Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(23): 1676
DOI: 10.1055/s-0042-117787
Dossier
Hepatobiliäre Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gallensteine, Cholestase und Leberschädigung: Hepatobiliäre Erkrankungen

Hubert E. Blum
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Publication Date:
17 November 2016 (online)

Lebererkrankungen umfassen ein breites Spektrum von hereditären und erworbenen Erkrankungen. Sie können akut oder chronisch, klinisch symptomatisch oder asymptomatisch verlaufen. Auch ihre Auslöser sind vielfältig: Toxine, Viren, Autoimmunität und genetische Ursachen sind nur einige Beispiele. Für das Gesundheitssystem und in der ärztlichen Praxis sind sie ein großes Problem – vor allem, wenn sie klinisch unbehandelt zu einer progredienten Leberschädigung mit Entwicklung einer Leberzirrhose und den damit assoziierten Komplikationen wie Aszites, Ösophagusvarizen, hepatische Enzephalopathie und hepatozelluläres Karzinom führen. Für das Ihnen vorliegende Dossier haben wir drei hepatobiliäre Erkrankungsentitäten mit einer großen praktisch-klinischen Relevanz ausgewählt: Gallensteine, cholestatische Lebererkrankungen und medikamentös-toxische Leberschädigungen.

Etwa 20% der Europäer sind Gallensteinträger. Der Beitrag „Gallensteine – Ursachen, Folgen und Therapieoptionen“ von Grotemeyer und Lammert zeigt auf, dass die primäre Prävention von Gallensteinen trotz des zunehmendem Verständnisses ihrer Pathogenese bisher keine praktische Bedeutung hat. Die interdisziplinäre internistisch-chirurgische Therapie von Gallensteinen dagegen ist fest etabliert. Hier erfahren Sie mehr über die zu Grunde liegenden Risikofaktoren, wann auf eine Cholezystektomie verzichtet werden sollte und welche Zeitfenster bei der interventionellen Therapie eingehalten werden sollten.

Zum Thema „Cholestatische Lebererkrankungen“ präsentieren die Autoren Pichler, Boettler und Thimme die beiden klinisch wichtigsten Erkrankungsentitäten: die primär biliäre Cholangitis (PBC) und die primär sklerosierende Cholangitis (PSC). PBC-Patienten (überwiegend Frauen) sind häufig klinisch asymptomatisch oder sie berichten über Juckreiz und Müdigkeit. Bei ca. 80% der PSC-Patienten (überwiegend Männer) besteht gleichzeitig eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Die Autoren geben einen umfassenden Überblick über die Pathogenese, Diagnoseparameter und die medikamentöse Therapie der beiden unterschiedlichen Erkrankungen. Zudem erfahren Sie mehr über das cholangioläre Karzinom – eine häufige, nicht einfach zu diagnostizierende Komplikation der PSC.

Ein weiteres wichtiges hepatologisches Problemfeld sind erhöhte Leberwerte aufgrund einer medikamentös-toxischen Schädigung, wie in dem Beitrag von Spangenberg ausgeführt. Ihre Häufigkeit nimmt zu, nicht zuletzt durch die Zunahme an älteren, multimorbiden und mit mehreren Medikamenten behandelten Patienten. Die Diagnose basiert auf einer sorgfältigen Anamnese, wobei die häufigsten Ursachen Antibiotika, verschiedene Analgetika und nicht-steroidale Antirheumatika sind.

Ich hoffe, dass die Themenauswahl und die aktuellen Beiträge Ihr Interesse finden und für Ihre ärztliche Tätigkeit in Klinik und Praxis nützlich sind.