Dtsch Med Wochenschr 1937; 63(10): 388-392
DOI: 10.1055/s-0028-1121017
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Beiträge zur Gonokokkenfrage

Otto Lentz in Berlin, Walther Schäfer - Oberassistent
  • Chemotherapeutischen Forschungsinstitut Georg Speyer-Haus in Frankfurt a. M. Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. R. Otto
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
04. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Für die Identifizierung der Gonokokken halten wir auf Grund unserer oben geschilderten Untersuchungsergebnisse folgende Forderungen für maßgebend:

1. Gram-negative Diplokokken in Semmelform, die im Deckglasausstrich nicht in zusammenhängenden Verbänden (Trauben oder Fäden), sondern einzeln oder zu 2—4 Pärchen nebeneinanderliegend erscheinen, wobei die Teilungsachsen stets senkrecht zueinander stehen.

2. Auch in lange fortgezüchteten Kulturen nur Gram-negative Diplokokken, keine Übergange oder Umwandlungen zu Gram-positiven.

3. Neigung zur Bildung von Involutionsformen; sie beginnt oft schon in 24 Stunden alten Kulturen und ist nach 48 Stunden meist ganz ausgesprochen.

4. Bildung bizarrer, zackiger und eckiger, geschrumpfter bzw. geblähter Formen bei Herstellung von Ausstrichen in Kochsalzlösung oder Aqua dest. Keine verzerrten Formen in den mit 1 : 4 verdünntem Aszites hergestellten Präparaten.

5. Charakteristisches Wachstum auf Aszitesagar: nach 24 Stunden 1—2 mm große Kolonien, die, besonders deutlich bei Lupenbetrachtung, tautropfenartig, leicht getrübt und leicht gelblich gefärbt erscheinen und bisweilen bereits in der Mitte eine kleine gelbe Kuppe zeigen. Nach 48 Stunden bis 4 mm große, gelbbräunliche, durchscheinende Kolonien, die in der Mitte eine dichte, gelbe Kuppe zeigen. Kein Zusammenfließen benachbarter Kolonien, sondern deutlicher Grenzstrich zwischen ihnen.

6. Spermageruch der Kultur.

7. Kein Wachstum auf gewöhnlichem Agar; auch nach längerer Fortzüchtung keine Anpassung an gewöhnlichen Agar.

8. Von Zuckern und Alkoholen wird nur Traubenzucker deutlich vergoren (wenn Lävulose- oder Maltosenährböden ebenfalls vergoren werden, ist zu prüfen, ob das Nährmedium — z. B. infolge Zusatz von Hühnereiweiß — nicht etwa Traubenzucker enthält).

9. Deutliche bis starke Schleimbildung in den Kulturen, die eine gleichmäßige Verreibung in Kochsalzlösung erschwert.

10. Gute Agglutination noch in starken Verdünnungen spezifischer Gonokokkenseren; Ausbleiben einer Agglutination in stärkeren Verdünnungen der in ausgiebiger Zahl heranzuziehenden Kontrollseren und in Kochsalzlösung (bei schlecht verreibbaren Stämmen Herstellung von agglutinierendem Serum mit den betreffenden Stämmen und Austitrierung des Serums mit gut agglutinierenden Gonokokkenstämmen).

11. Mangel jeglicher Tierpathogenität bei ausgesprochener Toxizität.

12. Nach intraperitonealer Injektion 24stüdiger Kulturaufschwemmungen in das Peritoneum von Mäusen und Ratten schnelles Verschwinden der anfänglich zahlreichen Gonokokken; nach 24 Stunden charakteristisches Zellbild ohne oder mit nur wenigen Gonokokken, die in vergrößerten Leukozyten eingeschlossen sind, starke Aufblähung der Histiozyten.

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