Dtsch Med Wochenschr 2020; 145(03): 135-139
DOI: 10.1055/a-0660-6179
Klinischer Fortschritt
Endokrinologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vitamin D – Ein kritischer Blick auf die Studienlage

Vitamin D – A Critical Review of Current Evidence
Carmina Teresa Fuss
Medizinische Klinik und Poliklinik I, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Würzburg, Universität Würzburg
,
Martin Fassnacht
Medizinische Klinik und Poliklinik I, Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie, Universitätsklinikum Würzburg, Universität Würzburg
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Publication Date:
04 February 2020 (online)

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Was ist neu?

Was ist Vitamin-D-Mangel? Die Definition des Vitamin-D-Mangels ist weiterhin umstritten und unter anderem schwierig, da die vorhandenen Labormethoden ungenau und vor allem nicht harmonisiert sind. Einigkeit herrscht zumindest darüber, dass ein 25-OH-Vitamin-D-Spiegel unter 12 ng/ml als behandlungsbedürftig gilt, wohingegen Werte über 20 ng/ml in der Regel ausreichend sind, sodass keine Substitution notwendig ist.

Die vermeintlich pleiotrope Wirkung von Vitamin D Während die Wirkungen von Vitamin D auf den Knochenstoffwechsel gut bekannt sind, gibt es zunehmend Hinweise auf weitere, pleiotrope Effekte des Hormons auf andere Gewebe. Verschiedene Assoziationsstudien beschreiben den Vitamin-D-Mangel als möglichen Risikofaktor für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen. Zu einigen relevanten Erkrankungen gibt es nun randomisierte und kontrollierte Interventionsstudien:

  • Vitamin D und Knochen In der ViDa-Studie mit über 5000 Probanden, aber auch einer aktuellen Metaanalyse bestätigt sich nicht, dass Vitamin D bei bisher knochengesunden Erwachsenen (> 50 Jahre) die Frakturhäufigkeit senkt.

  • Vitamin D und kardiovaskuläre Erkrankungen Die Gabe von 2000 IE Vitamin D führte in der VITAL-Studie mit über 25 000 Menschen über 50 Jahre zu keiner Veränderung des Auftretens von relevanten kardiovaskulären Ereignissen. In einer Metaanalyse zum Blutdruck fand sich hier ebenfalls keinerlei Effekt.

  • Vitamin D und Krebs In der erwähnten VITAL-Studie zeigte sich auch keine verringerte Krebsinzidenz, und weitere kleinere Interventionsstudien fanden keinen signifikanten Effekt auf das rezidiv- bzw. progressionsfreie Überleben bei gastrointestinalen Krebserkrankungen.

  • Vitamin D und Diabetes Bei knapp 2500 Patienten mit hohem Risiko für einen Typ-2-Diabetes führte eine 2,5 Jahre lange Behandlung mit 4000 IE Vitamin D/d zu keiner Reduktion der Diabetesinzidenz.

Abstract

While effects of vitamin D on bone metabolism are widely acknowledged, many questions regarding extraskeletal actions of vitamin D have emerged. In-vitro data show the expression of the nuclear vitamin D receptor in a variety of different extraskeletal tissues. However, it’s relevance in clinical practice is still unclear. Numerous observational studies suggest that low vitamin D levels might represent a risk factor for several diseases, including cancer, cardiovascular disease and diabetes. Very recently, several randomized controlled trials assessing the effect of vitamin D supplementation on prevention of different diseases have been published with disappointing results. In this review we focus on assessment of vitamin D status, as well as results of currently published randomized controlled trials on vitamin D and disease prevention.