Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(36): 1827-1830
DOI: 10.1055/s-2002-33862
CME
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Cholestatische Lebererkrankungen: Diagnostik und Therapie der primär sklerosierenden Cholangitis

Cholestatic liver diseases: primary sclerosing cholangitisO.G Opitz1 , R. Thimme1 , W. Kreisel1
  • 1Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Innere Medizin II (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dres. h. c. H. E. Blum), Medizinische Universitätsklinik Freiburg
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Prof. Dr. med. W. Kreisel

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Publication History

eingereicht: 1.7.2002

akzeptiert: 14.8.2002

Publication Date:
05 September 2002 (online)

Table of Contents

Der konkrete Fall

Anamnese und klinischer Befund

Bei einem jetzt 45-jährigen Mann wurde vor 8 Jahren eine Colitis ulcerosa diagnostiziert. Die anfänglichen Beschwerden (Blutbeimengungen im Stuhl) klangen unter Therapie mit Mesalazin 3 g/Tag rasch ab. Derzeit nimmt er noch 1,5 g Mesalazin/Tag. Vor etwa 5 Jahren fiel bei einer Routinekontrolle folgende Laborkonstallation auf: GOT 25 U/l, GPT 28 U/l, alkalische Phosphatase 350 U/l, gGT 180 U/l. Bilirubin 0,9 mg/dl. p-ANCA positiv.

Untersuchungen

Bei der Koloskopie zeigte sich eine inaktive Colitis ulcerosa mit Befall des gesamten Colon, zahlreiche kleine Pseudopolypen zwischen Mitte des Colon transversum und Rectum. Keine höhergradigen Dysplasien. Die ERCP ergab mehrere mittelgradige Stenosen der intrahepatischen Gallengänge. Die extrahepatischen Gallenwege waren unauffällig.

Diagnose, Therapie und Verlauf

Es wurde eine PSC bei Colitis ulcerosa diagnostiziert und eine Therapie mit UDC 4 × 250 mg/Tag eingeleitet (bei weiterhin 3 × 500 mg Mesalazin/Tag). Die Werte besserten sich für die folgenden 4 Jahre. Aktuell stiegen Transaminasen und Cholestaseenzymen wieder an. Bei einer ERCP wurden jetzt zwei hochgradige Stenosen im Gallenwegssystem nachgewiesen: eine im rechten Ductus hepaticus knapp vor der Hepaticusgabel, eine zweite im linken Leberlappen peripher. Die Stenose rechts konnte nach Papillotomie erfolgreich dilatiert werden. Die linksseitige Stenose kann nicht erreicht werden. Nach dem Eingriff kam es zu einer Cholangitis, die mit Ceftriaxon erfolgreich behandelt wurde. Als Therapie erhält der Patient jetzt UDC 4 × 250 mg/Tag, Mesalazin 3 × 500 mg /Tag. Geplant sind eine erneute Koloskopie mit der Fragestellung kolorektales Karzinom oder höhergradige Dysplasien sowie eine CT und MRI des Abdomens mit der Fragestellung: cholangiozelluläres Karzinom.

Primär sklerosierende Cholangitis

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine chronisch-progressive, cholestatische Lebererkrankung, charakterisiert durch Entzündung, Fibrose und schließlich Strikturen der kleinen, mittleren und großen intra- und extrahepatischen Gallengänge [24]. Die Gallengangsentzündung führt zur Cholestase, greift dann auf das Leberparenchym über und resultiert schließlich in einer biliären Zirrhose.

Die Prävalenz der PSC in den westlichen Industrienationen ist unbekannt, sie wird auf 1 - 6/100 000 geschätzt. Diese Schätzungen basieren auf Prävalenzdaten zur Colitis ulcerosa, denn die PSC ist in ca. 90 % mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) assoziiert, insbesondere mit der Colitis ulcerosa [6]. Etwa 5 % der Patienten mit CED entwickeln eine PSC. Obwohl bei der Colitis ulcerosa beide Geschlechter gleich häufig betroffen sind, sind 70 % der Patienten mit PSC Männer, mit einem durchschnittlichen Alter von 40 Jahren bei Diagnosestellung. Patienten mit PSC ohne begleitende CED sind häufiger Frauen.

