Bhatt et al.
β-Blockers are associated with ….
Thorax 2016;
71: 8-14
Hierzu analysierten die Autoren prospektive Daten von 3464 ehemaligen und noch aktiven
Rauchern zwischen 45 und 80 Jahren mit mittlerer bis sehr schwerer COPD (GOLD-Stadium
II-IV). Als Ausschlusskriterien galten Asthma bronchiale und andere Lungenerkrankungen.
Die Patientendaten stammten aus der großen, multizentrischen COPD-Gene-Studie, die
hier im Rahmen eines prospektiven Follow-up betrachtet wurden. Endpunkt der Studie
war die Häufigkeit von COPD-Exazerbationen bei Patienten, die β-Blocker einnahmen,
im Vergleich zu solchen, die keine β-Blocker bekamen. Die mediane Nachbeobachtungszeit
betrug 2,1 Jahre.
Der Gebrauch von β-Blockern war mit einer signifikant niedrigeren Exazerbationsrate
assoziiert: Das Inzidenz-Risiko-Verhältnis (IRR) betrug 0,73 (95 %-Konfidenzintervall
0,60–0,90; p = 0,003). Auch die Inzidenz schwerer Exazerbationen war unter β-Blockern
geringer (0,67 [0,48–0,93]; p = 0,016). Bei Patienten mit COPD der Stadien III und
IV und unter Sauerstofftherapie war dieser Effekt noch deutlicher ausgeprägt: Hier
lag das IRR für die Gesamt-Exazerbationsrate bei 0,33 (0,19–0,58; p < 0,001). Für
schwere Exazerbationen betrug das IRR bei diesen Patienten 0,35 (0,16–0,76; p = 0,008).
Die Mortalität unterschied sich nicht zwischen beiden Therapiegruppen. Andere kardial
wirksame Medikamente wie
hatten dagegen keinen positiven Effekt auf die COPD-Exazerbationsrate.
Die Autoren fänden es wünschenswert, wenn die Ergebnisse im Rahmen einer placebokontrollierten
randomisierten Studie überprüft würden.
Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau
Kommentar aus der Praxis
Prof. Dr. med. C. Grohé
Die COPD ist eine chronisch inflammatorische Systemerkrankung, die mit einer Vielzahl
von Komorbiditäten assoziert ist. Die kardiovaskulären Begleiterkrankungen tragen
signifikant zur Morbidität und Mortalität der COPD bei. Retrospektive Untersuchungen
belegen, dass eine medikamentöse Optimierung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einer
Reduktion der Exazerbationsrate und somit zur Senkung der Gesamtmorbidität beitragen
kann.
Bhatt et al. analysierten die prospektiven Daten der COPD-Gene-Kohorte hinsichtlich
der Frage, ob der Einsatz von β-Blockern zur Senkung der Ereignisse führt. COPD-Patienten
(GOLD B) unter einer Therapie mit einem kardioselektiven β-Blocker hatten signifikant
weniger Exazerbationen. Diese Beobachtung galt auch für die weit fortgeschrittenen
Krankheitsbilder der GOLD-Gruppen C und D mit z. B. Sauerstoff-Langzeit-Therapie.
Parallele Untersuchungen mit ACE-Hemmern, Kalzium-Kanal- und AT-1-Rezeptor-Blockern
zeigten keinen Einfluss dieser Medikamente auf die Exazerbationsrate. Mögliche Ursachen
dieser Wirkung der selektiven β-Blocker sind
Die Zurückhaltung, selektive β-Blocker bei Patienten mit fortgeschrittener COPD einzusetzen,
scheint nicht angebracht. Bei COPD-Patienten ab Klasse II bzw. B sollte eine regelmäßige
Überprüfung der kardiovaskulären Komorbidität angestrebt werden, um die medikamentöse
Therapie zu optimieren. Ein differenzialdiagnostisch wichtiges Asthma bronchiale bzw.
Asthma / COPD-Overlap-Syndrom sollte vorab ausgeschlossen werden.