Zusammenfassung
Hintergrund: Bezugnehmend auf die PRISCUS-Liste wird erstmalig untersucht, inwieweit Unterschiede im Verordnungsverhalten einer potenziell inadäquaten Medikation (PIM) bei älteren gegenüber jüngeren Patienten bestehen, ob sich im Verlauf der letzten Jahre Änderungen abzeichnen und ob ein Einfluss der PRISCUS-Liste erkennbar ist.
Methode: In einer retrospektiven Studie wurden Arzneimittelverordnungen mit Daten der Techniker Krankenkasse für die Jahre 2008–2012 untersucht. Altersgruppen wurden hinsichtlich der Anteile der PIM-Verordnungen am Gesamtvolumen im Therapiegebiet (zugeordnet nach ATC-Code) verglichen. Für die Analyse der verordneten Tagesdosen zwischen den Altersgruppen wurde der Median an Tagesdosen der unter 65-Jährigen auf den Wert 100 indexiert.
Ergebnisse: Der Anteil der Älteren mit mindestens einer PRISCUS-Verordnung verringerte sich kontinuierlich von 21,7 % im Jahr 2008 auf 18,9 % im Jahr 2012. Im Vergleich des Verordnungsverhaltens zwischen Alt und Jung liegt der PIM-Gesamtanteil bei den Älteren stabil höher. Vergleicht man auf Ebene der Therapiegebiete, zeigt sich ein heterogenes Bild. Ein Einfluss der PRISCUS-Liste auf das Verordnungsverhalten ist nicht erkennbar.
Folgerung: Der Anteil an PIM-Verordnungen ist unter den TK-Versicherten im Zeitablauf leicht rückläufig. Unerwartet liegt der PIM-Anteil insgesamt bei den Älteren höher als bei den unter 65-Jährigen. Da sich dies für die einzelnen Therapiegebiete unterschiedlich darstellt, sind zukünftig therapiespezifische Analysen unter Verwendung der hier eingeführten Methodik zu fordern.
Abstract
Background: Referring to the German PRISCUS list, the paper analyzes differences in the prescription of potentially inadequate medication (PIM) between older and younger patients. We account for changes in the development over time and for the influence of the publication of the PRISCUS list.
Methods: The retrospective study analyzes pharmaceutical prescriptions based on data from the Techniker Krankenkasse for the years 2008–20012. Age groups are compared regarding PIM prescriptions as share of total prescriptions within therapeutic areas (based on ATC codes). For a comparison of prescribed daily doses between age groups the median of those younger than 65 was indexed to the value 100.
Results: The share of older insured with at least one PRISCUS prescription declined from 21,7 % in 2008 to 18,9 % in 2012. Moreover, the total share of PIM prescriptions is steadily higher for elderly persons. Comparing major therapeutic areas shows a heterogeneous picture. An influence of the PRISCUS list on the prescription behavior is not observable.
Conclusion: The share of PIM prescriptions in the TK sample is slightly declining over time. Unexpectedly, the total share is higher for the elderly than for those below 65. With regard to different therapeutic areas, results are less clear. For future research, our findings emphasize the need to rely on the applied methods.
Schlüsselwörter potenziell inadäquate Medikation (PIM) - PRISCUS-Liste - Verordnungsverhalten - Routinedatenanalyse - Potenzialanalyse
Keywords potentially inappropriate medications (PIM) - PRISCUS list - prescribing behavior - routine data analysis - capacity analysis