Dtsch Med Wochenschr 2025; 150(01/02): 22-28
DOI: 10.1055/a-2261-6310
Dossier

(Über-)Leben mit Krebs: Bedeutung von Sport und körperlicher Aktivität

(Surviving) life with cancer: the importance of sport and physical activity
Muriel Breuer
,
Stefan Brunner
,
Lutz Linneweber
,
Sebastian Theurich
Preview

Bei der stetig fortschreitenden Verbesserung der Überlebensprognose von Krebserkrankten tritt die Verbesserung der Lebensqualität während und nach der Krebsbehandlung immer weiter in den Vordergrund [1]. Bewegungstherapie hat einen positiven Effekt auf sogenannte „Patient-reported Outcomes“ [2]. Dabei spielt vor allem die Kombination eines Ausdauertrainings und eines individualisierten Krafttrainings eine wichtige Rolle. Es bedarf daher der konsequenten und flächendeckenden Implementierung einer qualitätsgesicherten Bewegungstherapie in den klinischen Alltag.

Abstract

As the survival prognosis of cancer patients continues to improve, the improvement in quality of life during and after cancer treatment is becoming increasingly important [1]. Exercise therapy has a positive effect on so-called “patient-reported outcomes” [2]. The combination of endurance training and individualized strength training plays a particularly important role here. There is therefore a need for consistent and comprehensive implementation of quality-assured exercise therapy in everyday clinical practice.

Kernausagen
  • Eine an die jeweilige Situation adaptierte und fachgerecht angeleitete Bewegungstherapie ist bei Krebserkrankten sicher durchführbar und sollte viel mehr Krebspatienten als derzeit zugutekommen.

  • Denn es liegt mittlerweile eine überzeugende Evidenz zum positiven Einfluss von onkologischer Bewegungstherapie auf verschiedene klinisch relevante Parameter wie die Alltagsaktivität und die körperliche Funktion, Fatigue, Ängstlichkeit und Depression und die gesundheitsbezogene Lebensqualität.

  • Die Bewegungstherapie sollte abhängig von der Krebsentität, der aktuellen Therapie und möglicher Begleiterkrankungen individualisiert werden. Prinzipiell wird eine Kombination aus einem moderaten Ausdauertraining und einem Krafttraining empfohlen.

  • Zur Qualitätssicherung sollte die Bewegungstherapie in der Onkologie durch speziell zertifiziertes Personal ausgeführt werden.

  • Zur Etablierung eines Angebots der Bewegungstherapie am eigenen Standort bedarf es einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen. Es sollte sich um ein Team aus Sport-/Physiotherapeut*innen, Onkolog*innen, Kardiolog*innen und Orthopäd*innen handeln. Zur Grundausstattung gehören Ausdauergeräte, wie ein Fahrradergometer, und einige Gewichte oder Kraftgeräte, wie beispielsweise ein Kabelzugturm.

  • Die derzeit noch fehlende Refinanzierung behindert ein flächendeckendes Angebot qualitätsgesicherter Bewegungstherapieangebote in der Onkologie. Aber auch interprofessionelle und intersektorale Hürden führen dazu, dass aktuell noch zu wenig Krebspatient*innen Bewegungstherapien wahrnehmen. Diese Lücken zu schließen, ist eine wichtige Aufgabe für eine hochwertige onkologische Versorgung in Deutschland.



Publication History

Article published online:
11 December 2024

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