Suchttherapie 2012; 13(01): 15-24
DOI: 10.1055/s-0031-1291351
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rauschtrinken bei Jugendlichen – Medienhype oder bedenkliche Entwicklung?

Juvenile Binge Drinking – Media Hype or Alarming Development
A. Uhl
1   Anton-Proksch-Institut, Wien, Österreich
,
U. Kobrna
1   Anton-Proksch-Institut, Wien, Österreich
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Februar 2012 (online)

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Zusammenfassung

Rauschtrinken von Kindern und Jugendlichen wurde in den letzten Jahren zu einem stark emotionalisierten Medienthema. Dieser Beitrag stellt dar, dass das Alter, in dem Kinder und Jugendliche ihre ersten Alkoholerfahrungen machen, akzelerationsbedingt gesunken ist, und diskutiert die Frage, ob daraus ein zunehmendes Alkoholproblem für die Zukunft dieser Personen abzuleiten ist. Ferner wird die mangelnde Validität der Kriterien, die üblicherweise zur Quantifizierung des Problemausmaßes verwendet werden, analysiert und erörtert, inwieweit dieses Thema im Sinne eines Lobbyings für bestimmte alkoholpolitische und persönliche wirtschaftliche Zielsetzungen missbraucht wird. Eine sachlich ausgewogene, sorgfältige wissenschaftliche Erörterung eines Phänomens und dessen sensationsorientierte Emotionalisierung, um aus unterschiedlichsten Beweggründen Stimmung zu machen, sind grundsätzlich inkompatibel.

Abstract

Binge drinking of children and youths has developed into a heavily emotionalized media topic in recent years. This article shows that the age of onset into alcohol consumption has steadily decreased due to acceleration effects and argues whether this development justifies to expect more alcohol use disorders in this generation in future. Furthermore the lacking validity of common criteria to assess problem magnitude is elaborated. Finally the question is raised to what degree the topic is abused to lobby for specific alcohol policy decisions as well as for personal economic interests. Factually balanced and scientifically thorough tackling phenomena and sectionalizing emotionalization for advocacy purposes are fundamentally incompatible.