Ätiologie und Pathogenese

Die Ätiologie der PSC ist weitgehend unbekannt [24]. Die starke Assoziation mit CED haben einerseits an eine infektiöse Genese mit Einwanderung von Bakterien über den Darm, andererseits an eine Autoimmunpathogenese denken lassen. Eine chronische virale Infektion wird jedoch ebenso diskutiert wie ein ischämischer Schaden der Gallengänge. Man geht heute von einer genetischen Prädisposition zur PSC aus. Das Auftreten des HLA-DR52 grenzt z.B. die PSC von der primär biliärer Zirrhose (PBC) und der Autoimmunhepatitis (AIH) ab [10]. Die PSC ist auch mit HLA-B8 und DR3 assoziiert [24].

Eine weitere Assoziation konnte zwischen dem TNFa2 Allel und dem Entstehen einer PSC gezeigt werden [27]. Die PSC scheint auch mit der Expression einer ganzen Reihe anderer Zytokine, Adhäsionsmoleküle und Membranproteine assoziiert zu sein [14].

Klinik

Die PSC ist eine chronisch progrediente Erkrankung des mittleren Lebensalters. Im Gegensatz zur PBC tritt sie jedoch auch schon im Kindesalter auf. Die Mehrzahl der Patienten mit PSC sind zum Zeitpunkt der Diagnose asymptomatisch, obwohl die Erkrankung schon weit fortgeschritten sein kann. Die frühesten Symptome sind Müdigkeit und Juckreiz. Zusätzlich können Fieber, Nachtschweiß und rechtsseitiger Oberbauchschmerz bei 10-15 % der Patienten hinzukommen. Diese Symptome gehen häufig mit dem Auftreten bakterieller Cholangitiden einher. Im Verlauf entwickelt sich die Erkrankung zu einer sekundär biliären Zirrhose mit konsekutiver portaler Hypertension und schließlich Leberversagen [22]. Die geschätzte mittlere Überlebenszeit bei fortschreitender Erkrankung von Diagnosestellung bis zur Lebertransplantation oder dem Tod durch PSC-assoziierte Komplikationen beträgt etwa 10-15 Jahre [12]. Die Klinik der PSC kann sehr variabel sein und ist hauptsächlich durch das Auftreten von Gallengangskomplikationen bedingt.

Cholestase bedingte Symptome sind Pruritus, Steatorrhoe, Mangel an fettlöslichen Vitaminen und Osteoporose. Der Pruritus bei PSC ist sehr häufig und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Pathogenese des Pruritus ist unklar, diskutiert werden Akkumulation von Gallensäuren oder Anfallen endogener Opiate [18]. Die Steatorrhoe mit begleitendem Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) ist durch die reduzierte Sekretion konjugierter Gallensäuren bedingt. Ein Vitamin-A-Mangel wurde bei 82 % der Patienten mit fortgeschrittener PSC, bis hin zur Nachtblindheit, beschrieben [19]. Vitamin-D- und -E-Mangelzustände kommen bei bis zu 50 % der Patienten vor [19]. Die Osteoporose ist eine Komplikation der fortgeschrittenen PSC [1] mit radiologischen und histologischen Zeichen der Osteopenie, v. a. in LWS, Beckenschaufel und Femur. Bei Patienten, die zur Lebertransplantation (LTX) anstehen, besteht bei bis zu 50 % eine Spontanfrakturgefährdung. Sehr wenig weiß man über die Pathogenese der Müdigkeit [18] . Diese kann für Patienten so einschränkend werden, dass sie eine Indikation zur LTX darstellt.

Eine begleitende Cholelithiasis nimmt im Verlauf der Erkrankung und in Abhängigkeit vom Alter zu und tritt bei 40-60 % aller PSC Patienten auf [8]. Viele Patienten haben sowohl Gallenblasen- als auch Gallengangssteine. In Verbindung mit Strikturen führen diese dann häufig zu aufsteigenden rezidivierenden Cholangitiden.

Tab. 1 Manifestationen der primär sklerosierenden Cholangitis.

Spezifische Manifestationen

Assoziierte Erkrankungen

Müdigkeit

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Pruritus

Chronisch rezidivierende Pankreatitis

Osteoporose

Sjögren Syndrom

Steatorrhoe

Thyreoiditiden

Vitamin A, D, E, K Mangel

Autoimmunhämolytische Anämie

Cholelithiasis

Zöliakie

Rez. Cholangitiden

Histiozytose X

Sekundär biliäre Zirrhose

Idiopathische Lungenfibrose

Cholangiozelluläres Karzinom

Kolonkarzinom

Tab. 2 Autoantikörper der wichtigsten autoimmunen Lebererkrankungen.

