Zusammenfassung
Das Retinoblastom ist ein bösartiger Netzhauttumor des Kindesalters. Die erbliche
Form des Retinoblastoms, die bei nahezu allen familiär oder beidseitig Erkrankten
vorliegt, wird durch Keimbahnmutationen in einem Allel des RB-Gens verursacht. Die
Entstehung des Tumors wird durch den Verlust des zweiten Allels dieses Gens ausgelöst.
Bei der nicht-erblichen Form des Retinoblastoms, die bei den meisten isoliert einseitig
erkrankten Patienten vorliegt, tragen Keimbahnzellen kein mutiertes RB-Gen. Da klinisch
bei keinem Patienten eine Keimbahnmutation ausgeschlossen werden kann, muß bei Angehörigen
aller Patienten ein erhöhtes Risiko für Retinoblastom angenommen werden. Durch molekulargenetische
Diagnostik kann jedoch, wenn die erforderlichen Proben zu Verfügung stehen, das Risiko
meist genau bestimmt werden. Bei einem Teil der Angehörigen kann durch eine Segregationsanalyse
ein erhöhtes Risiko ausgeschlossen werden. Oftmals ist jedoch die Kenntnis der krankheitsverursachenden
Mutation für die Risikoprädiktion erforderlich. Die Mutationssuche wird durch die
Größe und den komplexen Aufbau des RB-Gens sowie durch das heterogene Mutationsspektrum
erschwert. Mit effizienten Scree-ningmethoden kann die ursächliche Mutation bei den
meisten Erkrankten identifiziert werden. Dies ermöglicht bei allen Angehörigen eine
genaue Risikobestimmung. Die molekulargenetische Diagnostik ist daher ein wesentlicher
Bestandteil bei der Betreuung von Familien mit Retinoblastom geworden.
Summary
Retinoblastoma is a childhood malignancy of the eye. Almost all patients with familial
or bilateral disease suffer from the hereditary form of the disease that is caused
by germline mutations in one allele of the RB1 gene. Tumor development is initiated
by the loss of the second RB allele in a retinal progenitor cell. Most patients with
isolated unilateral disease have nonhereditary retinoblastoma and thus do not carry
a mutant allele in their germline. In no patient, the presence of a germline mutation
can be excluded clinically. Consequently, relatives are at an increased risk for retinoblastoma.
Molecular testing, however, enables accurate risk prediction provided that samples
are available. In some relatives an increased risk can be excluded by segregation
analysis. Most often, however, identification of the disease causing mutation is necessary
for accurate risk prediction. Mutation analysis, which is impeded by the size and
complexity of the RB gene, is facilitated by use of efficient screening methods. Using
these methods, the oncogenic mutation can be identified in most patients. Therefore,
predictive testing has become an integral part of contemporary management of retinoblastoma.
Schlüsselwörter
Übersicht - Retinoblastom - Genetik - RBl-Gen - Molekulargenetische Diagnostik - Mutation
Key words
review - retinoblastoma - genetics - RB1 gene - genetic testing - mutation