Zusammenfassung
Als effektivste Maßnahme zur Verhinderung der Übertragung
des HI-Virus wird der Gebrauch von Kondomen propagiert. Aus verschiedenen
Gründen werden Kondome jedoch bei sexuellem Kontakt nicht
immer oder falsch angewendet. Es gibt daher Überlegungen
zur HIV-Prävention durch die Einnahme antiretroviraler Substanzen
vor dem sexuellen Kontakt mit einer (mutmaßlich) HIV-positiven Person,
bezeichnet als Präexpostionsprophylaxe (PrEP).
Im Tierversuch konnte die Effektivität einer HIV-PrEP
mit Tenofovir (alleine oder in Kombination mit Emtricitabin) gezeigt werden.
Derzeit werden klinische Studien bei unterschiedlichen Risikogruppen und
in verschiedenen Erdteilen durchgeführt. Mit den ersten
Ergebnissen aus diesen PrEP-Studien ist voraussichtlich im Jahr
2010 zu rechnen.
Sollte sich HIV-PrEP als effektiv erweisen, stünde unser
Gesundheitssystem vor einer großen interdisziplinären
Herausforderung. Es müssten geeignete Empfängergruppen
definiert werden, und Maßnahmen zur Eindämmung
möglichen Missbrauchs antiretroviraler Substanzen mit den
Folgen der Resistenzentwicklung, Nebenwirkungen und unerlaubtem Handel
ergriffen werden.
Bereits heute ist ersichtlich, dass HIV-PrEP weder einen 100-prozentigen Schutz
vor einer HIV-Infektion bieten, noch bisherige präventive
Strategien ersetzen wird. Möglicherweise steht künftig
aber eine weitere prophylaktische Methode zur Verfügung,
die bei umsichtigem Einsatz eine sinnvolle Ergänzung in
der HIV-Prävention darstellt. Es ist daher erforderlich,
sich bereits jetzt mit vorrangigen Fragen aus Epidemiologie, Verhaltensforschung,
Logistik, Gesundheitspolitik und Ethik auseinander zu setzen und
Lösungsansätze zu suchen.
Abstract
Condom use is propagated as the most efficient measure to prevent
HIV-transmission. For several reasons, condoms are not always used or misapplied during sexual
intercourse. Therefore, alternative preventive measures through
intake of antiretroviral drugs before sexual intercourse with a
(presumably) HIV-positive person are being considered, so called Pre-Exposure
Prophylaxis (PrEP).
In animal models the efficacy of HIV-PrEP was shown for Tenofovir
alone or in combination with Emtricitabine). Several clinical studies
are currently being conducted in different HIV-risk groups on various
continents. First results from these studies are anticipated for
the year 2010. In case of proven efficacy for HIV-PrEP, our health
system would face a large interdisciplinary challenge. It would be
a difficult task to define the appropriate recipients. Measures
would have to be taken to limit possible misuse of antiretroviral
drugs, due to the negative consequences with development of resistance, adverse
events and illegal trading.
It is already evident that HIV-PrEP will not provide absolute
protection, nor will it replace other preventive strategies. However,
if used cautiously, HIV-PrEP might be established as a useful supplement
in the prevention of HIV. Paramount questions from the fields of
epidemiology, behavioural science, logistics, health politics and
ethics should be answered in advance.
Schlüsselwörter
Prophylaxe - Prävention - Exposition - Kondom - Tenofovir
Keywords
prophylaxis - prevention - exposition - condoms - tenofovir