Klin Monbl Augenheilkd 1998; 212(4): 196-202
DOI: 10.1055/s-2008-1034864
Klinische Studien

© 1998 F. Enke Verlag Stuttgart

Objektive Schätzung der Mindestsehschärfe durch Suppression des optokinetischen Nystagmus

Objective estimation of the minimum visual acuity by suppression of the optokinetic nystagmusM. Gräf
  • Universitäts-Augenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie Gießen
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 14.10.1997

in der vorliegenden Form angenommen am 30.01.1998

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Zur objektiven Schätzung des Visus erwachsener Personen sollte ein untersucherunabhängiges Verfahren entwickelt und statistisch validiert werden.

Methode Durch ein vertikales, rechteckmoduliertes, auf einem PC-Monitor dargebotenes Streifenmuster wird ein horizontaler optokinetischer Nystagmus (OKN) ausgelöst. Dem Streifenmuster werden 3 schwarze, unbewegte Detek-tionsreize überlagert, deren Größe in 10 Schritten alle 2 s zunimmt. Die infrarotreflektometrisch registrierte Unterbrechung des OKN durch diese Reize zeigt an, dass die Reize wahrgenommen wurden. An 65 augengesunden Probanden (130 Augen) mit artifiziell reduzierter Sehschärfe und 425 kooperativen Patienten (842 Augen) mit Visusminderung unterschiedlicher Ursache wurden verteilungunabhängige Toleranzintervalle für den lgVisus für jeden einzelnen nystag-mussupprimierenden Detektionsreiz bestimmt.

Ergebnisse Die Methode erlaubt eine Schätzung des Min-destvisus in Schritten von 0,8, 0,32, 0,25, 0,12, 0,1, 0,06, 0,03 und 0,025 für den kleinsten objektiven Wert aus 3 Einzelableitungen. Bei schielamblyopen Augen ist eine Schätzung des Mindestvisus allenfalls in Schritten von 0,16,0,06 und 0,02 möglich. Der Nachweis eines Visus >0,02 ist mit hoher Zuverlässigkeit möglich.

Schlußfolgerung Die Methode gestattet bei nichtamblyo-pen Augen eine klinisch brauchbare, untersucherunabhängige, objektive Schätzung des vorhandenen Mindestvisus.

Summary

Purpose To develop and to validate an objective method which allows an estimation of the visual acuity (VA) of adults.

Methods A horizontal optokinetic nystagmus (OKN) was elicited by a vertical rectangular grating presented on a PC-screen and was recorded by an infrared reflection method. Superimposition of three stationary black detection stimuli was used to suppress the OKN. The size of these stimuli was increased every two seconds, in ten steps. Suppression of the OKN was taken as an indication that the stimuli were detected. The relation between the smallest effective stimulus and logVA was evaluated in 65 healthy volunteers (130 eyes) with artificially reduced VA and 425 cooperative patients (842 eyes) whose VA was reduced due to different etiologies. The tolerance intervals of logVA related to the discrete detection stimuli were calculated.

Results The method allows an estimation of the least expectable VA in steps of 0.8,0.32,0.25,0.12,0.1,0.06,0.03 und 0.025 due to the smallest value of three trials. The least VA of strabismic amblyopic eyes can only be estimated in steps of 0.16, 0.06, and 0.02. A VA>0.02 can be proven with high reliability.

Conclusion The method allows a clinically useful, objective estimation of the least VA without observer bias in non-am-blyopic eyes.

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