Schlüsselwörter
SON-R 2½-7 - SON-R 6–40 - Intelligenztest - sprachfreie Diagnostik
Keywords
SON-R 2½-7 - SON-R 6–40 - intelligence test - nonverbal assessment
Der Artikel bietet die Möglichkeit, sich über Testaufbau, Anwendungsmöglichkeiten
und Gütekriterien der Nonverbalen Intelligenztests SON-R 2½-7 und des SON-R 6–40 zu
informieren sowie Chancen und Grenzen der sprachfreien Intelligenzdiagnostik mit diesen
Verfahren kennenzulernen.
Einleitung
Einsatz von Intelligenztests
Intelligenztests für Kinder und Jugendliche werden in vielfältigen klinischen und
Beratungskontexten eingesetzt (z. B. Frühförderung, Sozialpädiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Bildungsberatung). Intelligenz ist ein bedeutender Prädiktor für schulisches Lernen
und Bildungserfolg, dementsprechend werden die Ergebnisse von Intelligenztests häufig
bei der Auswahl von Behandlungs- und Platzierungsmaßnahmen berücksichtigt. Zudem sehen
diagnostische Leitlinien bei vielen psychischen und Entwicklungsstörungen eine Erfassung
des Intelligenzniveaus vor. So erfordert etwa die Diagnose einer Umschriebenen Entwicklungsstörung
des Sprechens und der Sprache nach ICD-10 [1], dass eine Intelligenzminderung ausgeschlossen wurde.
Testfairness
Bei jeder Leistungstestung muss eine faire Untersuchung gewährleistet sein. Fairness
bedeutet, dass Personen mit gleichen Fähigkeiten gleiche Testergebnisse erzielen können.
Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderungen oder schweren Sprach- und Kommunikationsstörungen
werden jedoch bei allen Testaufgaben, die expressive oder rezeptive Sprachleistungen
voraussetzen, notwendigerweise niedrigere Testwerte erhalten. Sofern primär sprachliche
Kompetenzen erfasst werden sollen, spiegelt dies die Leistungsfähigkeit der Kinder
adäquat wider. Werden jedoch – z. B. aufgrund komplexer verbaler Instruktionen oder
der Notwendigkeit, Lösungen sprachlich mitzuteilen – auch die Testergebnisse in anderen
Fähigkeitsbereichen (z. B. fluide Intelligenz, visuelle Verarbeitung) beeinträchtigt,
liegt keine faire Testung vor.
Bei der Intelligenztestung von Kindern und Jugendlichen mit expressiven und rezeptiven
Sprachstörungen oder Hörbehinderungen müssen Verfahren eingesetzt, die eine faire
Beurteilung möglichst vieler kognitiver Leistungsbereiche erlauben.
Sprachfreie Diagnostik mit dem SON-R 2½-7 und dem SON-R 6–40
Sprachfreie Diagnostik mit dem SON-R 2½-7 und dem SON-R 6–40
Geschichtlicher Hintergrund
Die nonverbalen Intelligenztests SON-R 2½-7 [2]
[3]
[4]
[5] und SON-R 6–40 [6]
[7]
[8]
[9] sind die aktuellen Formen einer in den 1940er Jahren von der niederländischen Psychologin
Nan Snijders-Oomen begründeten Testreihe, deren ursprüngliche Intention die Erfassung
kognitiver Leistungen bei gehörlosen Kindern war ([Tab. 1]). Die Testentwicklung erfolgte pragmatisch und ohne Anbindung an eine Intelligenztheorie.