PBC

PSC

AIH

AMA

p-ANCA

ANA

(ANA)

(ANA)

SMA

(SMA)

LKM-1, SLA

Abkürzungen: AMA: Antimitochondriale Antikörper, p-ANCA: perinukleäre antineutrophile cytoplasmatische Antikörper, ANA: Antinukleare Antikörper, SMA: Smooth Muscle Antikörper, SLA: Soluble Liver Antigen, LKM: Liver Kidney Membraneprotein

Wie auch die anderen cholestatischen Lebererkrankungen ist die PSC mit weiteren Autoimmunerkrankungen und Syndromen assoziiert (Tab. [1] ) . Am häufigsten gehen chronische entzündliche Darmerkrankungen mit der PSC einher. In ca. 80 % liegt eine Colitis ulcerosa vor, in ca. 10-15 % ein Morbus Crohn [6] [24]. Die CED kann der PSC um Jahre voraus gehen. Bei CED und Cholestase ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % mit einer PSC zu rechnen. Umgekehrt kann aber auch die begleitende CED bei PSC lange asymptomatisch verlaufen und nur endoskopisch/histologisch nachweisbar sein. Vorliegen und Aktivität einer CED haben - zumindest in fortgeschrittenem Stadium - keinen Einfluss auf den Verlauf der PSC.

Eine schwerwiegende Komplikation und auch ein diagnostisches Problem der PSC ist das cholangiozelluläre Karzinom (CCC). Patienten mit PSC haben ein kumulatives Risiko von 10-15 % im Laufe ihres Lebens ein CCC zu entwickeln [11]. Patienten mit begleitender CED und Zirrhose haben in dieser Gruppe das höchste Risiko [11]. Das Auftreten eines CCC ist sehr oft begleitet von einer raschen klinischen Verschlechterung mit Ikterus und Gewichtsverlust. Patienten mit PSC und Colitis ulcerosa haben auch ein deutlich erhöhtes Risiko ein Kolonkarzinom zu entwickeln. Das Risiko liegt 4-6mal höher als bei Colitis ulcerosa alleine [30]. Da Colitiden bei PSC asymptomatisch verlaufen können, ist eine engmaschige koloskopische Überwachung der Patienten mit PSC sehr wichtig.

kurzgefasst: Die PSC tritt zu 70 % bei Männern im mittleren Lebensalter auf. Die Pathogenese der Autoimmunerkrankung PSC ist nicht bekannt. Typische Manifestationen sind Müdigkeit, Juckreiz und Osteoporose, Hauptkomplikation ist die bakterielle Cholangitis. Die PSC ist in 80 % mit einer Colitis ulcerosa, seltener mit einem M. Crohn assoziiert.

Diagnostik

Schon in der Frühphase der PSC findet man meist ein klassisches cholestatisches Bild mit Erhöhung der alkalischen Phosphatase (AP) und der gGT. GOT- und GPT-Werte sind normalerweise nur gering erhöht. Bilirubinwerte sind im Verlauf der Erkrankung progredient, können aber parallel zur Klinik sehr fluktuierend verlaufen, was meistens mit begleitenden Cholangitiden einhergeht. Wenn die Erkrankung zur sekundär biliären Zirrhose fortschreitet, finden sich Laborparameter passend zur zunehmend eingeschränkten Lebersyntheseleistung. Serologische Parameter bei PSC beinhalten [4] [24]: Hypergammaglobulinämie (30 %), erhöhtes Serum IgM (40-50 %), perinukleäre antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (p-ANCA) (65-80 %), anti-nukleäre- (ANA) und anti-smooth muscle- (SMA) Antikörper (30 %), anti-Cardiolipin-Antikörper und Rheumafaktor. Anti-mitochondriale Antikörper (AMA), charakteristisch für die PBC, sind bei der PSC nicht zu finden (Tab. [2] ) . Die Sensitivität der Tumormarker CEA und CA 19 - 9 zur Frühdiagnose des CCC ist leider sehr niedrig [5].

Die endoskopisch retrograde Cholangiographie (ERC) ist die Methode der Wahl zur Diagnose der PSC. Die Diagnose gilt als gesichert, wenn sich der charakteristische Wechsel von Strikturen und Dilatationen in intra- oder/und extrahepatischen Gallengängen darstellen lässt und sekundäre Ursachen (wie rezidivierende bakterielle Cholangitiden) ausgeschlossen sind. Die PSC-typischen biliären Strikturen können kurz- oder langstreckig sein und in jedem Teil des Gallengangssytems vorkommen. In einer Studie [23] waren 87 % der Strikturen in den intra- und extrahepatischen Gallengängen, 11 % nur in intrahepatischen Gallengängen und 2 % nur in extrahepatischen Gallengängen lokalisiert. Gallenblase und Ductus cysticus können in etwa 5-15 % ebenfalls befallen sein. Bei einigen PSC-Patienten kann das ERC-Bild jedoch normal sein, so z. B. bei Patienten mit „small duct PSC”. Diese Variante ist vermutlich eine Frühform der PSC, die ausschließlich die kleinen Gallengänge befällt und eine bessere Prognose hat [2].

