Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(23): 1264-1266
DOI: 10.1055/s-0032-1305039
Kommentar | Commentary
Gesundheitspolitik
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Paradigmenwechsel in der deutschen Medizin durch die Substitution ärztlicher Leistungen

Sinn oder Unsinn angesichts der Erfahrungen in Großbritannien?Paradigm shift of German medicine by introduction of nurse practicionersDoes it make sense in view of experience in the United Kingdom?
C. Seligmann
1   Kardiologische Praxis Schwabing, München
,
M. Kusus-Seligmann
1   Kardiologische Praxis Schwabing, München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Mai 2012 (online)

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Zusammenfassung:

In Deutschland sollen im Rahmen von Modelvorhaben künftig ärztliche Leistungen auf Pflegekräfte übertragen werden. Obwohl sich vor allem im Krankenhaus tätige Pflegekräfte in den letzten Jahren bemüht haben, ihren Tätigkeitsschwerpunkt von teilweise medizinischen Tätigkeiten hin zu pflegerischen Tätigkeiten zu verlagern, sollen sie nun nach einer kurzen zusätzlichen Ausbildung von 6–12 Monaten in einigen eng umrissenen Bereichen medizinisch tätig werden (Bluthochdruck, Wundmanagement, Demenz, Diabetes mellitus). Bezüglich der Erfolge solcher Modelle gibt es nur relativ wenig wissenschaftliche Daten. Die Studienergebnisse und Erfahrungen in Großbritannien mit der Substitution ärztlicher Leistungen – wo diese Entwicklung viel weiter fortgeschritten ist – sind jedoch nur teilweise positiv. Einspareffekte und Entlastung der Ärzte sind in der Regel nicht zu verzeichnen. Der Nutzen liegt häufig nur in einer Ergänzung ärztlicher Leistungen. Wichtig für das Modellvorhaben in Deutschland wären daher eine intensive wissenschaftliche Begleitung und eine ideologiefrei Interpretation der Ergebnisse.

Abstract

Germany wants to introduce some models to allow nurses to work in medical roles. Although hospital nurses worked hard during the last couple of years to concentrate on pure patient care and to detach themselves from medicine, a short additional training of 6–12 months duration is planned to allow them to work independently in well defined areas of medicine (high blood pressure, wound care, dementia, diabetes). However, success of such models has only been tested in a few studies. Study results and experience with such models in the UK – where these developments are much more advanced – are not only positive. Generally, work of nurses in medical roles does not make patient care less expensive and doctor´s work less onerous. The benefit lies more in an add-on effect to doctor´s care. Therefore, a close scientific surveillance of such models must be guaranteed and results must be considered without any kind of ideology