Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(1): 8
DOI: 10.1055/s-0029-1202797
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwerpunktthema „Artikulationsmotorik”

Main topic “Articulation Muscles and Motor Function”M. Ptok 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication History

Publication Date:
25 March 2009 (online)

In Heft 1/2007 hatten wir erstmalig das eher trockene Thema „Anatomische Grundlagen” als Schwerpunktthema gewählt. Damals standen Hirnnerven, Pharynx, Kehlkopf, Halsmuskeln, Lunge und Zwerchfell im Mittelpunkt.

Was uns damals überrascht hat, war die außerordentlich gute Resonanz: Dieses Heft zählte zu den „Hits” und war eines der am meisten nachgefragten Hefte. Grund hierfür war sicherlich auch, dass wir Abbildungen aus dem hervorragenden Prometheus, dem Lernatlas der Anatomie des Thieme Verlags, entnehmen durften.

Anknüpfend an den Erfolg damals haben wir für die aktuelle Ausgabe nun wiederum die Anatomie in den Vordergrund gerückt – allerdings mit einem anderen Fokus. In Ergänzung zum Heft 1/2007 konzentrieren wir uns diesmal auf die Artikulationsmuskulatur, also auf Mundbodenmuskulatur, Zunge, Gaumen, Kaumuskeln und mimische Muskulatur. Die Abbildungen stammen wiederum aus dem Prometheus, Band Kopf- und Neuroanatomie.

Optimal ergänzt werden die Abbildungen durch zwei Arbeiten zum Thema „Artikulationsmotorik”: Ergänzung der klassischen Artikulationstherapie durch Kontingenzmanagement und Shared-Descision-Making: eine Therapieeffektstudie von Günther und Hautvast sowie Verständlichkeitsmessung mit MVP-Online: Einflussfaktoren und Validitätsaspekte von Nowak, Zwartyes, Zierdt und Ziegler.

Günther et al. untersuchen in ihrer Studie Kinder zwischen 4 und 6 Jahren mit einer phonetischen Aussprachestörung. Die Kinder in den zwei Therapiegruppen erhielten eine klassische Artikulationstherapie. Nowak et al. schreiben gleich in der Zusammenfassung, dass die Verständlichkeit vermutlich der bedeutsamste diagnostische Parameter zur Beschreibung der Kommunikationsfähigkeit dysarthrischer Patienten im Alltag ist und stellen dann das Münchner Verständlichkeitsprofil vor.

Schaut man sich vor oder nach dem Lesen dieser Beiträge das hochkomplexe Muster der Artikulationsmuskulatur an, und berücksichtigt dann noch, dass neben dieser Muskulatur auch noch viele weitere Muskeln wie z. B. die Kehlkopf- und Respirationsmuskeln, beteiligt sind, wird rasch deutlich, wie extrem gut abgestimmt diese verschiedenen Muskeln sein müssen.

Bedenken Sie dann noch zusätzlich, dass Spannungsänderungen einzelner Muskeln in Koordination mit anderen Muskelgruppen innerhalb kürzester Zeit (im Millisekundenbereich!) erfolgen, dann kann man eigentlich nur ehrfürchtig werden und staunen, dass die Artikulation nicht viel öfter beeinträchtigt ist. Und letztlich können wir dankbar sein, dass wir die Aufgabe haben, betroffenen Patienten mit Artikulationsstörungen, sei es vor oder nach abgeschlossenem Spracherwerb, zu helfen.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. M. Ptok

Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

Med. Hochschule Hannover OE 6510

Carl-Neuberg-Straße 1

30625 Hannover

Email: Ptok.Martin@mh-hannover.de

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