Wenn eine ERC nicht gelingt, kann eine perkutane Darstellung dilatierter Gallengänge mittels PTC (perkutane transhepatische Cholangiographie) erfolgen. Abnorme Gallengänge können z. T. auch schon sonographisch gesehen werden. Auch die Magnet Resonanz Cholangiographie (MRC) ist bei zunehmend besserer Bildqualität eine Alternative zur ERC [3].

Eine Leberbiopsie kann die Diagnose der PSC sichern helfen, ist jedoch nur bei „small duct PSC” erforderlich. Das spezifische histologische Korrelat der PSC ist die fibröse Obliteration der kleinen Gallengänge mit konzentrisch angeordnetem, zwiebelschalenartigem Narbengewebe. Häufig sind die histologischen Veränderungen aber unspezifisch. Die Leberbiopsie hat ihre Bedeutung in der Stadieneinteilung und Abschätzung der Prognose der PSC. Die Stadieneinteilung gleicht der der PBC (Tab. 3).

Tab. 3 Histologische Stadien der PSC.

Stadium 1

Schädigung einzelner Gallengänge, Ödem und lympho-zytäre Infiltration der Periportalfelder

Stadium 2

Ausgedehntere Gallengangsläsionen, Ausdehnung der Entzündung in das umgebende periportale Parenchym, Mottenfraß-Nekrosen, periportale Fibrose

Stadium 3

Läppchenübergreifende Fibrose, Fehlen oder Degeneration der Gallengänge

Stadium 4

Biliäre Zirrhose

Therapie

Es gibt keine kausale Therapie der PSC. Deshalb müssen sich die Therapiebemühungen auf die Behandlung PSC-assoziierter Symptome und Komplikationen konzentrieren [20].

Medikamentöse Therapie

Ursodeoxycholsäure (UDC), 1985 in die Therapie der PSC eingeführt, ist das Mittel der Wahl in Früh- und Spätstadien der Erkrankung [7] [17] [26] . UDC ist eine hydroxylierte Gallensäure, die schon in der Therapie der PBC erfolgreich eingesetzt wurde. Die optimale Dosis bei PSC beträgt 15-20 mg/kg KG und ist in dieser höheren Dosierung inzwischen auch in den USA bestätigt worden, nachdem der Nutzen der UDC Therapie in europäischen Studien schon länger etabliert war. Die Behandlung erfolgt lebenslang, Unterbrechungen führen nach kurzer Zeit zu Rezidiven. Unter UDC kommt es zu einer signifikanten Verbesserung von AP und gGT, aber auch des Bilirubins, das jedoch als diagnostischer Marker bei der PBC eine größere Rolle spielt. Auch eine signifikante Besserung histologischer Veränderungen wie z. B. der entzündlichen Infiltrate in den Periportalfeldern konnte gezeigt werden. Gallengangsstenosen und Strikturen bleiben unbeeinflusst. UDC hat darüber hinaus einen antiproliferativen Effekt, so dass diese Therapie eventuell eine Rolle in der Prävention von Kolonkarzinomen bei PSC-Patienten spielen könnte [32].

Immunsuppressive oder antifibrogene Therapiestrategien waren bei der PSC bisher nicht erfolgreich. Kombinationstherapien mit immunsuppressiven Medikamenten und UDC müssen in größeren Studien erst bestätigt werden, sind aber eventuell eine Option [29] .

Die Behandlung des Pruritus sollte sich nach dessen Schweregrad richten (Tab. [4] ) [17] [18]. Neben UDC sollten beim milden Pruritus unspezifische Maßnahmen wie warme Bäder, Antihistaminika und Cholestyramin angewandt werden, bei mittlerem bis schwerem Pruritus sollte zusätzlich ein Versuch mit Opiatantagonisten (z. B. Naloxon) oder Enzyminduktoren (z. B. Rifampicin oder Phenobarbital) gemacht werden. Als Ultima Ratio kommen Plasmapherese, MARS-Therapie („Leberdialyse”) oder die Lebertransplantation in Frage. Die Osteoporose wird mit einer Kombination von Vitamin D und Calcium therapiert [13]. Bei postmenopausalen Patientinnen sind Östrogene und Bisphosphonate eine Therapieoption [28]. Der Mangel an fettlöslichen Vitaminen durch die PSC-assoziierte Steatorrhoe sollte ausgeglichen werden.

