Dtsch Med Wochenschr 1930; 56(3): 93-95
DOI: 10.1055/s-0028-1125453
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die vaginale symptomlose Syphilisinfektion des Kaninchens und ihre Uebertragung durch den Geschlechtsakt

B. Albrecht
  • Aus dem Staatsinstitut für experimentelle Therapie und dem Chemotherapeutischen Forschungsinstitut „Georg Speyer-Haus” zu Frankfurt a. M. (Direktor: Geh.-Rat Kolle.)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die von Kolle und Ritz gefundene Tatsache, daß sich die Vaginalschleimhaut der Kaninchen gut zur Erzeugung syphilitischer Prozesse eignet, wird bestätigt. Durch vorsichtiges Einreiben mit einem in Schankeremulsion getränkten Wattebausch, wobei Verletzungen der Schleimhaut ausgeschlossen sind, läßt sich bei einem Teil der Tiere ein typischer Primäraffekt in der Vaginalschleimhaut erzeugen. Ein Teil der Tiere zeigt auch bei genauester Untersuchung nie irgendwelche Erscheinungen an der Vagina.

2. Kaninchen, die nach vaginaler Infektion nicht nachweisbar erkranken, können, wie die Verimpfungen ihrer Drüsen zeigen, infiziert sein, trotzdem sie völlig symptomlos blieben, nie Primäraffekte, Drüsenschwellungen oder irgendwelche Erscheinungen aufwiesen.

3. Intravenös infizierte weibliche Kaninchen mit generalisierter Syphilis können, nachdem die Erscheinungen verschwunden sind, im Latenzstadium, wenn keinerlei Krankheitserscheinungen nachzuweisen sind, durch den Koitus normale Männchen manifest oder symptomlos infizieren.

4. Ein durch chemotherapeutische Behandlung erscheinungsfrei gewordenes, aber nichtsterilisiertes syphilitisches männliches Kaninchen vermag durch den Geschlechtsakt bei einem gesunden Weibchen eine symptomlose Syphilisinfektion hervorzurufen.

5. Ein symptomlos vaginal infiziertes Weibchen kann durch den Koitus ein männliches Tier symptomlos infizieren, das wiederum durch den Koitus bei einem weiteren Weibchen eine symptomlose syphilitische Infektion verursachen kann.

6. Da die Syphilis eine Infektionskrankheit des Menschen ist, für die die Species homo empfänglicher ist als die Species cuniculus, so ist es gerechtfertigt, eine Infektionsverbreitung durch symptomlose Infektion auch für den Menschen anzunehmen.

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