Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(09): 496-502
DOI: 10.1055/a-2365-9507
Dossier

Multimorbidität bei endokrinologischen Erkrankungen: Klinische Implikationen des PCOS

Multimorbidity in endocrinological diseases: Clinical implications of PCOS
Sita Arjune
,
Cornelius Bollheimer
,
Ruth Hanßen
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Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist durch komplexe endokrinologische Dysfunktionen charakterisiert. Die daraus entstehende Multimorbidität stellt eine Herausforderung im Praxisalltag dar. Grundlage für Diagnose und Therapie ist das Verständnis über die pathophysiologischen Zusammenhänge. In diesem Artikel wird die Multimorbidität bei PCOS untersucht – mit einem besonderen Fokus auf die klinischen Implikationen und das Management dieser komplexen Erkrankung.

Abstract

Polycystic ovary syndrome (PCOS) is one of the most common endocrinological disorders in women of reproductive age. It affects up to 15% of this population worldwide and is characterized by a complex hormonal, metabolic and reproductive dysfunction. In this article, the multimorbidity of PCOS is reviewed, with a particular focus on the clinical implications and management of this complex disorder.

Kernaussagen
  • Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten endokrinologischen Störungen bei Frauen im reproduktiven Alter und betrifft weltweit bis zu 15% dieser Bevölkerungsgruppe.

  • Neben den reproduktiven Symptomen wie Hyper-Androgenismus und Anovulation führt PCOS zu einer Vielzahl systemischer Komorbiditäten, darunter metabolische Störungen, kardiovaskuläre Risiken und psychische Erkrankungen.

  • Insulinresistenz betrifft eine Vielzahl der Frauen mit PCOS. Sie fördert Hyper-Insulinämie, die wiederum die Androgen-Produktion in den Ovarien steigert und hormonelle Dysbalancen verstärkt.

  • Der Hyper-Androgenismus ist zentral für die Pathogenese und äußert sich in Hirsutismus, Akne und androgenetischer Alopezie.

  • Mit zunehmendem Alter besteht ein bis zu 4-fach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Zudem ist das Risiko für Endometrium-Karzinome um das 3–4-Fache erhöht, bedingt durch chronische anovulatorische Zyklen und Hyper-Östrogenismus.

  • Lebensstil-Interventionen wie Gewichtsreduktion, Ernährungsberatung und Bewegung sind essenziell, um metabolische und kardiovaskuläre Risiken zu reduzieren. Ergänzend kommen pharmakologische Therapien wie Metformin bei Insulinresistenz und Anti-Androgene bei Hyper-Androgenismus zum Einsatz.

  • Erste Forschungen untersuchen den Einsatz von GLP-1-Analoga und Artemisinin.

  • PCOS erfordert eine lebenslange Betreuung, die metabolische, kardiovaskuläre, psychische und reproduktive Aspekte integriert.

  • Frühzeitige Interventionen sowie kontinuierliche Überwachung sind entscheidend, um Langzeit-Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.



Publication History

Article published online:
08 April 2025

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