Dtsch Med Wochenschr 2013; 138(24): 1297-1303
DOI: 10.1055/s-0033-1343196
Originalarbeit | Original article
Diabetologie, Arbeitsmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostische Genauigkeit eines standardisierten kohlenhydrathaltigen Frühstücks im Vergleich zum oralen Glukosetoleranztest in der betriebsmedizinischen Praxis

Diagnostic accuracy of a standardized carbohydrate-rich breakfast compared to an oral glucose tolerance test in occupational medicine
K. Kempf
1   Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, Düsseldorf
,
S. Martin
1   Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum, Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf, Düsseldorf
,
B. Haastert
2   mediStatistica, Neuenrade
,
M. Schneider
3   Zentrum für Arbeitsmedizin und Medizinische Dienste, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co.KG, Ingelheim
4   Mannheimer Institut für Public Health, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Mannheim
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Publication History

05 April 2012

21 February 2013

Publication Date:
04 June 2013 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die zunehmende Prävalenz des Diabetes mellitus Typ 2 stellt nicht nur das Gesundheitssystem vor massive Probleme, sondern beeinträchtigt auch die Arbeitswelt. Um Kosten durch Arbeitsausfall und Frühverrentung sowie die Entstehung von Folgeerkrankungen zu vermeiden, spielt die betriebliche Gesundheitsvorsorge eine wichtige Rolle bei der Diabetesfrüherkennung. Allerdings findet dabei der Goldstandard der Diagnostik, der orale Glukosetoleranztest (oGTT), nur mäßige Akzeptanz. Ziel unserer Untersuchung war es, die diagnostische Genauigkeit eines gut standardisierbaren und kostengünstigen Testverfahrens in Form eines Frühstücks – welches eine breite Akzeptanz im betrieblichen Umfeld findet – im Vergleich zum oGTT zu evaluieren.

Patienten und Methodik: Im Rahmen einer betrieblichen Maßnahme zur Gesundheitsvorsorge wurde bei gesunden Probanden im Random-Cross-Over-Design die diagnostische Genauigkeit (Sensitivität und Spezifität) eines standardisierten Testfrühstücks (Indextest) im Vergleich zum oGTT (Referenztest) untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt 278 Personen nahmen an der Untersuchung teil und bewerteten die Maßnahme als sinnvolle Gesundheitsvorsoge (99 %), 74 % bevorzugten allerdings das Testfrühstück gegenüber dem oGTT. Beide Screening-Methoden lösten einen vergleichbaren Plasmaglukose- und Insulinverlauf aus, wobei sowohl die kapillär als auch die venös gemessenen Plasmaglukosewerte beim Testfrühstück und beim oGTT sehr gut übereinstimmten. Lediglich die 2h-Werte wiesen im voll adjustierten Modell Unterschiede auf. Das Testfrühstück zeigte eine hohe Sensitivität und Spezifität bzgl. der Diagnose des Diabetes im Vergleich zum Referenztest und lieferte fast identische Diagnoseergebnisse (8 Personen [2,9 %] mit neu diagnostiziertem Diabetes beim Frühstück vs. 7 [2,5 %] beim oGTT).

Schlussfolgerung: Ein Testfrühstück als erste Screeningmaßnahme ist geeignet, um die Akzeptanz der Diabetesvorsorge im Betrieb zu erhöhen und kann so die Möglichkeiten der Diabetes-Früherkennung verbessern.

Abstract

Background: Increasing prevalence of type 2 diabetes mellitus is not only a problem for the health care system but also impairs working environment. In order to reduce costs by illness and early retirement and the development of diabetic complications occupational medicine is important for early diabetes detection. However, the diagnostic gold standard, oral glucose tolerance test (oGTT), is rarely accepted. Aim of our investigation was to evaluate diagnostic accuracy of a standardizable and cost-effective test-breakfast in comparison to oGTT which might be accepted in workplace.

Methods: During a workplace health promotion program diagnostic accuracy (sensitivity and specificity) of a test-breakfast (index test) was analyzed in a random-cross-over-design with healthy volunteers in comparison to an oGTT (reference test).

Results: 278 subjects participated and rated the health promotion program to be useful (99 %). 74 % stated that they preferred the test-breakfast in contrast to the oGTT. Both screening methods showed comparable plasma glucose and insulin curves. The plasma glucose levels measured capillary and venously during test-breakfast and oGTT were very consistent. Differences were only seen for the 2 h plasma glucose values in the fully adjusted model. The test-breakfast demonstrated high sensitivity and specificity for diabetes diagnosis compared to the reference test with highly comparable results, i. e. 8 persons (2,9 %) newly diagnosed with diabetes by the test-breakfast vs. 7 (2,5 %) by oGTT.

Conclusion: A test-breakfast seems to be a useful first screening instrument to increase the compliance of occupational health promotions and might improve early diabetes diagnosis.