Einleitung Die deutschen Universitätskliniken verbinden Gesundheitssystem und Wissenschaft durch
ihre drei Säulen von Forschung, Lehre und Versorgung. Die Physiotherapie ist an allen
Universitätskliniken in der Versorgung vertreten und auch die Lehre wird an vielen
Kliniken mit eigenen Berufsfachschulen abgedeckt. Die dritte Säule, die physiotherapeutische
Forschung, scheint unterrepräsentiert. Trotz des hohen Potentials der genuinen physiotherapeutischen
Forschung für die Patient:innenversorgung, gibt es bisher keine umfassende Untersuchung
zum Stand der genuinen physiotherapeutischen Forschung an deutschen Universitätskliniken.
Ziel dieser Studie ist es, einen Überblick über die physiotherapeutischen Forschungsaktivitäten
an deutschen Universitätskliniken zu geben.
Material und Methodik Eine Online-Umfrage unter den physiotherapeutischen Leitungen aller 36 deutschen
Universitätskliniken wurde von November 2023 bis Dezember 2023 durchgeführt, um Daten
zur genuinen physiotherapeutischen Forschung zu erfassen. Hierzu wurde im Vorfeld
ein Fragebogen mit Hilfe einer systematischen Literaturrecherche und einer qualitativen
Expert:innenbefragung erstellt und pilotiert. Der Fragebogen umfasst insgesamt 27
Items. Die Auswertung der Umfrage erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse Bei einer Rücklaufquote von 58% zeigte sich, dass acht der 21 inkludierten Universitätskliniken
physiotherapeutisch forschen, teilweise seit über einem Jahrzehnt. Die häufigsten
genannten Hindernisse für Forschung sind demnach fehlende finanzielle Mittel mangelndes
Interesse bzw. Wertschätzung durch andere Professionen. Die häufigsten Forschungsprojekte
sind in den medizinischen Fachgebieten Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Intensivmedizin
und dem ambulanten Bereich verortet. Klinische Forschung macht 58% der Forschungsaktivitäten
aus. Interprofessionelle Forschung ist häufiger (72%) als intraprofessionelle Forschung
(28%). Neben den CRediT Rollen Ressourcen und Untersuchung wird auch die Rolle Konzeptualisierung
im Forschungsprozess am häufigsten eingenommen. Im 2-Jahres-Zeitraum wurden im Median
drei Artikel in physiotherapeutischer Erst- oder Letztautor:innenschaft veröffentlicht.
Zusammenfassung Die Online-Umfrage zeigt, dass die genuine physiotherapeutische Forschung an den
deutschen Universitätskliniken unterrepräsentiert ist. Um die physiotherapeutische
Forschung zu stärken sind vor allem berufs- und wissenschaftspolitische Wandel und
finanzielle Unterstützung nötig.