physioscience 2007; 3(4): 197-198
DOI: 10.1055/s-2007-963670
Veranstaltungsbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ENPHE-Konferenz Prag

Studierende fordern stärkere internationale Ausrichtung des Physiotherapiestudiums und betonen die große Bedeutung der praktischen FertigkeitenC. Zalpour1
  • 1Fachhochschule Osnabrück
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 November 2007 (online)

Vom 3.-5. Oktober fand in Prag die Herbstkonferenz des European Network of Physiotherapy in Higher Education (ENPHE) mit ca. 150 Mitgliedern aus 25 Ländern statt. Zur Eröffnungsveranstaltung wurde in das Auditorium maximum der ehrwürdigen Karls-Universität eingeladen, in dem seinerzeit unter anderem schon Albert Einstein sowie Vaclav Vojta gesessen haben dürften.

Nachdem die Förderung der ENPHE-Ziele weiterhin ohne europäische Unterstützung auskommen muss - ein entsprechender Antrag (Thematic Network im Life-long-learning-Programm) konnte sich nicht durchsetzen -, erfolgte eine inhaltlichen Neuorientierung, zukünftig in einer stärker an Nachhaltigkeit ausgerichteten Struktur zu arbeiten. Dafür wurden eine Arbeitsgruppenebene zu 4 inhaltlich miteinander verknüpften Ausbildungsthemen geschaffen: Qualitätssicherung, Kompetenzen, Curriculum und Lehr-/Lernevaluation.

Von deutscher Seite waren Bodo Schlag als nationaler Koordinator, Günther Speth, Leiter der PT-Schule in Emmendingen und Prof. Dr. C. Zalpour von der FH Osnabrück vertreten. Erstmalig meldeten sich die europäischen Studentenvertreter (insgesamt 16 aus 8 verschiedenen Ländern) auf der Konferenz zu Wort und stellten als Abschlussveranstaltung ihre „Dream education” vor ([Abb. 1]). Dabei wurden folgende Kriterien priorisiert:

Abb. 1 Die 16 Studenten aus 8 Ländern, die ihre „Dream education” vorstellten.

Angleichung an ein europäisches Curriculum, das aber die jeweilige Landeskultur respektiert; Studienprogramme auch in englischer Sprache in ganz Europa; Grundständige Akademisierung in ganz Europa; Akkreditierung der Studiengänge nach europäischem Standard; Vereinheitlichung der Studienabschlüsse und der Studiendauer auf 4 Jahre (240 ECTS); Begrenzte Zugangsmöglichkeiten zum Physiotherapiestudium; Mindestgruppengrößen (um mehr Wahlmöglichkeiten zuzulassen); Einbettung von Praxis und Theorie in die Ausbildung mit wachsender Bedeutung der Praxis nach folgendem Verhältnis: 1. Jahr Theorie/Praxis: 80 / 20, 2. Jahr: 60 / 40, 3. Jahr: 50 / 50 und 4. Jahr: 20 / 80; Wissenschaftliche Fundierung (Evidence-based Practice); Fachliche Spezialisierung im 4. Jahr; Zusätzliche zahlreiche Wahlmöglichkeiten; Strukturiertes Praxisjahr als Option, nach der Bachelor-Ausbildung die praktischen Fähigkeiten weiter zu verbessern, Europäische Richtlinien für die Abschlussprüfungen; Anonyme schriftliche Prüfungen; Evaluation der Kurs- und Prüfungsdurchführung.

Die Forderungen der Studenten zeigen vor allem dreierlei:

Internationalisierung muss eine größere Rolle in der curricularen Ausgestaltung spielen (dies bezieht sich auf den Austausch von Lehrenden und Studierenden, aber auch auf Lehrangebote in englischer Sprache). Die Bedeutung der praktischen Fertigkeiten wird von den Studenten sehr hoch bewertet, dies muss unbedingt auch in der Akademisierung in Deutschland mit berücksichtigt werden (Bitte keine akademische Übertheoretisierung auf Bachelor-Niveau!). ENPHE ist eine gute Plattform auch für die Formulierung studentischer Belange, was zukünftig noch mehr fokussiert werden sollte, z. B. auch durch die Beteiligung deutscher Studentenvertreter (z. B. OSGE, BStR).

In seiner Abschlussrede betonte Prof. Dr. Antoon Ven, derzeitiger Präsident der ENPHE, wie wichtig es ist, gegenwärtig auch ohne Forschungsunterstützung am gemeinsamen Anliegen weiter zu arbeiten, das Physiotherapiestudium in Europa nicht nur kompetenzorientiert und qualitätsgesichert, sondern auch innereuropäisch harmonisiert zu gestalten, sodass studentische Mobilität leichter möglich ist.

Die Präsentationen der Vorträge sind als pdf-Dateien ebenso wie weitere Informationen über das stetig wachsende Netzwerk auf der ENPHE-Homepage verfügbar: www.enphe.org.

Die nächste ENPHE-Konferenz wird vom 6.-8. März 2008 in Valencia zum Thema Student-Centered Learning: What Does It Mean for the Students, the Lecturers and the Institutions? ausgerichtet.

Vom 25.-26. September 2008 folgt dann der 2nd European Congress on Physiotherapy Education des WCPT zum Thema Life-Long Learning - Developing the Profession in Stockholm.

Für beide Konferenzen können Abstracts eingereicht werden (Poster oder Vorträge).

Prof. Dr. med. Christoff Zalpour, Professor für Physiotherapie

Fachhochschule Osnabrück

Caprivistr. 1

D-49076 Osnabrück

Email: zalpour@wi.fh-osnabrueck.de

    >