Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229(11): 1077-1078
DOI: 10.1055/s-0032-1327961
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

40 Jahre Deutschsprachige Ophthalmopathologen (DOP)

40 Years of German-Speaking Ophthalomologists (DOP)
G. K. Lang
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Publication Date:
21 November 2012 (online)

Die Vereinigung Deutschsprachiger Ophthalmopathologen (DOP) geht auf einen Gesprächskreis, initiiert von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. G. O. H. Naumann und Prof. Dr. M. Vogel, am 23. 09. 1972 in Hamburg zurück. Seither nehmen deutschsprachige Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Schweiz, Holland, Belgien an den jährlichen Zusammenkünften teil. Bis zum heutigen Tage haben die Zusammenkünfte ihren Arbeitscharakter am Mikroskop mit histopathologischen Schnitten, Folien und einem zweitseitigen schriftlichen Protokoll für alle Teilnehmer nicht verloren.

Jetzt 40 Jahre nach Gründung dieser von Beginn an internationalen Zusammenkunft kehrte die DOP mit ihrer Jahrestagung (26.–27. 10. 2012) zurück an die Universitäts-Augenklinik in Erlangen mit ihrem Emeritus Professor G. O. H. Naumann.

Zweifellos ein Grund zum Feiern, aber auch eine Gelegenheit, über die Rolle des Ophthalmopathologen im klinischen Alltag nachzudenken oder vielleicht besser noch vorzudenken.

Rohrbach und Koautoren nahmen 2009 zur Situation der Ophthalmopathologie in Deutschland Stellung [1]. An der Richtigkeit der Einschätzung der Autoren hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert. Die Ophthalmopathologie ist eine wichtige Disziplin, die für alle drei universitären Säulen: Krankenversorgung, Forschung und Lehre, einen substantiellen Beitrag leistet.

Gleichwohl ist in Zeiten knapper Kassen und Kosteneinsparungen, ganz besonders im Personalsektor, bei jeder Emeritierung eines Ordinarius einer Klinik mit Ophthalmopathologischem Labor genau diese Disziplin in Gefahr, an die Abteilung für Pathologie verlorenzugehen oder gar ersatzlos abgebaut zu werden.

Es ist der Sektion Ophthalmopathologie der Deutschen Ophthalmopathologischen Gesellschaft hoch anzurechnen, genau dieser Tendenz entgegenzutreten und dass sie die Ziele auf ihrer Homepage konkretisiert und deren Erreichen beharrlich verfolgt:

  • Bedeutung der Ophthalmopathologie für die ophthalmologische Ausbildung,

  • Steigerung der Attraktivität der ophthalmopathologischen Ausbildung durch ein Zertifikat (Fachkundenachweis),

  • Klärung der Frage der Abrechenbarkeit von ophthalmopathologischen Leistungen,

  • Klärung der juristischen Verantwortung/Angreifbarkeit,

  • Schaffen von Richtlinien zur Standardisierung und Qualitätskontrolle (Laborzertifizierung),

  • Verbesserung des Informationsaustausches Inland/Ausland,

  • Initiierung multizentrischer Studien,

  • Verbesserung der Kommunikation mit niedergelassenen bzw. nicht ophthalmopathologisch tätigen Kollegen.

Ein für die Zukunft wichtiger Punkt ist eine funktionierende und harmonische Zusammenarbeit der Ophthalmopathologischen Labore mit den Pathologischen Abteilungen, um langfristig den Zugriff auf Immunhistochemie und Molekularpathologie zu sichern.

An dieser Stelle gratulieren die Klinischen Monatsblätter ganz herzlich den deutschen Ophthalmopathologen zum 40. Geburtstag. Die Klinischen Monatsblätter, die selbst im nächsten Jahr ein Jubiläum feiern (150 Jahre Klinische Monatsblätter), waren stets partnerschaftlich an der Seite der Ophthalmopathologen. So haben die Klinischen Monatsblätter einen Schwerpunkt „Ophthalmopathologie“ und „Onkologie“, um diese wichtige Thematik zu bedienen. Weiterhin haben die Klinischen Monatsblätter stets morphologische Arbeiten publiziert [2], [3] und auch dem Kreis der Ophthalmopathologen ermöglicht, interessante Fälle aus den DOP-Tagungen in den Klinischen Monatsblättern als Rubrik „Der interessante Fall“ zu publizieren.

Die IC3D-Klassifikation von Hornhautdystrophien wurde von den Klinischen Monatsblättern im Zusammenwirken der Cornea Society und DOG als Supplement publiziert und ist eine wichtige Nachschlagequelle für jeden Augenarzt [4].

Die in den Klinischen Monatsblätter veröffentlichten Arbeiten der letzten Jahre beschäftigen sich entweder fokussiert auf histopathologische Inhalte, oder aber sie schlagen bereits die Brücke der Anwendung von ophthalmopathologischem Know how auf moderne bildgebende Verfahren, die immer mehr morphologische Detailabbildungen liefern. Calabrese und Koautoren arbeiteten 2010 die morphologischen Besonderheiten von retrokornealen Membranen nach Keratoplastik heraus, ein häufiger Befund bei irreversiblem Transplantatversagen und eine Schlüsselrolle der Spender-Empfänger-Grenze [2]. Ebenso, wie Ruppenstein et al. die Einteilung von primären stromalen Iriszysten auf rein histopathologische Kriterien gründeten und Hinweise für eine Abstammung vom Oberflächenektoderm fanden [3].

Das Schlagwort „optische Biopsie“ ist die Visitenkarte moderner bildgebender Verfahren mit immer histologieähnlicheren Darstellungen. Gamulescu und Helbig [5] publizierten dazu einen Beitrag für den hinteren Augenabschnitt, wohingegen Lang SJ et al. das Potenzial dieser „optischen Probebiopsie“ im vorderen Augensegment beleuchteten [6].

Und hier liegt auch die Zukunft des Ophthalmopathologen, dass er neben der klinischen Arbeit in der Befundung von ophthalmopathologischen Präparaten sich mit der studentischen Lehre aber auch mit Fort- und Weiterbildung beschäftigt, wie auch ganz besonders seine ophthalmopathologischen Erkenntnisse in die Untersuchungstechniken der Zukunft einbringt, für deren Interpretation von morphologischen Befunden keiner geeigneter ist, als ein klinisch tätiger Ophthalmopathologe.

Gerhard K. Lang, Ulm