Sprache · Stimme · Gehör 2007; 31(3): 126-131
DOI: 10.1055/s-2007-985401
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lese-Rechtschreibstörung (LRS) im Sprachenvergleich und im Fremdsprachenunterricht

Dyslexia in Different Languages and the Effect of Dyslexia on Foreign Language LearningW. v. Suchodoletz 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität, München
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Publication Date:
10 September 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die Betreuung von Kindern mit Problemen beim Erwerb der Schriftsprache stellt im Kontext von Mehrsprachigkeit Fachleute vor ganz neue Anforderungen. Bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern mit Schwächen beim Lesen und Schreiben ist zu entscheiden, ob die Schriftsprachprobleme durch eine umschriebene Entwicklungsstörung (LRS) oder durch einen unzureichenden Kontakt zur Zweitsprache bedingt sind. Bei der Betreuung und Beratung dieser Kinder und deren Eltern sind sprachenspezifische Besonderheiten sowohl hinsichtlich der LRS-Symptomatik als auch bezüglich der Förderung zu berücksichtigen. Mehrsprachigkeit wird aber nicht nur von Migrantenkindern, sondern im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts auch von Muttersprachlern erwartet. Dies stellt Kinder mit einer LRS vor erhebliche Probleme, da sie in der Regel nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch im Fremdsprachenunterricht den Anforderungen nur mit Mühe gerecht werden können. Eltern von LRS-Kindern sind deshalb zu beraten, welche Fremdsprache für ihr Kind am besten geeignet ist und welche spezifischen Fördermaßnahmen den Fremdsprachenerwerb erleichtern können. In der Arbeit wird ein Überblick über den gegenwärtigen Kenntnisstand zu Fragen der LRS im Kontext Mehrsprachigkeit gegeben. Empfehlungen für die Betreuung von bilingualen Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und von LRS-Kindern mit Problemen im Fremdsprachenunterricht werden abgeleitet.

Abstract

Children with difficulties in reading and spelling who are being raised bilingually present a particular challenge to the professionals assessing and working with them. It must be decided whether the problems are due to a specific developmental disorder of written language or to limited contact with the second language. Language-specific aspects must be considered with regard to both the character of the developmental disorder and the proposed interventions. Speaking more than one language is expected not only of children of immigrants but also of native speakers in foreign language classes. For children with dyslexia the acquisition of a foreign language is especially challenging. Most of these children have difficulties learning to read and spell not only in their mother tongue but also in the new language. Parents need advice on which foreign language would be most suitable for their child to learn and what special techniques would facilitate acquisition of the foreign language. The present paper provides an overview of current knowledge about dyslexia and multilingualism. Recommendations are then made for how best to help chil-dren with dyslexia who are being raised with two languages and also those dyslexic children who are originally monolingual and are beginning foreign language instruction.

Literatur

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. W. v. Suchodoletz

Abteilung für Entwicklungsfragen der

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,Psychosomatik und Psychotherapie

der Ludwig-Maximilians-Universität

Waltherstr. 23

80337 München

Email: suchodoletz@lrz.uni-muenchen.de