Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(16): 991-994
DOI: 10.1055/a-2537-0756
Medizin weltweit

Lydia Rabinowitsch-Kempner[ 1 ]

Robert Kropp
,
Inge Hansen-Schaberg
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Professorin, Dr. phil. nat.

Als Lydia Rabinowitsch (1871–1935) im Jahre 1889 am Mädchengymnasium in ihrer Geburtsstadt Kowno[ 2 ] [1] das Abitur bestanden hatte, stand fest, dass sie studieren wollte. Sie kam aus einem vermögenden Elternhaus, das ihr ebenso wie den 8 älteren Geschwistern das gewünschte Studium ermöglichen konnte, selbst nachdem der Vater einen tödlichen Unfall erlitten hatte. Allerdings war nach dem Pogrom von 1881 der Zugang zur Universität für jüdische Männer im zaristischen Reich erschwert und für Frauen gar nicht möglich. Auch in Preußen war es bis zur Mädchenschul-Reform 1908 den Frauen verboten zu studieren. Deshalb ging Lydia Rabinowitsch, wie zu der Zeit auch viele andere junge Frauen aus Russland und Deutschland, zum Studium in die Schweiz. Zum Wintersemester 1889/1890 immatrikulierte sie sich an der Philosophischen Fakultät in Bern in den Fächern Pädagogik, Germanistik und Naturwissenschaften, zunächst „offenbar mit dem Ziel der Ausbildung zur Oberschullehrerin an einem Mädchengymnasium“ ([1], S. 26). Sie wechselte dann nach 3 Semestern an die Universität in Zürich, spezialisierte sich auf botanisch-mikrobiologische Studienschwerpunkte und schloss wiederum in Bern ihre naturwissenschaftlichen Studien mit einer Dissertation zum Thema „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Fruchtkörper einiger Gastromyceten“ ab. 1894 wurde sie mit der Note „Summa cum Laude“ zum Dr. phil. nat. promoviert „und gehörte damit zur ersten Generation von Doktorinnen in einer naturwissenschaftlichen Fachrichtung“ ([1], S. 31).

1 Dieser Artikel basiert auf der Dissertation von Katharina Graffmann-Weschke [1].




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Article published online:
05 August 2025

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