Z Sex Forsch 2025; 38(03): 129-138
DOI: 10.1055/a-2664-2867
Originalarbeit

„Im Internet gucken heute doch alle“. Eine qualitative Untersuchung zur Bedeutung von Online-Informationen zum Schwangerschaftsabbruch für die Beratungspraxis

“Everyone Looks on the Internet Today”. A Qualitative Study on the Significance of Online Information on Abortion for Counseling Practice
Eva Kubitza
Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur, Hochschule Merseburg
,
Maika Böhm
Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur, Hochschule Merseburg
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Zusammenfassung

Einleitung Der Zugang zu objektiven Informationen über Schwangerschaftsabbrüche ist ein wesentlicher Bestandteil der reproduktiven Gesundheit und entscheidend dafür, dass ungewollt Schwangere eine fundierte Entscheidung treffen können – sei es für einen Schwangerschaftsabbruch oder für die Fortsetzung der Schwangerschaft. Die zentralen Informationsquellen sind neben Ärzt*innen, Fachkräfte der psychosozialen Versorgung sowie das Internet.

Forschungsziele Die Studie untersucht die Rolle von Online-Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch aus Sicht von Beratungsfachkräften. Ziel ist es, Erkenntnisse über die Bedeutung digitaler Informationen für die psychosoziale Beratungspraxis zu gewinnen.

Methoden Im Rahmen der Studie „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“ (ELSA) wurden im Jahr 2022 sechs Fokusgruppeninterviews mit 25 Beraterinnen aus Nord-, Ost-, Süd- und Westdeutschland und der Verteilung auf Groß-, Mittel- und Kleinstädte durchgeführt, die in der allgemeinen Schwangeren- und/oder der Schwangerschaftskonfliktberatung tätig sind. Die erhobenen Daten wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse Onlineinformationen über Schwangerschaftsabbrüche haben eine hohe Relevanz für die Beratungssituation, da Klient*innen häufig mit einem auf digitalen Informationen basierendem Vorwissen in die Beratung kommen, wenngleich ihre Informationsquellen innerhalb der Beratungen so gut wie nie Gesprächsgegenstand sind. Die Fachkräfte zeigen überwiegend eine kritische Haltung im Hinblick auf Online-Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen und führen neben fehlenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen auch eigene mangelnde digitale Kompetenzen an, die sie daran hindern, Potenziale der internetbasierten Informationsbereitstellung besser zu nutzen.

Schlussfolgerung Damit sich Beratungsfachkräfte souverän im Kontext der digitalen Informationen über Schwangerschaftsabbrüche bewegen und diese gezielt im Beratungsgespräch aufgreifen können, benötigen sie in erster Linie Ressourcen, um ihr eigenes Wissen zu erweitern und selbst den digitalen Raum mit sachlich korrekten, neutralen und nützlichen Informationen mitzugestalten.

Abstract

Introduction Access to objective information about abortion is an essential component of reproductive health and crucial for enabling individuals with unintended pregnancies to make an informed decision – whether to terminate the pregnancy or to continue it. The main sources of information are doctors, mental health professionals and the internet.

Objectives The study examines the role of online information on abortion from the perspective of counseling professionals. The aim is to gain insights into the importance of digital information for psychosocial counseling practice.

Methods As part of the study „Experiences and Life Situations of Unwanted Pregnant Women – Counseling and Care Services“ (ELSA) six focus group interviews were conducted in 2022 with 25 counselors from northern, eastern, southern, and western Germany, spanning large cities, medium-sized towns, and small towns. The participants worked in general pregnancy counseling and/or pregnancy conflict counseling. The data collected was analyzed using qualitative content analysis.

Results Online information on abortion is highly relevant for the counseling situation, as clients often come to counseling with prior knowledge based on digital information, even though their sources of information are almost never the subject of discussion during counseling sessions. The professionals predominantly show a critical attitude with regard to online information on abortion and, in addition to a lack of time and financial resources, also cite their own lack of digital skills, which prevent them from making better use of the potential of internet-based information provision.

Conclusion For counseling professionals to be able to confidently navigate the context of digital information on abortion and address it specifically in counseling sessions, they primarily need resources to expand their own knowledge in this context and to help shape the digital space themselves with factually correct, neutral and useful information.



Publication History

Article published online:
05 September 2025

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