Anamnese
Ein 43-jähriger Patient wurde aufgrund krampfartiger Schmerzen im linken Unterbauch
sowie dunklen Stuhlgangs, Schwindel und seit 3-5 Tagen zunehmender Abgeschlagenheit
stationär aufgenommen.
Bereits 3 Monate zuvor war der Patient in einem Nachbarkrankenhaus aufgrund gleicher
klinischer Symptomatik untersucht worden. Klinisch auffällig war auch damals neben
den Schmerzen dunkler Stuhlgang gewesen, allerdings bei oraler Medikation mit einem
Eisenpräparat. Im Rahmen der Diagnostik waren neben der Erhebung des körperlichen
Untersuchungsbefundes Laboruntersuchungen, ein EKG sowie eine Ultraschalluntersuchung
des Abdomens, eine Gastroskopie mit pH-Metrie, eine Enteroskopie und eine Koloskopie
durchgeführt worden. Mit keinem dieser Untersuchungsverfahren konnte - bei einem
Abfall der Hämoglobinkonzentration (Hb) auf 9,3 g/dl - eine sichere Blutungsquelle
nachgewiesen werden. Bei nachgewiesener Helicobacter-pylori-positiver Antrum- und
Corpusgastritis war eine Eradikationstherapie eingeleitet worden. Die Koloskopie
hatte eine Sigmadivertikulose ohne Nachweis entzündlicher Veränderungen oder einer
aktiven Blutungsquelle und die Gastroskopie eine Refluxösophagitis II. Grades ergeben.
Außerdem war ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus diagnostiziert worden. Der
Patient war in der Zwischenzeit über 3 Monate beschwerdefrei.
Untersuchungsbefunde
Bei der aktuellen Aufnahme war der Patient in gutem Allgemein- und Ernährungszustand,
ohne Dyspnoe und ohne Zeichen der Zyanose, jedoch mit blassem Schleimhautkolorit.
Der kardiopulmonale Befund war ohne Pathologien, der arterielle Gefäßstatus regelrecht,
insbesondere kein Nachweis von Strömungsgeräuschen. Das Abdomen war weich und nicht
druckschmerzhaft mit regelrechten Darmgeräuschen, die Leber maß 12 cm in mittlerer
Clavicularlinie, die Milz war nicht tastbar, das Nierenlager frei. Die rektale digitale
Untersuchung ergab keine Resistenzen, kein frisches Blut und auch keinen Teerstuhl.
Der Lymphknotenstatus war unauffällig. Erneut fiel im Labor der Hämoglobinabfall
auf 6,0 g/dl bei einem Hämatokrit von 19,1 % auf. Alle übrigen Laborparameter wie
Elektrolyte, Nierenretentionswerte, Leberwerte, Glucosestoffwechsel und Gerinnung
waren unauffällig. Während gastro- und koloskopisch die vorerhobenen Befunde bestätigt
wurden, ergab die Gastroskopie außerdem den Nachweis von Fundusvarizen Typ II bei
positivem Dopplersignal.
Ergänzend zu den bisherigen Untersuchungsergebnissen wurde bei einer Ultraschalluntersuchung
des Abdomens im Pankreasschwanzbereich eine 30 mm durchmessende echoarme Raumforderung,
am ehesten liquide, nachgewiesen. Eine zusätzlich durchgeführte Kapselenteroskopie
erbrachte Blut im Bereich des oberen Jejunums ohne eindeutig lokalisierbare Blutungsquelle.
Daraufhin wurde eine MRT des Abdomens mit MRCP und MR-Angiographie durchgeführt.
Hierbei fanden sich Hinweise auf stattgehabte Pankreasschwanz-Pankreatitis mit Nachweis
einer Pankreaspseudozyste im Schwanzbereich und Zeichen einer Einblutung. Aufgrund
dieses Bildes wurde der V.a. eine Arrosionsblutung der A. lienalis mit Einblutung
in die Pankreaspseudozyste und konsekutivem Haemosuccus geäußert.
Therapie
Um diese Befunde zu verifizieren, gegebenenfalls auch therapeutisch tätig zu werden,
wurde eine selektive arterielle Angiographie der leberversorgenden Gefäße und der
A. lienalis durchgeführt, die den vermuteten Befund bestätigte: Arrosionsblutung
aus Ästen der A. lienalis in eine Pankreasschwanz-Pseudozyste. Bei dem somit nachgewiesenen
Haemosuccus pancreaticus wurden die entsprechenden Äste der A. lienalis superselektiv
„gecoilt“.
Verlauf
Der Patient erholte sich im weiteren Verlauf vollständig. Es traten keine weiteren
Hb-Abfälle auf. Seit nunmehr 24 Monaten ist der Hb stabil, der Patient ist klinisch
unauffällig und auch beschwerdefrei.