Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(15): 899-904
DOI: 10.1055/a-2618-0902
Review

Anteil von Frauen in Vorständen und Präsidien von 183 Fachgesellschaften der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

Proportion of women on the executive boards and committees of 183 professional associations of the Association of the Scientific Medical Societies in Germany (AWMF)
Uwe Janssens
1   St.-Antonius-Hospital, Eschweiler, GERMANY (Ringgold ID: RIN1102667)
,
Louisa Jahnke
2   Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Stiftungsklinikum PROSELIS gGmbH Prosper-Hospital Recklinghausen, Recklinghausen, Deutschland
,
Teresa Deffner
3   Operative Intensivstationen, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
Monika Nothacker
4   AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement, Berlin, Deutschland
,
Florian Hoffmann
5   Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital am LMU Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
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Zusammenfassung

Hintergrund

Der wachsende Anteil von Frauen im Medizinstudium und in der medizinischen Praxis steht im Kontrast zu ihrer unterrepräsentierten Rolle in Führungspositionen innerhalb medizinischer Fachgesellschaften in Deutschland. Vor diesem Hintergrund wurde der Frauenanteil in den Spitzenpositionen medizinischer Fachgesellschaften in Deutschland analysiert.

Ergebnisse

Bei der Analyse der Zusammensetzung der Vorstände/Präsidien der 183 Fachgesellschaften wurden 1460 Personen gezählt. Der Anteil der Frauen in den Vorständen/Präsidien lag bei 32,6%. Die 183 Fachgesellschaften wurden in 47 (25,7%) Fällen durch eine Frau als Präsidentin geführt. Als Vizepräsident*in fungierten 72 (39,3%) Frauen. Nur 39 (21,3%) Fachgesellschaften verfügten über einen Frauenanteil in den Vorständen/Präsidien ≥50%.

Schlussfolgerung

Es liegt ein deutliches Ungleichgewicht weiblich besetzter Führungspositionen in medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland vor. Um diese Ungleichheit zu adressieren, ist eine Strategie mit multiplen Initiativen notwendig, die sowohl Karriere-Entwicklungsprogramme wie Mentoring einschließt als auch die Gestaltung von aktiven Kongress-Teilnahmen zur Gewährleistung einer ausgewogenen Repräsentation der Geschlechter fokussiert.

Abstract

Background

The growing proportion of women in medical studentship and medical practice contrasts with their under-represented role in leadership positions in medical professional associations in Germany. Against this background, the proportion of women in top positions of medical professional associations in Germany has been analysed.

Results

A total of 1460 individuals were counted in the analysis of the composition of the boards/presidia of the 183 professional societies. The proportion of women on the boards/executive committees was 32.6%. Of the 183 professional societies, 47 (25.7%) were led by a woman as president. 72 (39.3%) women served as vice presidents. Only 39 (21.3%) professional societies had a proportion of women on the boards/executive committees ≥50%.

Conclusion

There is a significant imbalance of female leadership positions in medical professional associations in Germany. To address this inequality, a strategy with multiple initiatives is needed that includes both career development programmes such as mentoring and the design of congress participation to ensure a balanced gender representation.

Kernaussagen
  • Frauen sind in den Führungsgremien medizinischer Fachgesellschaften trotz ihres wachsenden Anteils im Beruf weiterhin deutlich unterrepräsentiert.

  • Das Fehlen weiblicher Vorbilder und gezielter Mentoring-Programme sowie männerdominierte Netzwerke behindern die nachhaltige Förderung und Sichtbarkeit von Frauen in Führungsgremien.

  • Zur Verbesserung der Geschlechter-Balance in den Führungsgremien sind multiperspektivische Strategien notwendig, darunter gezielte Karriereförderung, Mentoring-Programme, die Förderung einer verstärkten Kongressbeteiligung von Wissenschaftlerinnen und eine stärkere Berücksichtigung der Repräsentativität bei der Besetzung von Gremien.

  • Eine Frauenquote allein reicht nicht aus; notwendig sind vielfältige, auf allen Ebenen ansetzende Initiativen. Fachgesellschaften sollten ihre Verantwortung erkennen, aktiv den Wandel unterstützen und alle verfügbaren Instrumente zur Förderung einer Geschlechter-Gerechtigkeit nutzen.



Publication History

Article published online:
21 July 2025

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