Dtsch Med Wochenschr 1940; 66(43): 1190-1192
DOI: 10.1055/s-0028-1122358
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ist die polarographische Methode spezifisch für die Erkennung eines Karzinoms?

E. Chytrek
  • Medizinischen Klinik der Universität Breslau. Direktor: Prof. K. Gutzeit
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Etwa 110—120 Einzelseren wurden auf den Ausfall der polarographischen Reaktionen untersucht. Es wurden die Ergebnisse unter verschiedenen Gesichtspunkten zusammengestellt. Hierbei zeigte es sich, daß in der Tat über 90% sichere Karzinomfälle einen positiven Ausfall der Reaktion zeigten. Aber das gilt nicht nur für das Karzinom, sondern etwa genau so für eine Reihe von Erkrankungen, die mit einer Erhöhung der Senkungsgeschwindigkeiten der Blutkörperchen einhergehen. Sehr viel deutlicher ist der Zusammenhang zwischen dem Ausfall der Reaktion und der Körpertemperatur: Auch hier ist im Fieber im allgemeinen mit einem positiven Effekt zu rechnen. Da das Fieber und die Senkungsbeschleunigung Symptome zahlreicher anderer Erkrankungen sind, so ist es erklärlich, daß die polarographische Reaktion keine Spezifität für die Karzinomdiagnostik zeigt: Eine ganze Reihe von anderen Krankheitsfällen gaben einen positiven Ausfall. Die polarographische Reaktion hat also in der jetzigen Form keine pathognomonische Bedeutung für die Krebsdiagnostik, insbesondere die Frühdiagnostik, die für die therapeutischen Maßnahmen und den Heilverlauf von weittragender Bedeutung wäre und leider die Hoffnungen nicht erfüllte. Allerdings wird der positive Ausfall der Reaktion evtl. in Verbindung mit einer Senkungsbeschleunigung und bei Ausschluß anderer Erkrankungen den Verdacht auf das Vorliegen eines Karzinoms erhärten. Aber umgekehrt bedeutet ein negativer Ausfall nicht, daß eine Karzinomfreiheit besteht, wie wir es an drei Fällen unserer untersuchten Tumorkranken sehen konnten. Zweifelsohne könnte der polarographische Effekt in der Beurteilung therapeutischer Maßnahmen bei Karzinomkranken über Erfolg oder Mißerfolg von Operationen oder Röntgenbestrahlungen wertvollen Aufschluß geben. Denn ein Absinken der polarographischen Kurve nach einem operativen Eingriff würde für eine gelungene Radikaloperation sprechen. Die daraufhin von uns überprüften Fälle sind zu gering an Zahl, daß sie sicheren Aufschluß geben könnten. Diese Nachkontrolle muß aus sachlichen Gründen den chirurgischen Kliniken vorbehalten bleiben.

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