Organismus entstehenden Oxydationsprodukte (Phosgen u. a.) zurückzuführen. 2. Man kann im Tierversuch die schädliche Nachwirkung des Chloroforms verringern, wenn man ein niedrig siedendes Chloroform verwendet, das 10% Alkohol enthält; es wird empfohlen, ein derartiges Chloroform am Menschen zu versuchen. 3. Es wird weiter empfohlen, 20%igen Alkohol vor Einleitung der Narkose in solcher Menge trinken zu lassen, daß dadurch Schläfrigkeit und Euphorie herbeigeführt wird. Die Haltbarkeit des Chloroforms im Organismus dürfte durch diese Alkoholeinleitung der Narkose erhöht, die zur Narkose erforderliche Chloroformmenge vermindert werden. 4. Es ist daran zu denken, durch Antikatalysatoren wie Cystein, vielleicht auch Insulin oder Zucker wie Mannit und Dioxyazeton, die Oxydation des Chloroforms im Organismus zu verlangsamen und durch entsprechende Ernährung (Haferkost) den Patienten gegenüber der Chloroformnachwirkung widerstandsfähiger zu machen.

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