Dtsch Med Wochenschr 1975; 100(45): 2305-2313
DOI: 10.1055/s-0028-1106539
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Bedeutung der Sinusknotenerholungszeit beim Sinusknotensyndrom

Sinus-node recovery time in the sick-sinus syndromeW. Delius, A. Wirtzfeld, H. Sebening, H. Blömer
  • I. Medizinische Klinik der Technischen Universität München, Klinikum rechts der Isar (Direktor: Prof. Dr. H. Blömer)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 21 Patienten mit der klinischen Diagnose eines Sinusknotensyndroms wurden die Sinusknotenerholungszeiten nach Vorhofstimulation mit und ohne Atropin bestimmt und die Ergebnisse mit denen anderer Arbeitsgruppen verglichen. Dabei kamen wir zu folgenden Schlußfolgerungen: Sinusknotenerholungszeiten von mehr als 1400 ms sprechen mit großer Wahrscheinlichkeit für eine Schädigung des Sinusknotens im Sinne eines Sinusknotensyndroms; normale Sinusknotenerholungszeiten sind bei diesen Patienten nur selten anzutreffen. Die Diagnose ist weiter erhärtet, wenn auch nach Atropin die Erholungszeiten pathologisch verlängert bleiben. Eine zusätzliche wichtige Information ist ferner zu erhalten durch Bewertung der gesamten Poststimulationsphase, das heißt der Zeit bis zur Wiederherstellung des Grundrhythmus. Die Dauer dieser Phase ist bei Patienten mit Sinusknotensyndrom insgesamt länger als bei gesunden Kontrollfällen. Das gehäufte Auftreten von AV-Ersatzrhythmen während dieser Zeit, insbesondere nach Atropingabe, ist ein weiteres Indiz für die organische Schädigung des Sinusknotens. Die klinische Bedeutung einer vor Atropin verlängerten, nach Atropin aber normalisierten Erholungszeit ist weniger gesichert. Einer gesteigerten Empfindlichkeit gegen vagotone Einflüsse scheint hierbei eine entscheidende Bedeutung zuzukommen.

Summary

Sinus-node recovery times were measured, before and after atropine administration, in 21 patients with the clinical diagnosis of sick-sinus syndrome. The results were compared with those reported by other workers. It is concluded that sinus-node recovery times of more than 1 400 ms are most likely due to sinus-node damage (sick-sinus syndrome); normal recovery times are rare in such patients. The diagnosis of the syndrome is strengthened if the recovery time remains abnormally long even after atropine. Further useful diagnostic information can be obtained from the total stimulation phase (duration until restoration of the basic rhythm), this being overall longer in patients with the syndrome than in normal subjects. The increased incidence of A-V nodal rhythms before restoration of the basic rhythm is another indication of organic damage to the sinus node, especially if it also occurs after atropine. The significance of a recovery time which is prolonged before but normal after atropine is less clear: a raised sensitivity to vagotonic influences may be the determining factor here.

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