Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(3): 146-152
DOI: 10.1055/s-0029-1237717
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Hörgeräteversorgung bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

Hearing Aid Fitting in Children with Auditory Processing DisordersM. Ptok1 , C. Schwemmle1
  • 1Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication Date:
18 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) sind Störungen zentraler Prozesse des Hörens. Zur Therapie sind neben übenden Verfahren u. a. individuelle Übertragungsanlagen und die Versorgung mit Hörgeräten vorgeschlagen worden. Insbesondere zur Hörgeräteversorgung liegen allerdings kaum aussagefähige Berichte vor. In vorliegender Studie wurden subjektive Aussagen zum individuellen Hör- bzw. auditiven Verarbeitungsgewinn analysiert.

Material und Methoden: Die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten von 32 Kindern mit einer AVWS, bei denen wir binaural Hörgeräte angepasst hatten, schätzten den individuellen Hör- und auditiven Verarbeitungsgewinn für ihr Kind anhand eines strukturierten Fragebogens mit insgesamt 22 Fragen ein. Der Fragebogen wurde nach mindestens 3-monatiger Hörgerätetragezeit ausgefüllt.

Ergebnisse: Die Auswertung zeigte eine hohe Homogenität zwischen den Subskalen zu den verschiedenen Hörsituationen und der psychosozialen Beeinträchtigung mit Ausnahme einer Frage zur Geräuschüberempfindlichkeit. Weiterhin ergab sich eine signifikante Verbesserung der Einschätzung des Hörens im Vergleich zum Hören nach Hörgeräteversorgung.

Diskussion: Nach den hier vorgestellten Ergebnissen bewerteten die Eltern bzw. Erziehungsberechtigte die Hörgeräteversorgung als positiv. Inwieweit dies tatsächlich als therapeutischer Effekt zu werten ist, kann anhand dieser Ergebnisse nicht ausgesagt werden. Die vorgestellten Ergebnisse erfordern weitere prospektive Untersuchungen mit Vergleich verschiedener Therapieformen. Die Theorie, dass durch die Hörgeräteversorgung das Hören „erleichtert” wird und somit weniger „kognitive Energie” verbraucht wird, wird diskutiert.

Abstract

Background: Auditory processing disorders (APD) result from dysfunctions of processes dedicated to audition and effect processing of information in the auditory modality. Amongst others, auditory amplification has been suggested as a therapeutic means. Here we evaluate the benefit of individual hearing aid fitting for affected children.

Methods: In a retrospective analysis, data from 32 children suffering from symptoms consistent with information processing deficits in the auditory modality were evaluated. Three months after fitting the patients with hearing aids, a questionnaire was used to assess hearing processing.

Results: The results showed a significant improvement of hearing after hearing aid fitting and a high homogeneity between identification of subscales, except for loudness perception.

Conclusions: According to the data presented, it seems reasonable to assume that hearing aids may ameliorate adverse affects of auditory processing disorders. However, further studies involving stronger evidence levels, e. g., prospective controlled trials are warranted. We also discuss whether or not listening via hearing aids might help to save cognitive energy.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. h. c. M. Ptok

Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: Ptok.Martin@mh-hannover.de

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