Klin Monbl Augenheilkd 1995; 207(12): 348-352
DOI: 10.1055/s-2008-1035388
Klinische Studien

© 1995 F. Enke Verlag Stuttgart

Wie reproduzierbar und stabil ist die Augendrucksenkung nach extrakapsulärer Kataraktextraktion?

How Reproducible and Stable is the Reduction of Intraocular Pressure Following Extracapsular Cataract Extraction?Claus E. Jahn1 , Monika Emke
  • 1Belegarzt am Klinikum Kempten GmbH, Kempten
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Erstmalig eingereicht am 03. 05. 95

in der vorliegenden Form angenommen am 01. 10. 95

Publication Date:
24 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die extrakapsuläre Kataraktextraktion mit Einpflanzung einer Hinterkammerlinse (ECCE + HKL) senkt bei den meisten Augen den intraokularen Druck (IOD). Der Effekt soll mit der Zeit nachlassen.

Patienten und Methode Wir verglichen die applanatorisch gemessenen IODs von 100 konsekutiven Patienten mit einseitiger Pseudophakie, von 100 konsekutiven Patienten mit beidseitiger Pseudophakie sowie von 100 konsekutiven Patienten mit beidseitiger Phakie. Das mittlere postoperative Intervall war für Patienten mit einseitiger Pseudophakie 16±16 Monate, für erstoperierte Augen der Patienten mit beidseitiger Pseudophakie 36±23 und für zweitoperierte Augen 21±19 Monate. Das mittlere Intervall zwischen den beiden Kataraktoperationen bei Patienten mit beidseitiger Pseudophakie betrug 15±16 Monate.

Ergebnisse Phake Augen hatten einen medianen IOD von 14 mmHg, pseudophake Augen einen medianen IOD von 12 mmHg (p < 0,0001). Der mediane Quotient IODpseudophak/IODphak für einseitig pseudophake Patienten war mit 0,82 signifikant niedriger als der mediane Quotient IODpseudophak, 1. Auge/IODpseudophak, 2. Auge Von 1,02 für beidseitig pseudophake Patienten (p < 0,0001). IODpseudophak. 1. Auge/IODpseudophak, 2. Auge war nicht von der Länge des Intervalls zwischen der ersten und zweiten Kataraktoperation abhängig. Der Quotient aus dem IOD beider Augen hatte für Patienten mit beidseitiger Phakie und solche mit beidseitiger Pseudophakie eine sehr ähnliche Verteilung.

Schlußfolgerung Wir schließen daraus, dass der IOD durch ECCE + HKL um ein für den einzelnen Patienten charakteristisches Ausmaß gesenkt wird. Nach erfolgter ECCE + HKL am ersten Auge kann das Ausmaß der Drucksenkung am zweiten Auge mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden. Die Drucksenkung läßt nicht mit der Zeit nach, sondern bleibt stabil. Möglicherweise sinkt nach ECCE + HKL das Risiko, einen glaukomatösen Opticusschaden zu entwickeln, dauerhaft.

Summary

Background Extracapsular cataract extraction with implantation of a posterior chamber lens (ECCE + PCL) lowers intraocular pressure (IOP) in most eyes. However it is believed that this effect vanishes with time.

Patients and Methods We measured IOP by Goldmann applanation tonometry in both eyes of 100 consecutive patients who were either bilaterally phakic, unilaterally Pseudophakie or bilaterally Pseudophakie. The posterior capsule was intact in all Pseudophakie eyes and none of the eyes suffered from glaucoma.

Results Median IOP was 12 mmHg for Pseudophakie and 14 mmHg for phacic eyes (p < 0.0001). The median ratio of IOPpseudophakic/IOPphakic (0.82) in unilaterally pseudo-phakics was significantly lower than the median ratio of IOPl. Pseudophakie eye/IOP2. Pseudophakie eye (1.02) in bilaterally pseudophakics (p < 0.0001). The ratio in bilaterally Pseudophakie subjects was independant of the time passed since ECCE + PCL. The distribution of the ratio of IOPs was similar for the group of bilaterally pseudophakics and bilaterally phakics.

Conclusion We conclude that the amount of lowering of IOP induced by ECCE + PCL is characteristic for each patient. It is well re producible, when the second eye is operated. The lowering of IOP does not fade with time but is stable. Possibly ECCE + PCL lowers the risk to develop glaucomatous optic nerve damage permanently