Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(10): 491
DOI: 10.1055/s-2002-20934
Editorial
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Pneumologie 2002

Pneumology 2002
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Publication Date:
11 March 2002 (online)

Prof. Dr. G. Schultze-Werninghaus, Bochum

Dieses Schwerpunktheft Pneumologie erscheint anlässlich des 43. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP), der vom 13.-16. März 2002, zusammen mit der 22. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI), in Bochum an der Ruhr-Universität stattfindet.

Erkrankungen der Lungen und der Atemwege, wie Asthma, chronisch-obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem, Pneumonien und Lungenkarzinome, gehören zu den häufigsten Erkrankungen der allgemeinärztlichen und der internistischen Praxis. Neuere Erkenntnisse, insbesondere aus dem Bereich der schlafbezogenen Atmungsstörungen, haben darüber hinaus gezeigt, dass zwischen respiratorischen Problemen und anderen internistischen Leiden engste Beziehungen bestehen, zu Herzkreislauferkrankungen, wie essentieller Hypertonie und Herzrhythmusstörungen, zu metabolischen, endokrinologischen und gastrointestinalen Funktionsstörungen.

Darüber hinaus sind Bezüge zu Funktionsstörungen anderer Organsysteme deutlich geworden, zu Erkrankungen des Zentralnervensystems, wie Gedächtnisstörungen, Konzentrationsmängeln und Depressionen. Die besondere Bedeutung nächtlicher Atmungsstörungen auch für Arbeits- und Wegeunfälle, und somit für die Unfallversicherungen und der Arbeitsmedizin, ist erst ansatzweise erforscht worden. In diesem Zusammenhang war es von besonderer Bedeutung, dass der renommierte Herbert-Lauterbach-Preis 2001 der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie einer Pneumologin (PD Dr. M. Orth) für ihre Arbeiten über die Bedeutung schlafbezogener Atmungsstörungen für Unfälle im Straßenverkehr verliehen wurde.

Diese Anmerkungen sollen deutlich machen, dass die Pneumologie Partner einer von Kooperation lebenden Inneren Medizin ist. Es wäre zu wünschen, dass diese Erkenntnis bereits im Medizinstudium deutlich würde, d. h. von den Universitäten bzw. den zuständigen Kultusministerien der Länder in Form von entsprechenden Einrichtungen umgesetzt würde.

In diesem Heft sind eine Reihe aktueller Beiträge zusammengestellt, die die Breite der pneumologischen Thematik andeuten: Pulmonale Aspergillosen, nicht-invasive Ventilation, interstitielle Lungenbeteiligung bei Sklerodermie, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.

Neben den häufigen Krankheitsbildern bestimmen seltene, häufig gravierende Erkrankungen, oft als Beteiligung bei oder Komplikation von systemischen Erkrankungen, den Alltag des Pneumologen, wie die interstitiellen Lungenerkrankungen und selteneren Lungeninfektionen. Die nicht-invasive Ventilation ist zunehmend, sowohl bei akuter - anstelle einer invasiven Beatmung - als auch bei chronischer respiratorischer Insuffizienz eine unverzichtbare therapeutische Maßnahme, nicht nur bei Erkrankungen der Lunge, sondern vor allem auch bei neuromuskulären Erkrankungen.

Der 43. Kongress der DGP macht die Schwerpunkte der aktuellen pneumologischen Themen deutlich, insbesondere auch die allergologisch-immunologischen Grundlagen von Atemwegs- und Lungenkrankheiten.

Bedeutende Themen sind:

Etagenwechsel von der allergischen Rhinitis zum Asthma bronchiale (Stichwort: »United Airways«) Bedeutung von Umwelteinflüssen und Infektionen bei allergischen Atemwegs- und Hautkrankheiten Asthma- und Allergieprävention durch Allergenvermeidung, hypoallergene Ernährung, Antihistaminika und Immuntherapie Diagnostik entzündlicher Atemwegskrankheiten (Asthma, COPD) durch Analyse des Atemexhalats Asthmatherapie im Kindes- und Erwachsenenalter COPD: Stand der medikamentösen Therapie, richtige Ernährung, Rehabilitation Pulmonale Hypertonie Lungenkarzinome, Pleuramesotheliom - Frühdiagnostik, Therapiefortschritt, Genetik und Umwelt Komplementärmedizin Infektionen der Lunge mit Bakterien, Viren und Pilzen Tuberkulosetherapie (Stichwort: Multiresistenz) Antibiotikaresistenz Schlafapnoesyndrom: Auswirkungen auf das Herz Neue Entwicklungen in der Pneumokonioseforschung Zytokine bei Atemwegserkrankungen

Diese Auswahl soll verdeutlichen, dass die Pneumologie neben traditionellen Themen eine Vielzahl neuer Aspekte beinhaltet. Insbesondere in der Forschung ist durch die vom BMBF eingerichteten Forschergruppen und eine wichtige Initiative initiiert worden. Es bleibt zu hoffen, dass diese positiven Entwicklungen sich fortsetzen mögen.

Der wichtigste Aspekt der Entwicklungen der Pneumologie in den vergangenen Jahren ist die Erkenntnis, dass Störungen der Respiration in enger Weise verknüpft sind mit Erkrankungen anderer Organsysteme, z. B. des Herzens, des Zentralnervensystems, der endokrinen Funktionen und kardiovaskulärer Erkrankungen.

Dieses Editorial will anregen, bei Störungen der Gesundheit die Frage einer primären Ursache im Bereich der Atmung, der Atemwege und der Lungen zu stellen.

Prof. Dr. med. Gerhard Schultze-Werninghaus

Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin

Bürkle-de-la-Camp-Platz 1

44789 Bochum

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