Tab. 1 SON-R 2½-7 und SON-R 6–40 im Überblick.
|
SON-R 2½-7
|
SON-R 6–40
|
Testtyp
|
Einzeltests zur sprachfreien Intelligenzdiagnostik
|
Altersbereich
|
2;3–7;11 Jahre
|
6;0–40;0 Jahre
|
Einsatzgebiete
|
Intelligenzdiagnostik bei … – expressiven und rezeptiven Sprachentwicklungsstörungen Sprechstörungen (schwere
Dysarthrie, Anarthrie) – Hörstörungen/Hörbehinderung – Kommunikationsstörungen (z. B. elektiver Mutismus) – keinen/geringen Kenntnisse der Untersuchungssprache – kognitiven Entwicklungsstörungen – leichten Intelligenzminderungen – anderen Fragestellungen, die eine Erfassung kognitiver Leistungen mit Schwerpunkt
fluider Intelligenz erfordern
|
Durchführungsdauer
|
laut Manual ca. 40–60 Min
|
laut Manual ca. 50 Min
|
Normierung
|
Deutschland, 2004–2005
|
Deutschland & Niederlande, 2009–2011
|
Testwerte
|
IQ-Werte und Prozentränge für Gesamttest, Handlungsskala und Denkskala; Wertpunkte
für Subtests, bei PC-Auswertung Referenzalter
|
IQ-Werte und Prozentränge für den Gesamttest; Wertpunkte für Subtests, bei PC-Auswertung
Referenzalter
|
Objektivität
|
Durchführungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivität weitgehend gesichert.
|
Reliabilität
|
Gesamt-IQ: 0,87–0,91 Handlungsskala: 0,74–0,88 Denkskala: 0,80–0,83
|
Gesamt-IQ: 0,91–0,96
|
Validitätsdaten
|
konvergente und divergente Validität mit verschiedenen Intelligenz- und Entwicklungstests;
differentielle Validität für klinische Gruppen
|
konvergente Validität mit verschiedenen Intelligenztests; bei Kindern differentielle
Validität für klinische Gruppen
|
SON-R 2½-7 und SON-R 6–40 ermöglichen eine konsequent sprachfreie Intelligenztestung
bei gesicherter Durchführungsobjektivität. Es werden weder expressive noch rezeptive
sprachliche Fähigkeiten vorausgesetzt.
Gestaltung der Aufgaben
Für jeden Schritt der Testdurchführung stehen eine verbale und eine nonverbale Instruktion
zur Verfügung. Die zu untersuchende Person muss weder sprechen noch Sprache verstehen;
eben so wenig sind Kenntnisse einer Gebärdensprache erforderlich. Durch die spezielle
Gestaltung der Aufgabenvorgabe werden die Anforderungen unmittelbar ersichtlich. Da
sprachliche Kompetenzen jedoch die Bewältigung sprachfrei durchgeführter Tests erleichtern
können, betonen die Autoren, dass es sich um nonverbale Intelligenztests und nicht
um Tests der nonverbalen Intelligenz handelt.
Wie bei allen psychometrischen Testverfahren setzt der verantwortungsvolle Einsatz
des SON-R 2½-7 und des SON-R 6–40 gründliche testtheoretische und teststatistische
Kenntnisse, fundiertes Wissen zur normalen und auffälligen kognitiven Entwicklung,
eine handwerklich präzise Testdurchführung mit exakter Einhaltung der Durchführungsrichtlinien
sowie eine kindgerechte Beziehungsaufnahme und Gestaltung der Untersuchungssituation
voraus.
Vorschulalter: SON-R 2½-7
Testaufbau
Der SON-R 2½-7 umfasst 6 Subtests:
-
Mosaike: 2-dimensionale Muster unterschiedlicher Komplexität sollen nachgelegt werden
(räumliche Analyse- und Synthese).
-
Kategorien: Bildkärtchen sollen nach einem bestimmten, selbst zu erkennenden Prinzip
sortiert oder zugeordnet werden (Erkennen von Ordnungsprinzipien).
-
Puzzles: Konkrete Objekte sind aus ungeordnet dargebotenen Einzelteilen zusammenzusetzen
(Erkennen räumlicher Beziehungen).
-
Analogien: Spielsteine, die sich nach Farbe, Form oder Größe unterscheiden, sind nach
wechselnden, nicht explizit benannten Prinzipien zu sortieren oder zuzuordnen (schlussfolgerndes
Denken).
