Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(16): 866-869
DOI: 10.1055/s-2002-25181
Ethik in der Medizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ärztliche Indikation zum Töten?

Medical indication for inducing death?K. Gahl1 , H. Kintzi2
  • 1Medizinische Klinik 2, Städtisches Klinikum Braunschweig
  • 2Dr. jur. Heinrich Kintzi, Generalstaatsanwalt a.D., Karl-Steinacker-Str. 38, 38104 Braunschweig
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Publication History

19.2.2002

19.3.2002

Publication Date:
18 April 2002 (online)

Durch vielfältige soziokulturelle Veränderungen in unserer zunehmend wertepluralen Gesellschaft, durch gewandelte Rahmenbedingungen des Sterbens und verstärkt durch die Gesetzgebung zur Lebensbeendigung in den Niederlanden wird die Legalisierung aktiver Sterbehilfe intensiv diskutiert. Heilen, Lindern und Betreuung entsprechen dem ärztlichen Selbstverständnis und Berufsbild. Dies legitimiert medizinisch indiziertes Handeln. Leben gezielt zu beenden, auch zur Vermeidung von Leid, kann hierunter nicht subsumiert werden, auch nicht durch extensive Interpretation. Das absichtliche Töten stellt im ärztlichen Handlungskanon eine neue Qualität dar. Da Lebensschutz nicht absolut gesetzt werden kann und z.B. Töten in Notwehr und als strafrechtliche Sanktion gerechtfertigt wird, stellt sich die Frage, ob „ärztliche Indikation zum Töten“ [7] legitimiert sein kann.

Literatur

  • 1 Beleites E. Wegweiser für ärztliches Handeln.  Dtsch Ärztebl. 1998;  95 A-2365
  • 2 Bundesärztekammer . Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung.  Dtsch Ärztebl. 1998;  95 B1851-1853
  • 3 Husebö S, Klaschik E. Palliativmedizin. 2. Aufl. Springer Verlag Berlin, Heidelberg 2000: 167-262
  • 4 Kimsma G, van Leuwen E. Euthanasie und Beihilfe zum Suizid in den Niederlanden. In Gordijn B, ten Have HA (Hrsg.): Medizinethik und Kultur frommann-holzboog, Stuttgart, Bad Cannstatt 2000
  • 5 Koch H -G. Aktuelle Rechtsfragen der Sterbehilfe im deutschen Recht. In Gordijn B, ten Have HA (Hrsg.): Medizinethik und Kultur frommann-holzboog, Stuttgart, Bad Cannstatt 2000: 225-265
  • 6 Küng H, Jens W. Menschenwürdig sterben. Piper, München, Zürich 1995
  • 7 Maio G. Die aktive Sterbehilfe als gesellschaftliche Herausforderung.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1303-1304
  • 8 Schreiber H L. Sterbehilfe und Therapieabbruch. In Ebert U et al. (Hrsg.): Festschrift für E.W.Hanack Walter de Gruyter, Berlin 1999: 735-744
  • 9 ten H ave HA, Welle J V. Euthanasie - eine gängige medizinische Praxis? Zur Situation in den Niederlanden.  Zschr Med Ethik. 1993;  39 63-72

Prof. Dr. med. Klaus Gahl

Medizinische Klinik 2, Städtisches Klinikum

Salzdahlumer Straße 90

38126 Braunschweig

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