Balint Journal 2010; 11(1): 3-9
DOI: 10.1055/s-0030-1247304
Einführung in die Balintpreisarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Einführung in die Balintpreisarbeiten Ascona[1]

Introduction – Ascona Award for StudentsE. R. Petzold
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Publication Date:
16 March 2010 (online)

Zusammenfassung

Diese Arbeit erinnert an die Entstehungsgeschichte „Balintpreisarbeiten Ascona“, die Entwicklung und den derzeitigen Stand der von Studentinnen und Studenten der Medizin eingereichten Arbeiten. Die Idee für die Ausschreibung dieses Preises stammt von Prof. Dr. med. B. Luban-Plozza / Ascona und seinen Mitstreitern, Prof. Dr. W. Schüffel[2], Dr. Arthur Trenkel, dem langjährigen Präsidenten der Jury und Dr. Hugo Solms, dem leider viel zu früh verstorbenen Schweizer Freund. Ihre langjährige internationale Balintgruppenerfahrung und Ziel war es, die jungen Kommilitoninnen und Kom­militonen möglichst früh an eine beziehungsorientierte Medizin heranzuführen, ihnen Mut zu machen, den eigenen Beobachtungen und Gefühlen bei ihren ersten Begegnungen mit einem Patienten oder auch bei wiederholten Gesprächen zu trauen. 35 Jahre sind jetzt nach den ersten Preisarbeit­en vergangen. Wir skizzieren Themen und Inhalte, die in dieser Arbeit auftauchen und die oft eindrucksvollen Reflexionen der Studenten. Die ­Studenten aber skizzieren die Perspektiven der Beob­achter, die sie selbst sind, der Funktionen und Abläufe, die sie beobachten, die Symptome und ­Befunde der Patienten und ihres Umfeldes, ihre ­eigene wissenschaftlichen Einstellung und ihre ­realistischen und die potenziellen Ziele. Mit dieser Einführung soll die nachfolgende Studentengeneration auf diese Möglichkeit der Utili­sie­rung der ­eigenen Erfahrungen und Reflexion – u. U. auch und gerade in einer Peer- oder Junior-Balintgruppe aufmerksam gemacht werden. Der Balintpreis für Studenten wird weiterhin aus­geschrieben und alle 2 Jahre in Ascona oder bei den Int. Balint-Kongressen verliehen. 

Abstract

This paper gives an overview of the beginning, the development and the up to date status of the ­Ascona Balint Price for students. The inaugurator of this price was Prof. Dr. med. B. Luban-Plozza / Ascona, well known in the field of Psychosomatics, and his colleagues Prof. Dr. med. W. Schüffel, Dr. med. A. Trenkel, who was the president of the jury for many years, and Dr. med. Hugo Solms. They all were very experienced Balintgroup leaders and with creating the Ascona prize, realized their goal: to call the medical students’ attention as early as possible to the importance of the doctor-patient-relationship, a relation orientated medicine and to encourage them to trust their own observations and feelings when they first meet with patients or in ongoing consultations. Thirty five years ago we received the first papers from students and we still do. In this paper here we describe the subjects and contents of the students’ papers and their reflec­tions. The students give us an impression of their observations and perspective. They tell us about what they notice in the medical field, about the symptoms and diagnostic findings of the patients and their environment, and they also talk about their own scientific engagement and their realistic and idealistic goals. Publishing these reflections we would like to make a contribution to the students of the next generation to become aware of the possibilities to utilise and share their own experiences and reflections in a peer group or in a ­Junior Balint Group. The Ascona Foundation and the Interna­tion­al Balint Federation (IBF) will continue to present the Ascona Balint Price for Students every second year at the International Balint Congress. The next one will be in Philadelphia / USA in 2011. 

1 Dem Freund und Wegbegleiter Herrn Prof. Dr. D. Ritschl zum achtzigsten Geburtstag gewidmet.

2 Von Prof. W. Schüffel stammen die Kriterien für die Beurteilung dieser Arbeiten (s. u.). In seinem jüngsten Buch: Medizin IST Bewegung und Atem, Projekt Verlag, Halle 2009 nimmt er das Thema von seiner Seite her auf und zeichnet ein mar­kantes Bild für die nachhaltige Wirksamkeit dieses Ansatzes.

1 Dem Freund und Wegbegleiter Herrn Prof. Dr. D. Ritschl zum achtzigsten Geburtstag gewidmet.

2 Von Prof. W. Schüffel stammen die Kriterien für die Beurteilung dieser Arbeiten (s. u.). In seinem jüngsten Buch: Medizin IST Bewegung und Atem, Projekt Verlag, Halle 2009 nimmt er das Thema von seiner Seite her auf und zeichnet ein mar­kantes Bild für die nachhaltige Wirksamkeit dieses Ansatzes.

