Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(15): e159-e165
DOI: 10.1055/s-0041-103164
Fachwissen
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Do not rescuscitate“ – Auswirkungen der Einführung eines standardisierten Formulars auf Therapiebegrenzungen in der klinischen Praxis

„Do-not-rescuscitate“ Results of introducing a standardized order sheet on documentation quality
F. P. Schmidt
1   II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
,
N. J. Glaser
2   Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
,
O. Schreiner
3   I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
,
T. Münzel
1   II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
,
M. Weber
2   Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Publication Date:
31 July 2015 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund | Während DNR-Anordnungen seit den 1970 er Jahren international Verwendung finden, gibt es aus Deutschland hierzu nur wenige Daten. Demgegenüber steht die zunehmende gesetzliche Ausrichtung auf den Patientenwillen.

Ziel dieser Untersuchung war es, die Häufigkeit und Qualität von DNR-Anordnungen in einer deutschen Universitätsklinik und mögliche Veränderungen durch die Einführung eines DNR-Formulars zu erfassen.

Methoden | In zwei Prävalenzerhebungen wurden alle stationären Patienten der internistischen Kliniken bezüglich DNR-Anordnungen überprüft. Im Rahmen von zwei Mitarbeiterbefragungen wurden Pflegende und Ärzte persönlich angeschrieben.

Weiterhin wurden alle Akten der Verstorbenen für einen Zeitraum von jeweils 9 Monaten vor und nach Einführung des Formulars ausgewertet.

Ergebnisse | Die Prävalenz von DNR-Anordnungen blieb konstant bei 8,0 % aller stationären Patienten. Bei 12,4 % war den Pflegekräften der DNR-Status nicht bekannt. Nach Einführung des Formulars stieg der Anteil der Anordnungen mit ausführlicher Dokumentation von 5,9 auf 65,4 % (p < 0,001).

Im Rahmen der Mitarbeiterbefragung zeigten sich nach Bewertung der Mitarbeiter signifikante Verbesserungen des Informationsgehaltes der DNR-Anordnungen. Bei den Verstorbenen konnte eine Verbesserung der Dokumentation nachgewiesen werden. Waren zuvor bei 28,8 % schriftliche DNR-Vermerke zu finden, war dies nach Einführung bei 40,8 % (p = 0,001) der Fall. Dabei stieg der Anteil ausführlicher Anordnungen von 32 auf 84,6 % (p < 0,001).

Schlussfolgerung | Die Einführung von DNR-Formularen führte zu einer Verbesserung der Dokumentationsqualität im Prä-Post-Vergleich bei gleichbleibender Gesamtprävalenz von DNR-Anordnungen.

Abstract

Introduction: DNR orders have been used internationally since the 1970 s. Despite the growing importance of patient preference in German law, there is little data on DNR orders in Germany

Methods: The prevalence of DNR orders was assessed on the hospital wards. Healthcare were asked about their experiences and opinions in two polls. The charts of all deceased patients were reviewed for DNR notes for 9 month before and after introduction of the new DNR order sheets.

Results: The prevalence of DNR orders remained constant at 8 % of patients. In 12,4 % of these DNR status was not known by the nursing staff. After introduction of the order sheet, the percentage of orders with comprehensive documentation increased from 5.9 to 65.4 % of orders (p < 0.001).

In the polls the healthcare workers saw a significant improvement in information content of DNR orders after introduction of the new order sheets. The chart review documented an improved documentation of DNR status going up from 28.8 to 40.8 % of deceased patients (p < 0.001). The fraction of comprehensive orders increased from 32 % to 84.6 % (p < 0.001).

Conclusion: Introduction of DNR order sheets in a German hospital lead to objective improvements in the quality of end-of life care documentation while the prevalence of DNR orders remained unchanged.

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