-
Situationen: Zuerst sollen Bilderhälften zusammengesetzt werden, was auch aufgrund
einfacher visueller Merkmale der Testreize gelingen kann. Bei den schwierigeren Items
sollen bei Darstellungen von konkreten Situationen fehlende Bildteile inhaltlich sinnvoll
ergänzt werden (konkretes schlussfolgerndes Denken).
-
Zeichenmuster: Vorgegebene Formen sollen abgezeichnet oder in ein Punktraster übertragen
werden (räumlicher Test).
Die Subtests 1, 3 und 6 bilden die Handlungsskala, die Subtests 2, 4 und 5 die Denkskala.
Die Testautoren verstehen die gemessenen Fähigkeiten als Maße der fluiden Intelligenz.
Im Cattell-Horn-Carroll-Modell der Intelligenz erscheint eine Zuordnung der Denkskala
zum Faktor fluide Intelligenz und der Handlungsskala zum Faktor visuelle Verarbeitung
möglich [10].
Handhabung
Das Material ist kindgerecht gestaltet und gut handhabbar. Das Standardvorgehen sieht
altersabhängige Einstiegsitems vor. Das Kind erhält bei den ersten Items eine enge
Unterstützung. Durchgehend dürfen bei nicht gelösten Items Hilfestellungen gegeben
werden, was auch leistungsschwachen Kindern noch Erfolgserlebnisse ermöglicht.
Validität
Die Subtests können als angemessene und bewährte Aufgabenstellungen zur Erfassung
kognitiver Leistungen bezeichnet werden (inhaltliche Validität). Allerdings ist die
Konstruktrepräsentanz des Verfahrens eingeschränkt, da bedeutsame Intelligenzkomponenten
nicht berücksichtigt werden (z. B. Kristalline Intelligenz, Kurzzeitgedächtnis, Auditive
Verarbeitung). Stärken und Schwächen in diesen Bereichen können mit dem SON-R 2½-7
nicht entdeckt werden.
Die konvergente Validität mit anderen Intelligenztests wurde in verschiedenen Studien
belegt [2]
[11]
[12]. Es finden sich – bei uneinheitlicher Befundlage – auch positive Korrelationen zu
Sprachentwicklungstests. Vergleichsdaten für klinische Gruppen zeigen u. a. erwartungsgemäß
die niedrigsten Werte bei Intelligenzminderungen und knapp durchschnittliche bzw.
durchschnittliche Werte bei Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen sowie Aufmerksamkeitsstörungen.
Zur prognostischen Validität liegen keine empirischen Daten vor (zu den Gütekriterien
siehe auch [Tab. 1]).
Der klinische Einsatz des SON-R 2½-7 sollte bei kognitiv beeinträchtigten Kindern
wegen bestehender Bodeneffekte selten vor dem 4. Lebensjahr erfolgen.
Petra (4;5 Jahre): Verdacht auf deutliche kognitive Entwicklungsstörung
Petra fiel bei der U8 durch eine stark verzögerte Sprachentwicklung auf. Die ärztliche
Untersuchung in einem Sozialpädiatrischen Zentrum ergab den Verdacht auf eine geistige
Behinderung; neurologische und Sinnesstörungen wurden ausgeschlossen. Die Mutter war
nach dieser Untersuchung ganz verzweifelt. Petra spreche zwar nur wenige Worte, verstehe
aber alles und sei auch sonst völlig normal entwickelt. Im Alter von 4;5 Jahren wurde
Petra mit dem SON-R 2½-7 getestet. Das Mädchen zeigte sich motiviert und kooperativ
und erzielte folgende Ergebnisse:
Testwert
|
Ergebnis
|
verbale Beschreibung
|
Gesamt-IQ
|
95
|
durchschnittlich
|
Handlungsskala
|
99
|
durchschnittlich
|
Denkskala
|
91
|
durchschnittlich
|
Eine geistige Behinderung konnte somit ausgeschlossen werden. Weitere Testbefunde
zeigten u. a. weit unterdurchschnittliche Leistungen in Wortschatz, auditiver Merkfähigkeit
und Sprachverständnis. Eine logopädische Diagnostik bestätigte deutliche Defizite
in Artikulation, Syntax und Grammatik. Die Förderung konnte sich im weiteren Verlauf
auf den sprachlichen Bereich konzentrieren. Petra wurde später in eine Schule mit
dem Förderschwerpunkt Sprache aufgenommen.
