Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(18): 1286
DOI: 10.1055/s-0042-114948
Dossier
Schwangere beim Internisten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internistische Erkrankungen in der Schwangerschaft: Eine optimale Betreuung gewährleisten

Ensuring optimal care
Martin Middeke
1   Hypertoniezentrum München
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Publication Date:
06 September 2016 (online)

Wunderbar, wenn eine Schwangerschaft komplikationslos verläuft. Doch mit den Anpassungsleistungen, die der mütterliche Organismus vollbringen muss, kann es zu Problemen kommen, die rechtzeitig erkannt und behandelt werden müssen. Eine große Bedeutung hat hierbei der mütterliche Blutdruck. Unbehandelte hypertensive Schwangerschaftserkrankungen können den Schwangerschaftsverlauf beeinträchtigen und zu einer Störung der kindlichen Entwicklung führen.

Insgesamt treten hypertensive Schwangerschaftserkrankungen in ca. 5–10 % aller Schwangerschaften auf. Sie sind für 20–25 % der perinatalen Mortalität verantwortlich und stehen an erster Stelle der Müttersterblichkeit in Europa. Übergewicht und höheres Alter der Frauen sind sehr wahrscheinlich eine wichtige Teilursache dafür, dass die Inzidenz steigt. International geht der Trend zu einer frühen (präventiven) Behandlung erhöhter Blutdruckwerte in der Schwangerschaft (S. 1287).

Bei 5,5 % aller Geburten wird in Deutschland ein Diabetes registriert (1 % präkonzeptionell bekannt, 4,5 % Gestationsdiabetes). Seit dem Jahr 2002 haben sich die absoluten Zahlen für den Gestationsdiabetes verdreifacht. Damit wird klar, wie wichtig das Screening mit der adäquaten Methodik und die diabetologische Betreuung in der Schwangerschaft sind. Für den guten Ausgang einer Schwangerschaft bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes sind Planung der Schwangerschaft, präkonzeptionelle Beratung, diabetologische Betreuung mit Optimierung der perikonzeptionellen Stoffwechseleinstellung vorrangig (S. 1296).

Viele endokrine Störungen können den Verlauf einer Schwangerschaft und die fetale Entwicklung beeinflussen. Die Behandlung einer vorbestehenden endokrinen Störung muss während einer Schwangerschaft häufig angepasst werden. Neben dem Diabetes sind hier Erkrankungen der Schilddrüse und die Nebenniereninsuffizienz von besonderer klinischer Bedeutung. Damit befasst sich die Übersicht von Mann und Hintze (S. 1304).

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der Pränatalmedizin wichtig und wird zwingend notwendig, wenn die endokrinen, metabolischen und kardiovaskulären Regulationsmechanismen aus dem Ruder laufen. Dann sind Endokrinologen, Diabetologen, Kardiologen und Nephrologen gefragt, um eine optimale Betreuung der Schwangeren zusammen mit den Gynäkologen zu gewährleisten.

Ein großer Nachteil ist der Mangel an kontrollierten Studien in der Schwangerschaft und somit die begrenzte Auswahl an untersuchten und geeigneten Substanzen für verschiedene Erkrankungen. Dies ist höchst bedauerlich! Die klinische Forschung ist hier gefordert, mit neuen Studiendesigns diese Situation zu verbessern.