Dtsch Med Wochenschr 1930; 56(22): 909-913
DOI: 10.1055/s-0028-1125722
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Venendruck und Kreislauffunktion1)

F. Brandt - Assistent der Klinik
  • Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik der Charité in Berlin. (Direktor: Prof. v. Bergmann.)
1) Vortrag, gehalten im Verein für Innere Medizin zu Berlin, am 20. I. 1930.
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Wir glauben an unseren experimentellen Untersuchungen, besonders an denen ohne Medikament-anwendung und aus der fortlaufenden Beobachtung und der Gegenüberstellung von V.D. und z.Bl.M. bei Kreislaufdekompensationen gezeigt zu haben, daß neben den bisher bekannten Faktoren, von denen die Höhe des Venendrucks abhängen kann, die z.Bl.M., die die Gefäßfüllung bestimmt, besondere Beachtung verdient.

Wir leugnen, das sei nochmals gesagt, keinesfalls die Bedeutung des Vorhofsdruckes, des venösen Anfangsdruckes und des intrathorakalen Druckes für den Venendruck, wir lassen auch durchaus nicht die Möglichkeit eines zentral gesteuerten Venomotorentonus unbeachtet, wie es Gollwitzer-Meier in ihren Versuchen darstellt, deren Ergebnisse unter anderem den Henderssonschen Veno-Pressor-Mechanismus sehr in Frage stellen. Wir sehen gerade in einer Auffassung von Gollwitzer-Meier eine Bestätigung unserer eigenen Anschauung: Die auf CO2-Atmung eintretende Venendrucksteigerung bei gleichbleibendem Minutenvolumen könne nur mit einem vermehrten venösen Rückschluß zum Herzen erklärt werden, und als Ursache für den stärkeren venösen Rückfluß kämen vor allem Füllungsänderungen des Venensystems in Betracht. Diese Füllungs- änderungen gehen nun tatsächlich vor sich, denn auf Kohlensäureatmung steigt in der Phase, in der der Venendruck ansteigt, auch die zirkulierende Blutmenge an. Daß auf CO2-Inhalation der Kreislauf stark reagiert, hat Kroetz immer betont, besonders hat er auf die starke Rötung des Gesichtes während der Einatmung hingewiesen. Wir sehen also, daß all den genannten, den V.-D.-beeinflussenden Faktoren die z.Bl.M. angereiht werden muß, daß sie sogar unter bestimmten Bedingungen für die Druckverhältnisse im Venensystem maßgebend werden kann.

Und so glauben wir durch unsere Befunde eine Erklärung abgeben zu können für den bisher unverständlich gebliebenen Befund des trotz Dekompensation des Kreislaufs niedrigen oder nur wenig erhöhten Venendrucks und glauben gezeigt zu haben, daß nicht selten auch einer einmaligen Venendruckmessung diagnostischer Wert beigelegt werden darf und daß sich aus der therapeutischen Beeinflußbarkeit des V.D. prognostische Hinweise für das entsprechende Krankheitsbild ergeben.

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