Ein weiteres Fallbeispiel (Verdacht auf kognitive Entwicklungsstörung bei elektivem
Mutismus) finden Sie im Internet unter http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0041-103297 (weitere
Falldarstellungen in [3], u. a. zu Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen [13], Hörbehinderungen [14] und Intelligenzminderungen [15]).
Schul- und Erwachsenenalter: SON-R 6–40
Testaufbau
Der SON-R 6–40 besteht aus 4 Subtests, die bei erhöhter Komplexität ähnliche Anforderungen
stellen wie die gleichnamigen Subtests des SON-R 2½-7 und zu einem Gesamt-IQ zusammengefasst
werden.
-
Analogien: Es soll erkannt werden, nach welchem Prinzip eine geometrische Form transformiert
wurde. Dieses Prinzip ist dann auf einen neuen Stimulus zu übertragen (abstraktes
und schlussfolgerndes Denken).
-
Mosaike: Aus bis zu 6 unterschiedlichen Mosaiksteinen sollen vorgegebene Muster nachgebaut
werden (räumliche Analyse- und Synthese).
-
Kategorien Es werden jeweils 3 Bilder präsentiert, die durch ein gemeinsames Merkmal
oder einen Oberbegriff beschrieben werden können. Aus weiteren Bildern sind 2 auszuwählen,
die ebenfalls dieses Merkmal aufweisen (Erkennen von Ordnungsprinzipien).
-
Zeichenmuster: Vorgegebene Muster, die nach einer bestimmten Regel konstruiert wurden
und eine Lücke aufweisen, sollen vervollständigt werden (räumliches Denken, visuomotorische
Fähigkeiten, Handlungsplanung). Im Gegensatz zum gleichnamigen Subtest des SON-R 2½-7
handelt es sich nicht nur um eine reproduktive Anforderung, es muss auch eine Gesetzmäßigkeit
erkannt werden.
Handhabung
Eine Besonderheit des SON-R 6–40 ist die teiladaptive Itemvorgabe. In den Subtests
sind die Aufgaben in 2 oder 3 Reihen mit aufsteigender Schwierigkeit angeordnet. Die
Zahl der korrekten Lösungen in einer Reihe bestimmt den Einstiegspunkt in der folgenden
Reihe. Wer wenige bzw. viele Aufgaben löst, muss in der Folgereihe keine besonders
schwierigen bzw. leichten Aufgaben mehr bearbeiten. Nach jedem Item teilt der Testleiter
dem Probanden mit, ob die Aufgabe richtig oder falsch gelöst wurde, dabei dürfen jedoch
keine weiteren Erklärungen gegeben werden. Dieses Vorgehen kann durchaus demotivierend
wirken.
Validität
Auch dem SON-R 6–40 kann inhaltliche Validität attestiert werden, wiederum mit der
Einschränkung, dass das Konstrukt Intelligenz nur eingeschränkt repräsentiert wird.
Daten zur konvergenten Validität mit anderen Intelligenztests und Schulnoten zeigen
erwartungskonforme Zusammenhänge. Befunde zum Zusammenhang mit Schulleistungstests
und zur prognostischen Validität liegen noch nicht vor (zu weiteren Gütekriterien
siehe [Tab. 1]).
Aufgrund der eingeschränkten Konstruktrepräsentanz darf ein durchschnittliches Ergebnis
im SON-R 2½-7 und im SON-R 6–40 ohne weitere Evidenz nie als Nachweis einer allgemein
unauffälligen kognitiven Entwicklung interpretiert werden.
SON-R 2½-7 oder SON-R 6–40?