Tab. 4 Therapie des Pruritus.

Erste Wahl

UDC

15-20 mg/Tag

Cholestyramin

4-16 g/Tag

Cholestipol

5-30 g/Tag

Zweite Wahl

Naloxon

2-3 x 0,4 mg/Tag

Naltrexon

50 mg/Tag

Ondansetron

3 x 4-3x8 mg/Tag

Dritte Wahl

Rifampicin

300-500 mg/Tag

Phenobarbital

100-200 mg/Tag

Metronidazol

3 x 250 mg/Tag

Vierte Wahl

Plasmapherese/MARS

Lebertransplantation

Endoskopische Therapie

Hochgradige Stenosen der extrahepatischen Gallengänge kommen bei bis zu 20 % der PSC-Patienten vor [21]. Diese Strikturen können erfolgreich mittels endoskopischer Ballondilatation oder Stenteinlage angegangen werden [23] [33]. Eine endoskopische Dilatation verbessert Laborparameter und reduziert die Rate an Cholangitiden. Eine Studie konnte zeigen, dass die Kombinationstherapie von endoskopischer Dilatation und UDC zu einer signifikanten Verlängerung des transplantationsfreien Intervalls und des Gesamtüberlebens im Vergleich zu einer vorhergesagten Überlebensrate führen kann [31]. Chirurgische Maßnahmen wie die Choledochojejunostomie sollten Ausnahmefällen vorbehalten bleiben, da sie das postoperative Risiko für Infektionen erhöhen und durch Vernarbungen der Leberpforte eine spätere Transplantation erschweren [9].

Tab. 5 Overlapsyndrome (Syndrome mit Charakteristika zweier Lebererkrankungen).

AIH/PBC

AIH/PSC

AIH/AIC

AIH/HepC

AIH: Autoimmunhepatitis, PBC: Primär biliäre Zirrhose, PSC: Primär sklerosierende Cholangitis, AIC: Autoimmuncholangitis, HepC: Hepatitis C

Lebertransplantation

Für Patienten mit fortgeschrittener PSC ist die Lebertransplantation die einzige therapeutische Option. Nach der European Liver Transplant Registry wurden zwischen 1988 und 1997 16 % der Lebertransplantationen wegen PSC durchgeführt. Die Indikation zur Transplantation ist gegeben, wenn schwer therapierbare Cholangitisschübe oder Komplikationen einer portalen Hypertension auftreten (z. B. Ösophagusvarizenblutung, Aszites, hepatische Enzephalopathie), oder wenn der begründete Verdacht auf ein cholangiozelluläres Karzinom besteht und sich nicht ausräumen lässt. Die 5-Jahres-Überlebensraten bei PSC Patienten sind gut und betragen inzwischen 60-90 %. Gallengangsstrikturen treten nach LTX bei PSC Patienten häufiger auf als nach LTX wegen anderer Indikationen, so dass vermutet wird, dass die PSC im Transplantat rezidivieren kann [15]. Unklar ist die Transplantationssituation beim fortgeschrittenen CCC [25]. Die 1-Jahres-Überlebensrate beträgt hier nach LTX lediglich 20 %.

kurzgefasst: Eine kausale Therapie existiert nicht. Die Cholestase und die assoziierten Komplikationen können behandelt werden. UDC gilt als medikamentöse Basistherapie, endoskopische Maßnahmen (Dilatationen, Stents) werden bei Gallengangsstrikturen eingesetzt. Die Lebertransplantation ist eine Therapieoption bei fortschreitender PSC.

Überlappungssyndrome (Overlapsyndrome)

Es gibt zur Zeit keine eindeutige Definition der Überlappungssyndrome. Man verwendet diesen Begriff, wenn man bei einem Patienten Charakteristika zweier im weitesten Sinne „autoimmuner” Lebererkrankungen nachweisen kann. Eine der beiden Erkrankungen eines Überlappungssyndroms ist notwendigerweise eine Autoimmunhepatitis (AIH, Typ 1 oder 2) (Tab. [5] ) [16].

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Prof. Dr. med. W. Kreisel

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Prof. Dr. med. W. Kreisel

Abteilung Innere Medizin II, Medizinische Universitätsklinik

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