Zusammenfassung
Die Prager Deutsche Universität wurde 1348 von Kaiser Karl IV. gegründet. 1808 eröffnete
Johann Nepomuk Fischer eine Augenklinik, die 1820 der Deutschen Universität als Ordinariat
einverleibt wurde. Als Fischer 1847 das Lehramt krankheitshalber aufgeben mußte, wurde
Ferdinand Arlt als Supplikant eingesetzt, aber nicht als Ordinarius berufen. Erst
nachdem Arlt 1849 einen Ruf als Professor der Augenheilkunde nach Leipzig erhalten
hatte, wurde das Ministerium in Wien auf ihn aufmerksam und ernannte ihn zum Ordinarius
in Prag; von 1856-1883 wirkte Ferdinand Ritter von Arlt als Professor der Augenheilkunde
in Wien. Unter Arlt erreichte die Wiener ophthalmologische Schule einen Höhepunkt.
Albrecht von Graefe (Berlin) und dessen Vater verdankten der Prager und Wiener Schule
einen Großteil ihrer Fachausbildung und sie schätzten die Wiener Schule höher ein
als die in Berlin. Josef von Hasner leitete die Prager Klinik von 1856-1883, ihm folgte
Hubert Sattler (1886-1891) und ging dann nach Leipzig. Sein Nachfolger Isidor Schnabel
wirkte als Vorstand der Prager Augenklinik von 1891-1895, ehe er an die 1. Augenklinik
nach Wien berufen wurde. Sein Prager Nachfolger war Wilhelm Paul Czermak (1895-1906).
Anton Elschnig, der berühmteste Schüler Schnabels, leitete die Prager Klinik von 1907-1933
und führte sie zu einem Höhepunkt. Sein Schüler und Nachfolger Jaroslaus Kubik mußte
1940 wegen seiner jüdischen Ehefrau abtreten und wurde vom letzten Ordinarius der
Deutschen Prager Augenklinik, Herwigh Rieger aus Wien, abgelöst. Mit der Kapitulation
der Deutschen Wehrmacht im Mai 1945 war auch das Ende der Deutschen Universität in
Prag gekommen. Gemeinsam mit dem Prager Pathoanatomen Herwig Hamperl, der vorübergehend
in Moskau tätig gewesen war und die russische Sprache erlernt hatte, gelang es H.
Rieger, der russischen Kriegsgefangenschaft zu entkommen. Er wirkte zuletzt als Vorstand
der Augenabteilung am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz und lebt heute hochbetagt
auf seinem Alterssitz in Schönfichten O.Ö. In Prag besteht nur noch eine tschechoslowakische
Universität, die sich schon 1882 von der Deutschen Universität losgelöst hatte.
Summary
The German University in Prague was founded in 1348 by the German Emperor Karl IV.
However, it was not until 1808 that an eye clinic was established there, by Johann
Nepomuk Fischer; the clinic was incorporated into the university in 1820. Fischer
retired in 1847 and was succeeded by Ferdinand Arlt, though not as professor in ordinary.
Fortunately, the chair in Prague was offered to Arlt before he had definitively accepted
a call to Leipzig. During the period 1856 to 1883 Ferdinand Ritter von Arlt held the
chair of ophthalmology in Vienna, an ophthalmic center of high repute. One of his
most famous pupils was Albrecht von Graefe, of Berlin. Josef von Hasner directed the
Prague Eye Clinic from 1856 to 1883, followed by Hubert Sattler (1886-1891). Isidor
Schnabel was professor in Prague from 1891 to 1895, before going to Vienna. His successor,
Wilhelm Paul Czermak, directed the Prague Eye Clinic from 1895 to 1906. He was followed
by Isidor Schnabel's most outstanding pupil, Anton Elschnig, a Styrian by birth, who
held the chair from 1907 to 1933. Under Elschnig's guidance the Prague University
Eye Clinic reached a high international standard. Professor Elschnig retired in 1933
and died in Vienna in 1939 following a street accident. Elschnig's successor was his
former assistant Jaroslav Kubik; he had to relinquish the chair after the Germans
occupied Czechoslovakia because his wife was Jewish. The last head of the German University
Eye Clinic in Prague, until the capitulation of the German Army in May 1945, was Herwigh
Rieger from the Vienna School of Ophthalmology. Together with Professor Herwig Hamperl,
a professor of pathology who had worked for some time in Moscow, Professor Rieger
evaded capture by the Russians and returned to his family in Austria. His last appointment
was as head of the ophthalmic department of the city hospital in Linz. Since 1945
there has only been a Czechoslovakian University in Prague; it became independent
of the original German University as early as 1882.