Der Einsatzbereich beider Verfahren überschneidet sich bei Kindern im Alter von 6;0–7;11
Jahren. Beim SON-R 6–40 bestehen in dieser Altersgruppe Bodeneffekte, so dass bei
leistungsschwächeren Kindern ein hoher Anteil nicht bewältigter Aufgaben zu erwarten
ist. Der SON-R 2½-7 beinhaltet dagegen genügend einfache Items und sollte bevorzugt
eingesetzt werden, wenn der Verdacht auf Intelligenzminderungen besteht oder wenn
aus motivationalen Gründen mehr Erfolgserlebnisse ermöglicht werden sollen. Der SON-R
6–40 ist besser zur Erfassung überdurchschnittlicher Leistungen geeignet, da der SON-R
2½-7 für ältere Kinder nur wenige herausfordernde Aufgaben bietet und Deckeneffekte
aufweist.
Bedeutung der nonverbalen Intelligenzdiagnostik bei Sprach- und Kommunikationsstörungen
Bedeutung der nonverbalen Intelligenzdiagnostik bei Sprach- und Kommunikationsstörungen
Bei Menschen mit schweren Sprach-, Sprech- und Kommunikationsstörungen, Hörbeeinträchtigungen
und mangelnden Kenntnissen der jeweiligen Untersuchungssprache ist eine Beurteilung
des kognitiven Leistungsniveaus ohne Sicherung der Testfairness durch eine sprachfreie
Untersuchung nicht verantwortbar. Zwingend vermieden werden müssen Fehldiagnosen allgemeiner
kognitiver Beeinträchtigungen, die auf den Einsatz stark sprachabhängiger Intelligenztestungen
oder auf unzuverlässige subjektive Einschätzungen zurückgehen. Ebenso problematisch
ist eine Verengung des diagnostischen Prozesses auf die sprachliche Symptomatik, ohne
dass an die Möglichkeit weitergehender kognitiver Beeinträchtigungen gedacht wird,
die ein umfassenderes Behandlungskonzept erfordern. Insbesondere lebensbeeinflussende
Empfehlungen (z. B. Sonderschulzuweisungen) sollten nicht ohne eine sprachfreie Überprüfung
kognitiver Leistungen erfolgen.
Als nonverbale Intelligenztests tragen SON-R 2½-7 und SON-R 6–40 zur Differenzialdiagnostik
und zur grundlegenden Maßnahmenplanung bei, nicht jedoch zur Erstellung eines spezifischen
Behandlungskonzeptes in der Sprachtherapie. Kenntnisse zum kognitiven Entwicklungsstand
– z. B. zur Fähigkeit Kategorien zu bilden und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen – können
allerdings auch in die Gestaltung von sprachbezogenen Therapie- und Fördermaßnahmen
einfließen. Zudem dürfte eine kindgerechte und motivierende Zugangsweise leichter
fallen, wenn kognitive Stärken und Schwächen der Kinder bekannt sind.
Mit dem SON-R 2½-7 und dem SON-R 6–40 liegen für die sprachfreie Intelligenzdiagostik
gut handhabbare und sorgfältig konstruierte Verfahren mit überzeugenden Gütekriterien
vor. Die Testbefunde erlauben eine – inhaltlich umgrenzte – Einschätzung des kognitiven
Leistungsniveaus bei Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht expressiv
äußern und verbale Anweisungen nicht verstehen können. In der eigenen langjährigen
Testpraxis ermöglichte der SON-R 2½-7 einen guten Zugang auch zu stark entwicklungsverzögerten
und verhaltensschwierigen Kindern (s. a. [3]).
Umfassende Beurteilungen des kognitiven Entwicklungsstandes sind allein anhand eines
sprachfreien Intelligenztests mit begrenzter Konstruktrepräsentanz nicht möglich.
In der Zukunft wäre daher für den SON-R 2½-7 und den SON-R 6–40 die Entwicklung neuer
Subtests zur sprachfreien Erfassung weiterer Intelligenzfaktoren zu wünschen. Bei
Prognosen ist zu berücksichtigen, dass Sprache für Bildungsprozesse, beruflichen Erfolg
und gesellschaftliche Teilhabe eine außerordentliche Bedeutung hat und entsprechende
Beeinträchtigungen nur begrenzt durch andere kognitive Kompetenzen kompensiert werden
können.