3 Boris Luban-Plozzas vielleicht wichtigste Botschaft war die: Mut zu dem ­eigenen Mensch Sein und besonders auch zu den eigenen Fehlern zu ­haben, nicht um sich ihrer zu brüsten, sondern um ihnen adäquat zu ­begegnen. Wie kaum ein anderer plädierte er für Toleranz und für ein lebenslanges Lernen – und auch Lehren.

4 John Salinsky: A short History of the International Balint federation (IBF) in B. J. 2001; 2: 64–65.

5 Gelegentlich im Beisein bekannter Politiker wie z. B. der Schweizer Bundesräte FLAVIO COTTI ODER Nello Celio, des italienischen Staatspräsidenten Francesco Cossiga oder der deutschen Bundespräsidenten: Richard v. Weizsäcker, W. Scheel fanden diese Gespräche statt, häufig mithilfe von weithin berühmten Ärzten, Therapeuten und Forschern: Michael und Enid Balint, Erich Fromm, Thure von Uexcüll und Sir John Eccles. Die Breitenwirkung der „patientenorientierten Medizin“ (Anthropologische oder psychosomatische Medizin) war das Ziel der Lebensarbeit von Professor Luban-Plozza, so Dietrich Ritschl, in „Brücken zum Leben“, 2001.

6 Pars pro toto nenne ich die Ehepaare und Kollegen Ritschl, Maoz, Pöldinger, Schüffel, Trenkel, Heigl, Solms, Köhle, Haynal, Stucke, Bucheim, Egle, Jung, Salinsky, Schiepek, Mattern, Dickhaut, Labhardt, Jack Norell, Jacques Dufey, Muradif Kulenovic.

7 Der Promotionspreis wurde 2009 an 2 Kandidaten vergeben und ist für weitere 2 Jahre festgelegt. Am 20.3.2009 überreichte der Stiftungsratspräsident Dr. Alex Amann den Promotionspreis bei der Jahrestagung des DGPM / DKPM-Kongresses in Mainz. Der Preis ging an Gertraud Maria ­Hanel, die eine Arbeit zum Thema „Somatoforme Körperbeschwerden in der Allgemeinmedizin: Verlauf, Einfluss auf die Lebensqualität und Effekte eines Curriculums für Hausärzte“ an der Universität Heidelberg vorgelegt hat. In absente ging ein weiterer Preis an Sabine Gabrijel aus Basel. Das ­Thema der Arbeit ist „Commmunication in Cancer Care: Breaking Bad News and Decision-Making in Oncology“.

8 Marcus Rinschen: A piece of furniture In Medicine, Evidence and Emotions, 50 Years on … Proceedings of the 15th International Balint Congress, Lisbon 2007.

9 Gegen diese Art der „Denkhemmung“ wurde übrigens unlängst in Tübingen eine kleine CRM-Fibel publiziert, in der Leitlinien zur Prävention und zum Management von kritische Ereignissen durch Crisis Resource management (CRM) vorgestellt werden. (Tüpass, 2009)

10 Petzold A, Petzold ER, Schüffel W. Anamnesegruppen – bewusst erlebte ­Sozialisation zum Arzt. In: Studt HH, Petzold ER (Hrsg). Psychotherapeutische Medizin. Berlin, New York: de Gruyter; 1999

11 Harmathy Eva, Kornelia Bobay und Maria Szirtes: Student Balint Groups in Hungary, Buletinul Asociatiei Balint 4, Nr. 13 Marthie 2002

12 Juniorbalintgruppen gehen ihrerseits auf Anregungen von Prof. Luban-Plozza zurück. Sie dienen ihrerseits dem Erlernen einer „Soziopsycho­somatische Gesamtdiagnose“ bzw. einer Annäherung an die Essentials ­einer Beziehungsorierntierten Medizin: Empathie-, Narrativ- und Prozess- und Evidence-basierten Medizin.

13 Wolfgang Huber, Ernst Petzold, Theo Sundermeier (Hrsg). Implizite Axiome – Tiefenstrukturen des Denkens und Handelns, Chr. Kaiser, 1990

14 Dietrich Ritschl: Bildersprache und Argumente – theologische Aufsätze, Neukirchener Verlag 2008

Prof. Dr. med. E. R. Petzold

Goethestraße 5

72127 Kusterdingen

Email: erpetzold@gmx.de

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